Gezwungenermaßen Gedichtetes


Cabuflé; 2010-09-29

1.
Spieglein, Spieglein an der Wand,
Sag und wäge mit Verstand:
Ist mein Körper zu begehren?
Wenn nein: Wo kann ich mich beschweren?

2.
Die Wahrheit ist ein Freudenhaus
Dein Weltbild eine Eisenfaust
Die Faust zerschlägt das Haus
Und aus.

3.
Einst fragte eine Maus die Schlange:
Was ist des Lebens Sinn?
Die Schlange sprach: Dass ich dich fange!
So schied die Maus dahin.

Ist Afghanistan schon verloren?


Malibu Aircraft; 2010-09-29
Hamid Karzai - Quelle: Wikimedia

Hamid Karzai. Quelle: Wikimedia

Hamid Karzai vergoss am Dienstag anscheinend ein paar Tränen. “Therefore, come to your senses … you are witnessing what is happening on our soil and only through our efforts can our homeland be ours.” schluchzte er sein Volk an. Das selbe Volk, das er erst vor kurzem wieder mal um eine faire Wahl betrogen hat.

Aber es sieht tatsächlich beschissen aus in Afghanistan, das muss man ja niemandem erzählen. Die Gebiete, die in Afghanistan und Pakistan faktisch von den Taliban kontrolliert werden, breiten sich immer weiter aus. Nach wie vor geht ein großer Teil von Hilfsgeldern indirekt an selbigen “Verein”. Mittlerweile sind Wegzoll- und Schutzgelderpressungen wahrscheinlich eine höhere Einnahmequelle für die Taliban als der Opiumhandel. Der Krieg wird weiter privatisiert. Obama will möglichst schnell raus. Gespräche und Deals von staatlicher und militärischer Seite mit den Taliban sind natürlich auf lokaler Ebene längst Realität und sollen nun auch in der großen Politik stattfinden.

Für den Westen ist Afghanistan wie eine juckende Stelle am Rücken, an die man nicht rankommt. Wenn man sie doch nur einfach vergessen könnte. Aber so läuft das nicht. Wer gegen internationales Militär in Afghanistan ist, muss gefälligst Alternativen aufzeigen. Wenn “wir” uns weiter in Afghanistan einsetzen, kann dieses Engagement gut und gerne noch Jahrzehnte dauern. Wenn nicht, ist es sehr wahrscheinlich, dass Afghanistan wieder in die Hände der Taliban fällt. Und dann darf selbst Karzai glaubhaft weinen.

So ist das nunmal


Cabuflé; 2010-08-20

An die Alten Götter


Sims Alabim; 2010-08-18

Im Wespenturm wohnen die machtlosen Götter.
Ich zünde in ihrem alten Tempel neue Kerzen an.
Ich trage den Staub fremder Straßen in ihre Heiligen Hallen.

Als ich ihre Standarten trug
verließen sie mich
in den Eishallen heidnischer Könige.

Doch ist ihr Lächeln ohne Hohn, und meine Rückkehr ohne Reue.
Nicht mehr Vater und Sohn,
noch nicht Diener und Herr,
nur alte Weggefährten, die sich einst an Häfen und Trassen verloren,
so reichen sie mir die Hände.

Es war gut, an ihnen gezweifelt zu haben.

Krieg und Frieden


Malibu Aircraft; 2010-08-15

Photo Credit: morgueFile.com

Noch vor nicht allzu langer Zeit war ich erbitterter Gegner des Afghanistan- und des Irakeinsatzes. Als der Irakkrieg stattfand war ich 16 und ging zu jeder Antikriegsdemo, die ich finden konnte.

Eine meiner ersten Erinnerungen, die irgendwas mit Politik zu tun hat, ist folgende: Meine Eltern sitzen am Tisch und beschäftigen sich mit irgendwas. Ich komme an und nerve sie, sie lassen sich gütigerweise mit halbem Ohr auf ein Gespräch ein und irgendwie kommt dieses auf Opas Jugend und auf den Krieg. Ich weiß nicht mehr genau, wie mir zum ersten Mal verklickert wurde, dass in dem Land in dem wir leben einige Jahrzehnte zuvor eine massenmörderische, sich an Grausamkeit selbst überbieten wollende Diktatur herrschte, aber wahrscheinlich (mit der Angst eines Kindes, dass das doch jetzt hoffentlich auch wirklich vorbei ist) wollte ich unbedingt wissen, wie damals alles endete. Und -während meine Eltern keinen Zweifel daran liesen, dass es enden musste– spürte ich doch ein brennendes Gefühl der Ungerechtigkeit, dass auch unschuldige Deutsche bei den Angriffen der Alliierten starben.

Lange Zeit verfolgte mich die Idee, dass es doch auch irgendwie anders hätte gehen müssen. Später erschien mir eine Zeit lang Gandhis Methode als der Beweis dafür. (Lange bevor ich mich wirklich mit besagtem pädophilem Rassisten auseinandersetzte.) Es fühlte sich also folgerichtig an, auch gegen diese Einsätze sein zu können, ohne wirklich irgendwas über die beiden Länder zu wissen.

Ich halte es nach wie vor selbstverständlich für absolut möglich, aus guten Gründen gegen die Einsätze von 2001 und 2003 zu sein. Tendenziell lehne ich selbst mittlerweile in die andere Richtung. (Sollte ich “leider” sagen? Wenn dann, weil es hier vielleicht eine “richtige”, aber mit Sicherheit keine “gute” Position gibt.) Nur aus Prinzip dagegen zu sein, ist für mich mittlerweile schwer nachvollziehbar. Es fühlt sich immer noch etwas seltsam an, den letzten Satz zu schreiben, denn schließlich war die Position, die ich nicht mehr nachvollziehen kann, irgendwann mal meine eigene.

Manchmal redet man sich ein, dass man zumindest im Ansatz Meinungen, die man heute vertritt schon immer gehabt hat. Ich vergesse mittlerweile gerne, dass ich mal an so etwas wie einen “radikalen Pazifismus” geglaubt habe, bzw. an das, was heute darunter verstanden wird. Aber ich kann nicht leugnen, dass ich lautstark gegen etwas protestiert habe, von dem ich nicht nur keine Ahnung hatte, sondern von dem ich es auch nicht nötig gehalten habe, Ahnung zu haben. Zumindest ein Gefühl hatte ich “im Ansatz”: Dass die Position (gar “Bewegung”?), die man allzu gerne selbstgefällig mit der Protestbewegung gegen den verbrecherischen Vietnamkrieg vergleicht, die sich gegen die allmächtige USA stellt und die so emotional aufgefüllt ist, dass genau diese Position irgendwie viel zu einfach ist. Ich meine nicht mal inhaltlich. Es waren hierzulande zu viele auf der eigenen Seite, als dass man sich rebellisch hätte fühlen können. Ich weiß noch ziemlich genau, wie eine ältere Mitdemonstrantin mit Anspielung auf die Propaganda der amerikanischen Medien, Mark Twains berühmten Satz zitierte: “Immer wenn man die Meinung der Mehrheit teilt, ist es Zeit sich zu besinnen.” Ich schaute mich um, sah die SPD-, Grünen-, PDS- und PACE-Fahnen und verdrängte das Gefühl einer eigentlich offensichtlichen Ironie, das sich in mir breitmachte.

Doch wie gesagt änderte sich meine Position zu Afghanistan und zu Irak erst vor kurzem. Einen Anstoß -oder besser einen zusätzlichen kräftigen Schubser- gaben Texte von Christopher Hitchens. Aber ich will an dieser Stelle keine geschlossene Argumentation für die Interventionen vorlegen (gerne ein andermal).

Mit meiner antimilitaristischen Einstellung kam schon auch eine gewisse misstrauische Haltung bis Feindschaft allem Soldatischem gegenüber. Wie einfach ist es doch, sich vom Klischeebild des kriegsgeilen, obrigkeitshörigen Soldaten zu überzeugen, selbst wenn man wie ich von früh auf Erwachsene kennenlernen durfte, die diesem Bild vollständig widersprechen. Hitchens beschreibt in seinen kürzlich erschienenen Memoiren ausführlich, wie er davon erfuhr, dass ein junger Soldat namens Mark Daily im Irak getötet wurde, der sich unter anderem durch seine Texte zu einer Einschreibung bewegen lies. Das Kapitel ist eines der berührensten des Buches, aber statt Hitchens zu zitieren, kann ich auch Mark Daily selbst sprechen lassen, denn seine MySpace-Seite gibt es immer noch.

Why I Joined:

[…] Much has been said about America’s intentions in overthrowing Saddam Hussein and seeking to establish a new state based upon political representation and individual rights. Many have framed the paradigm through which they view the conflict around one-word explanations such as “oil” or “terrorism,” favoring the one which best serves their political persuasion. I did the same thing, and anyone who knew me before I joined knows that I am quite aware and at times sympathetic to the arguments against the war in Iraq. If you think the only way a person could bring themselves to volunteer for this war is through sheer desperation or blind obedience then consider me the exception (though there are countless like me).

Ich fordere jeden dazu auf, seine MySpace Seite zu besuchen und den ganzen Eintrag zu lesen. Und dann zu entscheiden, ob es sich hier um einen naiven, dummen, kleinen Bushfan handelte.

Wenn ich heute an meine Antikriegsdemoteilnahmen zurückdenke, schäme ich mich nicht für meine damalige Position. Aber ich wünschte, ich hätte zumindest nicht folgende selbstgerechte Einstellung geteilt: Dass man sich für den Tod und das Leiden Unschuldiger weniger rechtfertigen muss, wenn sie durch das Ausbleiben einer militärischen Interventionen auftreten, als wenn sie durch die Durchführung selbiger entstehen. Und es ist sehr wohl möglich, das zu sagen, ohne in die Rechtfertigungen für die zahllosen Fehler und unverzeilichen Verbrechen, die in Afghanistan, Irak und sogar in Deutschland von den Alliierten begangen wurden, einzustimmen.

Zusammengefasst


Malibu Aircraft; 2010-08-14

There was an old bastard named Lenin
Who did two or three million men in.
That’s a lot to have done in
But where he did one in
That old bastard Stalin did ten in.

– Robert Conquest

Categories : Diverses

Pakistanische Fluten


Malibu Aircraft; 2010-08-04

In Pakistan werden viele Opfer der Fluten von islamistischen Gruppen versorgt. Der englische Guardian schreibt:

With the government overwhelmed by the scale of the disaster, the worst flooding in Pakistan in at least 80 years, a gap has opened up for well-organised Islamic groups, mainstream and extremist.

They have been able to win hearts and minds in a region most hit by militancy and the threat of a Taliban takeover. Across the deluged north-west, locals complained bitterly that government help was almost entirely absent.

Die Zeitung gibt als Beispiel eine Unterorganisation von “Lashkar-e-Taiba” an, eine riesige Terrorgruppe, die in der Vergangenheit vor allem Anschläge in Indien ausführte, aber auch gute Kontakte mit Taliban und Al-Qaeda unterhält. Die Ironie ist offensichtlich: Gerade in den Gebieten in denen staatliche oder internationale Hilfe zum Teil aufgrund zerstörter Infrastruktur und beschissener Sicherheitslage fehlt – beides im beträchtlichem Maße die Schuld von Gruppen wie Lashkar-e-Taiba – können islamistische Gruppen als Retter glänzen.

Situationen wie diese zeigen, warum man auf Orte wie Afghanistan und Pakistan nicht einfach aus sicherheitspolitischem Auge schauen kann. Entweder setzt sich der Westen für sie ein, das bedeutet humanitäre und finanzielle Mittel in viel höherem Ausmaß als bisher, und er verpflichtet sich selbst dazu, langfristig beim Aufbau mitzuhelfen oder wir können noch so viel Soldaten und militärische Ausrüstung schicken: Denn dann wird es sehr wahrscheinlich in absehbarer Zeit einen neuen Afpak-Staat unter islamistischer Herrschaft geben.

Categories : Gesellschaft  Medien  Politik

Nietzsche über die Wissenschaft


Malibu Aircraft; 2010-07-31

“Forscher und Versucher. – Es giebt keine alleinwissendmachende Methode der Wissenschaft! Wir müssen versuchsweise mit den Dingen verfahren, bald böse, bald gut gegen sie sein und Gerechtigkeit, Leidenschaft und Kälte nach einander für sie haben. Dieser redet mit den Dingen als Polizist, jener als Beichtvater, ein Dritter als Wanderer und Neugieriger. Bald mit Sympathie, bald mit Vergewaltigung wird man ihnen Etwas abdringen; Einen führt Ehrfurcht vor ihren Geheimnissen vorwärts und zur Einsicht, Einen wiederum Indiscretion und Schelmerei in der Erklärung von Geheimnissen. Wir Forscher sind wie alle Eroberer, Entdecker, Schifffahrer, Abenteuerer von einer verwegenen Moralität und müssen es uns gefallen lassen, im Ganzen für böse zu gelten.”

Morgenröte, 432

“Auf leidenschaftliche Geister wirkt der Blick durch das Tor der Wissenschaft wie der Zauber aller Zauber; und vermutlich werden sie dabei zu Phantasten und im günstigsten Falle zu Dichtern: So heftig ist ihre Begierde nach dem Glück der Erkennenden.”

Morgenröte, 450

Categories : Diverses

Sims Alabims Sommerhits


Sims Alabim; 2010-07-24

Für viele Leute ist es längst ein offenes Geheimnis, dass ich gerne die Vuvuzela erfunden hätte. Nicht nur, um mit einem vermutlich äußerst billig hergestellen Plastikkram einen Haufen Kohle zu machen, sondern vor allem, um mich voller Stolz einer Erfindung rühmen zu können, die der gesamten Fußballnation wochenlang auf die Nerven gegangen ist. Das wäre einmal wirklich ausgleichende Gerechtigkeit und mir ein innerer Reichsparteitag gewesen.

Ich hätte mich auch redlich darum bemüht, die Vuvuzela mit verschiedenen Frequenzen herauszubringen, denn als das größe Manko des Vuvuzela-Klangteppichs habe ich eigentlich immer die Tatsache empfunden, dass es dem ZDF gelungen ist, ihn aus dem Live-Ton der Übertragungen auf ein erträgliches Maß herunterzufiltern (das habe ich mir zumindest erzählen lassen).

Wie überrascht war ich, als ein paar wagemutige Musikanten den Beweis angetreten haben, dass in der Vuvuzela noch viel, viel mehr steckt, als penetranter Hintergrundlärm. Das, was diese Menschen da veranstalten, gehört meines Erachtens nicht nur in einen Konzertsaal, sondern auch auf die Zuchtbullenversteigerung in Hannover, zur Bundesverdienstkreuzverleihung für Jogi Löw, mehrfach vor die UNO und vor den obersten Sowjet.

Platz 3: Die Vuvuzela

Auch das folgende Stück würde ich gerne einmal in der Fassung für Vuvuzela-Bläser hören. Bis dahin müssen wir uns wohl mit folgender, gelungener Neuinstrumentalisierung eines Klassikers zufrieden geben:

Platz 2: The (not so) Imperial March

Zum Themenkanon dieses Blogs gehört ja leider Gottes auch immer wieder der Spott über die Esoteriker, und so wie meine geschätzten Freunde und Kollegen ihre Kronzeugen dafür gerne unter den Spitzen der Britischen Komiker finden, ist es mir nun auch endlich gelungen, ein musikalisches Kleinod ausfindig zu machen, dass zeigt, dass höchster musikalischer, künstlerischer Anspruch und tiefgreifende spirtuelle Botschaften wahrhaftig zu einem Meisterwerk verschmelzen können, ohne dessen positive Energie ich keinen meiner treuen Leser in den Rest des Sommers entlassen möchte:

Platz 1: Ein Lied, das jeden Menschen glücklich macht.

Ich würde mich nicht wundern, wenn man damit Krebs heilen könnte.

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Poplinke


Cabuflé; 2010-07-19

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