Malibu Aircraft; 2011-10-25
Straße zwischen Tripolis und Misrata (Wikimedia Commons)
Libyen startet nicht gut in eine neue Ära. Auch wenn wohl wenige dem möglicherweise gelynchten Gaddafi nachtrauern werden, hätte ein Prozess dem Land bezüglich Vergangenheitsbebumsung sicher wesentlich besser getan, als seine Leiche und die seiner Söhne und engsten Generäle öffentlich zur Schau zu stellen. Genausowenig verheißungsvoll ist die Ankündigung des NTC (National Transitional Council), dass die Rechtgrundlage in einem neuen Libyen die Scharia sein soll. Und schließlich sind da noch die unnötigen Grausamkeiten, die den Rebellen sicher nicht zu Unrecht vorgeworfen werden.
Die Wir-haben-aus-dem-Irak-gelernt-Methode der militärischen Intervention des Westens, die größtmöglichen Wert darauf legt, nicht imperial oder als Besatzungsmacht rüberzukommen und daher trotz massivem Lufteinsatz, Geheimdienstoperationen am Boden, Ausstattung mit Waffen und Informationen, keinerlei Forderungen oder Bedingungen an die Rebellen stellt, hat auch Nachteile.
Wäre es so abwegig, jetzt internationale Beobachter zu fordern, die einen möglichst sauberen Ãœbergang zur Demokratie kontrollieren? Und im Notfall mit Sanktionen zu drohen?
Sicher haben weder die Menschen, die sich gegen die alte Dikatatur erhoben haben, Lust auf eine neue, diesmal von einer anderen Kleingruppe, noch deren ausländische Unterstützer. Allerdings ist dies nicht unwahrscheinlich, wenn man einfach alles seinen Gang gehen lässt.
Gaddafi herrschte für 42 Jahre, das heißt die Einzigen, die Regierungserfahrung haben, sind übergelaufene Ex-Politiker, in den meisten Fällen um ihren eigenen Arsch zu retten. Denen auf einmal beste Absichten zu unterstellen ist wahnsinnig. Ansonsten gibt es neben einem nicht zu vernachlässigen Rassismus zwischen Arabern, Berbern und Schwarzafrikanern noch zahllose verfeindete Stämme in unterschiedlichen Größen. Dazu kommt der drohende ideologische Kampf zwischen demokratischen, islamistischen und Ex-Gaddafi Kräften.
Was die Libyer geeint hat, war ein Aufstand gegen Unterdrückung und Ausbeutung. Was wäre falsch daran, ihnen durch internationale Beobachter zu ermöglichen, sich wieder zu einen gegen jede Gruppe, die ihnen dasselbe erneut aufdrücken möchte? Und wenn sich der NTC dagegen stellt, nun… Warum sollten Sanktionen ausgerechnet dann vom Tisch sein, wenn sie noch was bringen?
Malibu Aircraft; 2011-09-26
Malibu Aircraft; 2011-07-10
In der Online-Ausgabe des britischen Guardian erschien gestern ein sehr empfehlenswerter Artikel mit dem Namen “Germany’s contribution to the Arab spring: arms sales”. Er beleuchtet wie das einst linke Mantra “Nie wieder Krieg” zu einer Mainstream-Richtlinie in der deutschen Außenpolitik geworden ist, selbstverständlich nicht im wörtlichen Sinne, sondern nur im Bezug auf eigene militärische Interventionen. Er zeigt auch, dass das aktuelle Beispiel des Panzerdeals mit Saudi-Arabien, kurz nach dem Einmarsch saudischer Truppen in Bahrain zur Niederschlagung dortiger Proteste, sich ebenfalls in ein Grundmuster deutscher Politik einordnet (auch wenn natürlich Zeitpunkt, Ausmaß und die einhergehende Heimlichtuerei eine herausstechende Perfidie darstellen). So erinnert er daran, dass Deutschland nach den USA und Russland nach wie vor der drittgrößte Waffenexporteur der Welt ist.
Doch der Artikel bezeichnet diese beiden Stränge als Widerspruch und eben “etwas heuchlerisch”. Meiner Meinung ist es mehr als das. Deutschland kommt als einer der Supermächte der Welt mit seinen massiven Waffenexporten davon, ohne bisher in der Weltöffentlichkeit als allzu kriegstreiberisch angesehen zu werden (z.B. im Vergleich zu den USA oder Großbritannien), gerade weil es sich mit Berufung auf die eigene Geschichte aus internationalen Militäreinsätzen immer mehr heraushält. Würde es sich diesbezüglich ähnlich engagieren wie Großbritannien würde es im öffentlichen Auge noch wesentlich schlechter dastehen als das Vereinigte Königreich, da dann auch schmutzige Geschäfte wie der Saudi-Deal international noch mehr in den Blick fallen würden.
Es erscheint insofern auch weniger schizophren, sondern vielmehr systematisch, dass Militäreinsätze vom Bundestag abgesegnet werden müssen, während Waffendeals in fast absoluter Geheimhaltung vom Wirtschaftsministerium oder Bundessicherheitsrat beschlossen werden. Ähnlich systematisch wie die Tatsache, dass die zunehmend “pazifistische” Außenpolitik Deutschlands der letzten fünf bis sechs Jahren mit einer Erhöhung der Rüstungsexporte um mehr als 100 Prozent im selben Zeitraum einhergeht.
Auch wenn die Beweggründe für den 200-Panzer-Vertrag sicherlich vornehmlich wirtschaftlicher Natur sind, sollte man aber natürlich auch auf mögliche politische Rechtfertigungsversuche eingehen.
Im mehrheitlich schiitischen Bahrain, dessen Königshaus jedoch sunnitisch ist, findet seit langem eine kaum verhohlene Diskriminierung der Schiiten statt. So sind diese laut Welt z.B. trotz 70 Prozent Bevölkerungsanteil mit nur 2 Prozent in den Sicherheitskräften vertreten. Die Proteste, die momentan stattfinden, gehen vor allem von Schiiten aus und die Wut und Kompromisslosigkeit ist entsprechend hoch.
Es ist nicht klar, wieviel die schiitische Führung des Iran mit den Protesten zu tun hat, aber Israels Zustimmung zum Panzervertrag dürfte vor allem mit Blick auf den großen Nachbarn von Bahrain auf der anderen Seite des persischen Golfs geschehen sein. Es ist zu befürchten, dass Irans Einfluss im Nahen Osten in der Zukunft stark zunehmen wird. Die USA will bis Ende dieses Jahres ihre Truppen aus dem Irak abziehen, was Teheran noch mehr Einfluss dort ermöglichen wird, Khamenei und seine Handlanger haben bisher recht erfolgreich Proteste im eigenen Land niedergeschlagen ohne wie in vielen arabischen Staaten zumindest symbolische Zugeständnisse an die Demonstranten machen zu müssen, die generell instabile Situation in der Region erlaubt dem Iran auf zahlreichen Wegen sympathisierende Gruppen noch mehr als bisher zu unterstützen und das Thema Nuklearwaffen ist auch noch lange nicht vom Tisch.
Saudi-Arabien ist der direkte Konkurrent Irans und wenn Bahrains Königshaus zu Gunsten einer Iran-freundlichen Regierung fällt, haben die Saudis womöglich nicht nur einen wichtigen Handelspartner verloren und müssten eine Destabilisierung der eigenen angrenzenden schiitischen Gebiete befürchten, sie hätten auch einen unberechenbaren militärischen Faktor direkt vor der Haustür.
Die westliche Taktik scheint also zu sein, sich öffentlich auf die Seite der Demonstranten in Saudi-Arabien und Bahrain zu stellen, aber in Wahrheit den alten Verbündeten zu unterstützen. Sicher, man könnte auch gut argumentieren, dass die täglichen Öl-Importe, ohne die der Westen aufgeschmissen wäre, die Herrscher in Riad mehr unterstützt als 200 Panzer. Aber das eine rechtfertigt natürlich nicht das andere und während man das Ölabnehmen irgendwie als Notwendigkeit hinbiegen kann, sind derartige Waffenexporte eine unüberhörbare “Keep going, you’re doing great!”-Botschaft.
Die Ungerechtigkeiten, die in Saudi-Arabien und in Bahrain geschehen, und die Brutalität mit der jeder Protest erstickt wird sind zudem so groß und die Ausdauer des arabischen Frühlings-Sommers so phänomenal, dass es nicht nur aus moralischen, sondern auch aus pragmatischen Gründen mehr Sinn macht, Flagge für die Protestbewegungen zu beziehen und zu hoffen, dass die Menschen, nachdem sie ihre alten Fesseln abgeschüttelt haben, sich keine neuen von den iranischen Machthabern anlegen lassen.
Deutschlands Rolle in all dem ist selbstverständlich doppelzüngig, heuchlerisch und verlogen, aber sie ist nicht in sich widersprüchlich, sondern in alter Tradition systematisch.
Malibu Aircraft; 2011-07-06
Jonathan kämpfte gegen das Adrenalin, das sein dummer Körper ungefragt ausschüttete und setzte ein Lächeln auf: „Entschuldigung. Ich weiß, ich sollte das hier ernster nehmen. Es ist nur so, dass die Anschuldigungen gegen mich so… haha.. absurd sind, dass es es mir schwer fällt, das ernstzunehmen, dass ihr mir nicht glaubt, dass ich das hier, dass also, dass dem so ist, dass ich hier hergehöre und ähm…
Die andere Welt: Ja also die ist … sehr ungemütlich… und ganz und gar nicht … gut oder real. Weder das eine noch das andere. Sie ist grau, mürrisch, voller Misstrauen, Abenteuer werden geschlachtet, während sie noch Föten sind. Sie ist gebaut aus Begrenzung von Kleingeistern, die andere Geister verkleinern wollen, damit sie in ihre eigenen Geister passen…
Ich kann sie nicht empfehlen. Ich will dort auch nicht wieder hin.“
„Aber was, wenn sie die echte wäre, Jonathan?“ fragte der Weißhaarige.
„Selbst dann nicht.“
Plötzlich erhob sich ein Stimmengewirr am Tisch.
„Ich bin nicht überzeugt!“ „Er klingt falsch!“ „Unecht, gebt ihm den Test!“
Der Weißhaarige räusperte sich und wieder klang es, als räusperten sich die Wände mit ihm.
„Jonathan… Wärst du bereit, den Test zu nehmen. Ich weiß, es ist nicht sehr angenehm, aber es ist die beste Möglichkeit, alle Zweifel zu bereinigen.“
„Nicht fragen!“ rief eine dralle Blondine aus dem hinteren Teil des Raumes. Sie erhob sich und kam auf Jonathan zu, in der Hand ein dünnes Glas mit einer silbrigen Flüssigkeit.
„Nimm den Test.“ sagte sie mit einer Freundlichkeit, die so falsch war wie ihre Titten, während sie Jonathan das Glas in die unwillige Hand zwang.
Eine zweidrittel Ewigkeit hielt er das Glas bis er es auf dem Tisch absetzte und in seinem charmantesten Tonfall sagte:
„Vielen Dank für Ihre Zeit, doch ich muss das noch einmal überdenken.“
Dann verließ er den Raum so schnell er konnte. Empörte Rufe trafen ihn im Rücken, aber schon einen Schritt hinter der Tür umhüllte ihn wieder die Blase. Er befahl ihr, ihn zurück zum Dach zu bringen, wo er zu seinem wartenden Gefährt sprintete, welches sich, nach seinem Aufschwingen, in einen Düsenjet verwandelte und abhob.
Er raste durch Häuserschluchten und sah bereits das Ende der Stadt und das weite Land vor ihm auftauchen als zwei mächtige metallene Arme ihn packten und sein Gefährt in zwei Teile rissen. Er fiel und schlug nach einem langen Fall auf dem harten Asphalt auf.
Es wurde eine offizielle Untersuchung gestartet, die zu dem Ergebnis kam, dass Jonathan Baumanns Tod zwar tragisch war, dass aber niemand verantwortlich gemacht werden könnte. Einerseits weil die Steurer der Metallarme aus Rücksicht auf die anderen Verkehrsteilnehmer nicht schnell genug nach unten greifen konnten, um ihn aufzufangen, andererseits weil Verantwortung in Utopia generell mit Skepsis betrachtet wird.
Der Moment in dem Jonathan Baumann in seiner Wohnung in Berlin Neukölln aufwachte und feststellte, dass er im falschen Programm war, hätte ganz einfach verdrängt werden können oder abgetan als ein besonders realistischer Traum, nicht zu unterscheiden von der Wirklichkeit, außer eben durch die Tatsache, dass es einfach nicht sein Leben war in dem er aufwachte.
Er lebte dieses Leben zwar noch weitere Jahrzehnte, doch er wusste ohne den geringsten Zweifel, dass es sich dabei um eine Fälschung handelte.
Ende
Malibu Aircraft; 2011-06-25
Der Weißhaarige drehte sich zu den restlichen Anwesenden um und fügte erklärend hinzu:
„Es war Herr Baumanns Therapeut, der uns auf diese Möglichkeit hinwies. Anscheinend sind die Gedächtnisausfälle so wiederkehrend und beständig, dass er sich gezwungen sah, über seine Verschwiegenheitspflicht hinwegzusehen und uns zu informieren.
Er informierte uns, dass Jonathan… ich meine Herr Baumann zum Teil vollständige Blackouts hatte und in der Annahme verweilte, es handele sich bei dieser Welt um einen Traum. Manchmal dauerte es angeblich Tage bis die Erinnerungen vollständig zurückkehrten und er sich wieder ganz „einfinden“ konnte. Die Angaben des Therapeuten decken sich zeitlich mit Phasen in denen Herr Baumann entweder krankgeschrieben war oder in seiner Produktivität ein extrem ungewöhnlicher Einknick festzustellen war. Seinen Angaben zufolge sind psychologische Gründe übrigens auszuschließen.
Es ist selbstverständlich äußerst … unangenehm einen Kollegen diesbezüglich vernehmen zu müssen. Es ist in der Tat so, dass uns außer den Angaben des Therapeuten keine eindeutigen Anhaltspunkte vorliegen.
Aber wie du natürlich weißt, Jonathan, gibt es für uns einige Methoden die Sache sicher zu klären. Als erstes jedoch…“
Der Weißhaarige (Jonathan flog ein Name durch die Stirn. Karl Sirich… Oder Irich? Klirich? Spirich?) blickte ihn ernst an und versuchte sich dann an einem ermutigenden Lächeln:
„Als verdienter und redlicher Kollege sag mir bitte: Hast du selbst irgendwelche Gründe anzunehmen, dass diese Welt nicht real ist? Dass du in Wirklichkeit ein ganz anderes Leben führst? Selbstverständlich zweifeln wir alle von Zeit zu Zeit. Das ist ganz normal. Aber hast du schon mal ernsthaft und für einen längeren Zeitraum deinen Glauben verloren?“
Jonathan fiel wie nebenbei auf, dass sein Herzschlag seit einiger Zeit eine ungesunde Geschwindigkeit an den Tag legte, während er noch immer an dem silbernen Faden der Erinnerung festhielt, den er gepackt hatte, als sich ihm der Name (Schwierich?) des Herren gezeigt hatte.
„Niemals. Jeden Morgen wache ich auf und es mir so unglaublich klar, dass nur diese Welt die richtige ist.“
„Und gibt es eine andere, die mit dieser konkurriert?“
Jonathan versuchte heute zum zweiten Mal krampfhaft seine Unsicherheit zu verbergen (diesmal resultierend aus dem ironischen Tonfall, den er für einen Moment festzustellen glaubte), aber der intensive Blick des schmalen Herren machte es ihm schwieriger als der unterwürfige Roboter von heute morgen.
„Nicht ihm geringsten!“
Der Weißhaarige schmunzelnde und fragte freundlich noch ein mal:
„Gibt es eine andere?“
Diesmal entkam eine Portion Verwirrtheit Jonathans Innenleben und manifestierte sich auf seinem Gesicht.
„Nein…“
Der Weißhaarige schien etwas ungeduldig zu werden.
„Hör zu, Jonathan, das ist kein Spiel hier. Wir alle haben schlechte Träume und “Erinnerungen” an eine andere Welt. Erzähl uns doch einfach, wie sie deiner Meinung nach aussieht.“
Malibu Aircraft; 2011-06-20
Der Moment in dem Jonathan Baumann aufwachte und feststellte, dass er im falschen Programm war, hätte ganz einfach verdrängt werden können oder abgetan als ein besonders realistischer Traum, nicht zu unterscheiden von der Wirklichkeit, außer eben durch die Tatsache, dass es einfach nicht sein Leben war in dem er aufwachte.
Nur es war kein Traum. Und Jonathan Baumann wusste dies in dem Moment, in dem er die Augen öffnete, nicht in seiner kleinen Drei-Zimmer-Wohnung in Berlin Neukölln, sondern in einem geräumigen, hell erleuchteten Apartment auf einem geradezu gigantisch großen Bett, das frei im Raum schwebte und das, nachdem es ihn freundlich flüsternd gefragt hatte, sich langsam auf dem Boden absetzte. Neben ihm schlief zu seiner Rechten eine nackte Schönheit mit feuerroten Haaren, die ihr bis zum Po reichten, und eine nicht minder umwerfende dunkelhäutige junge Frau mit stachelartig abstehenden schwarzen Haaren zu seiner Linken. In diesem Moment wusste Jonathan ohne den geringsten Zweifel, dass dies die Realität war und sein bisheriges Leben eine Fälschung.
Jonathan Baumann kroch aus dem Bett, in dem die beiden Nymphen ruhig weiterschliefen, und das sich wieder zum Schweben erhob, nachdem er es verlassen hatte. Ein kleiner Roboter mit einem kugelförmigen Körper und einem knubbelartigen Kopf kam herbeigesaust und fragte ihn freundlich und unterwürfig, ob er sich wünsche, ein Bad zu nehmen, was Jonathan bejahte, seine leichte Unsicherheit unterdrückend.
Der Roboter führte ihn in ein hohes Badezimmer in dessen Mitte sich eine runde Wanne befand. Die Wände änderten ihre Form und Textur und bald hatte sich das Zimmer in eine sonnige Lichtung verwandelt in der ein kleiner Wasserfall die Wanne füllte.
Eine weiche weibliche Stimme flüsterte ihm zu und fragte, ob er ein wenig Unterhaltung wünsche. Gleich darauf huschten in weiße Tücher gekleidete Schönheiten vor ihm herum und formierten sich zu einem herrlichen Tanz, anmutig, dann kraftvoll, dann artistisch beeindruckend, dann umwerfend durch die Ehrlichkeit, die im körperlichen Ausdruck lag.
Nach seinem Bad brachte ihm der Roboter seinen Anzug und führte ihn zur Haustür, vor der ein motorradartiges Gerät bereitstand. Er setzte sich und ihm selben Moment umfing ihn ein flüssiges Material. Er bemerkte schnell, dass er die Form des Geräts durch seine Gedanken steuern konnte und verwandelte sich in einen großen metallenen Vogel, der sich mit mächtigen Schwingen in die Höhe stieß. Er lebte wohl am Rand einer Stadt, denn unter ihm war weite Natur und für ein paar Minuten nahm er die Form einer Rakete an und raste durch Schluchten, tauchte in Flüsse ein und durchstieß Wolkenfelder.
Sein Gefährt erinnerte ihn nun daran, dass er bald zur Arbeit müsse und ein Signal zeigte ihm die Richtung an. Er flog zu einem Hochhaus, das mitten in der futuristischen Stadt lag, in welcher Kraftfelder wie unsichtbare Airbacks die zahlreichen fliegenden Objekte vorm Zusammenstoßen bewahrten. Er landete auf dem Dach und verließ sein Fluggerät. (Ein entsprechender Gedanke genügte, damit die seltsame Maschine sich in den Ausgangszustand zurück versetzte und seinen Körper aus der innigen Umarmung entließ.)
Jonathan betrat das Innere des Gebäudes und wurde sofort von einer schwebende Luftblase umhüllt. Die Blase begrüßte ihn mit seinem Namen und brachte ihn zu einer Andockstation, einige Meter weiter unten, während sie eine leichte Melodie säuselte.
Eine weitere Tür öffnete sich vor ihm und er kam in einen langen Raum mit einem ebenso langen Tisch an welchem zahlreiche Männer und Frauen in Anzügen saßen, während Hologramme auf dem Tisch wie Notebooks vor den Sitzenden flimmerten.
Am Kopf des Tisches, ihm am nächsten, stand ein hoher, schmaler Herr mit einer weiß umrahmten Brille und einem großen, perfekt weißem Gebiss und genauso weißen, zurück gekämmten Haaren.
Dieser drehte sich zu ihm um und sagte so laut, dass seine Stimme den Raum füllte als käme sie aus gleichmäßig verteilten Lautsprechern: „Da bist du ja, Jonathan! Lass uns gleich anfangen. Wie du weißt bist du heute hier, um uns zu beweisen, dass du keine Fälschung bist…“
Sims Alabim; 2011-06-13
Um Lebensgeister neu zu wecken
hilft ein Sprung ins Haifischbecken.
Sims Alabim; 2011-05-27
1. Das Zentralkomitee zur Erschaffung einer besseren Welt hat heute den Bau von Luftschlössern angeordnet. Diese sollen in einer Höhe von 5.000 Meilen über dem Meer mit den warmen Winden ziehen. Für die Dauer seines Aufenthaltes wird dort für Niemanden mehr Zeit vergehen, als ein Sommertag. Einzige Voraussetzung sie zu erreichen ist die Fähigkeit, aus eigener Kraft Fliegen zu können. Einziger Grund, sie wieder zu verlassen, ist der Wunsch, erwachsen zu werden.
2. Das Zentralkomitee zur Verbesserung der allgemeinen Lebensqualität hat heute den ersten Lufthafen eröffnet. Mit Seilbahnen, Gondeln oder Luftschiffen ist es von nun an jedem Menschen möglich, die Luftschlösser zu besuchen. Melden auch Sie sich an für Ihren Sommertag in der Ewigkeit! Es gibt keinen Grund, diese Attraktion zu versäumen! Es empfiehlt sich allerdings, sich zur Erhaltung der allgemeinen Produktivität nicht länger als einen Tag im Jahr dort aufzuhalten.
3. Das Zentralkomitee der Grauen Eminenzen hat die Luftschlösser zu Reservaten erklärt. Dort werden unsere Kunst- und Kulturschätze die nächsten Tausend Jahre unbeschadet überdauern. Das Betreten der Luftschlösser für Erdenbürger sowie das Verlassen der Luftschlösser für alle, die der Profession der Gaukelei oder der Weltverbesserung nachgehen oder zum alten Adel gehören, ist bei Todesstrafe verboten. Es gibt keinen Grund, sich dem Verbot der Grauen Eminenzen zu widersetzen.
4. Die Bewohner der Luftschlösser haben heute den Grauen Eminenzen den Krieg erklärt. In Ermangelung eines Zentralkomitees hat jeder Luftschlossbewohner seine eigene Kriegserklärung formuliert. Die 5.000 Kriegserklärungen werden dem Zentralkomitee der Grauen Eminenzen im Verlaufe des Winters vermittels Eulen und Brieftauben zugestellt.
5. Das Zentralkomitee der Grauen Eminenzen hat heute die Zerstörung der Luftschlösser angeordnet. Die Flotte der Zerstörer ist bereit unterwegs. Wer sich im Verlauf der nächsten Tage unter einem solchen Luftschloss aufhält, tut dies ausdrücklich auf eigene Gefahr und ohne jeglichen Versicherungsschutz.
6. Das Zentralkomitee der Grauen Eminenzen ist heute von den Trümmern eines herabstürzenden Luftschlosses erschlagen worden. Wie es weitergeht, ist ungewiss.
Malibu Aircraft; 2011-05-19
Sims Alabim; 2011-05-15
Aus mehrfach aktuellem Anlass erlaube ich mir ganz dreist an dieser Stelle alle Leser (und Autoren!) dieses Blogs auf den spannenden Dokumentarfilm “Auf Teufel komm raus” aufmerksam zu machen. Ich sage das nicht (nur), weil die Regisseurinnen gute Freunde von mir sind: Diesen Film sollte man sich anschauen!
Zu sehen im Monopol in München, im fsk-Kino in Berlin, in der Filmpalette in Köln, im Mal Seh´n in Frankfurt und im Apollo in Aachen. Und vermutlich nicht länger als Ende Mai. Also sputet Euch!
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