Thomas Nagel: “Public Education and Intelligent Design”


Malibu Aircraft; 2010-01-21

Im Moment wird unter dem Post „Kreationisten sind doof und stinken“ von Cabuflé eifrig diskutiert. Ich will mich da eigentlich erst mal gar nicht so sehr einmischen, bin aber einfach mal so dreist, mir den in den Kommentaren verlinkten Artikel von Thomas Nagel “Public Education and Intelligent Design” (pdf download) vorzunehmen und dafür einen neuen Post aufzumachen.

Leider muss ich gleich respektvoll bemerken, dass mich die Begeisterung, die für diesen Artikel geäußert wurde, ähh wie soll ich sagen, absolut vollständig und komplett verwirrt.
Meine Meinung dazu ist bedauerlicherweise, dass es sich möglicherweise um einen der schlechtesten Artikel handelt, den ich je gelesen habe. Aber ich könnte mich ja irren und außerdem lernt man ja auch viel dabei, sich mit Dingen auseinanderzusetzen, die einem komplett querlaufen, also will ich das so gut es geht versuchen. Ich entschuldige mich schon im Vorfeld für eventuelle Polemisierungen, Ausfälle und wütende Wortschwälle.

Fangen wir an:

“Most importantly, the campaign of the scientific establishment to rule out intelligent design as beyond discussion because it is not science results in the avoidance of significant questions about the relation between evolutionary theory and religious belief, questions that must be faced in order to understand the theory and evaluate the scientific evidence for it.
It would be unfortunate if the Establishment Clause made it unconstitutional to allude to these questions in a public school biology class, for that would mean that evolutionary theory cannot be taught in an intellectually responsible way.“
(S.188)

Das sind halt so Sätze, bei denen mir ernsthaft übel wird. Mit das Großartigste an der amerikanischen Verfassung ist die Establishment Clause! Lassen wir uns doch nur einmal die Schönheit der selbigen zu Gemüte führen, gleich zusammen mit der Free Exercise Clause: “Congress shall make no law respecting an establishment of religion, or prohibiting the free exercise thereof…”
Also WTF könnte irgendjemand DAGEGEN haben??
Wenn irgendjemand, sagen wir mal eine Religion, wichtige Beweise für die eigene Theorie vorlegen kann, dann sollten diese selbstverständlich gehört werden. Aber das schreibt Nagel nicht! Er sagt, dass der wissenschaftliche Beweis für die Evolutionstheorie nur bewertet und verstanden werden kann, wenn sie im Zusammenhang des religiösen Glaubens diskutiert wird!
Warum testen wir nicht den wissenschaftlichen Wert von allen Theorien im Zusammenhang mit religiösem Glauben? Ich finde ja, dass die Regeln für Fußball nicht verstanden und ihr Wert nicht beurteilt werden kann, wenn sie nicht unter religiösen Aspekten diskutiert werden. Hallo? Hab ich irgendwas verpasst? Seit wann geht so eine Argumentation als irgendwas anderes als Schwachsinn durch?
Und nicht zu vergessen: Schulkinder müssen wir da selbstverständlich auch noch mit reinziehen!
Aber weiter im Text, wir sind schließlich gerade mal auf der zweiten Seite.

“ID (as I shall call it, in conformity to current usage) is best interpreted not as an argument for the existence of God, but as a claim about what it is reasonable to believe about biological evolution…”

Nun, wenn das so ist, ist ja alles gut und ich hab kein Problem damit. Ach verdammt, es geht weiter…

“… if one independently holds a belief in God that is consistent both with the empirical facts about nature that have been established by observation, and with the acceptance of general standards of scientific evidence.“
(S.188)

Warum spielt der Glaube an Gott da eine Rolle? Kann mir das jemand erklären? Das heißt, was man über die biologische Evolution glaubt, sollte abhängig davon sein, ob und wie man an Gott glaubt. Und die Argumentationsrichtung ist auch klar. ID beweißt Gott nicht, es setzt den Glauben an Gott voraus, an welchem sich dann die Theorie über die Evolution orientieren soll. Das Wort, das da nicht passt ist, ist “independently”. Wenn es da was zu suchen hätte, hätte der Satz auch nach der ersten Hälfte aufhören können. Und dann fragt er ernsthaft, was eigentlich das Problem mit ID ist?

“The evidence for the theory [Evolutionstheorie, Anm.] is supposed to be evidence for the absence of purpose in the causation of the development of life-forms on this planet.”
(S.188)

Nein! Nein, eben nicht! Beweise für die Evolutionstheorie beweisen Evolutionstheorie und sonst nichts. Es ist nicht die Aufgabe der Evolutionstheorie irgendwas anderes zu beweisen oder zu widerlegen. Es ist die Aufgabe von denen, die glauben, dass es einen Sinn oder einen Plan oder sonst was in der Entwicklung des Lebens gibt, endlich Beweise für IHRE Theorie vorzulegen. Ich kann deren Theorie nicht widerlegen, niemand kann das. Ich kann auch die Existenz des Weihnachtsmanns und des Osterhasens nicht widerlegen.

„No one suggests that the theory is not science, even though the historical process it describes cannot be directly observed, but must be inferred from currently available data. It is therefore puzzling that the denial of this inference, i.e., the claim that the evidence offered for the theory does not support the kind of explanation it proposes, and that the purposive alternative has not been displaced, should be dismissed as not science. The contention seems to be that, although science can demonstrate the falsehood of the design hypothesis, no evidence against that demonstration can be regarded as scientific support for the hypothesis. Only the falsehood, and not the truth, of ID can count as a scientific claim. Something about the nature of the conclusion, that it involves the purposes of a supernatural being, rules it out as science.“
(S.188 f.)

Wie zur Hölle soll die Wissenschaft die „design hypothesis“ denn widerlegen? Und warum sollte sie sich überhaupt einen feuchten Scheißhaufen darum scheren? Ich muss mir noch mal diesen Satz auf der Zunge zergehen lassen:

“The contention seems to be that, although science can demonstrate the falsehood of the design hypothesis, no evidence against that demonstration can be regarded as scientific support for the hypothesis.”

Zumindest hat er “support” und nicht “evidence” geschrieben. Aber stellen wir uns mal vor, ich fege den Satz „Es gibt keinen Weihnachtsmann, weil sein fliegender Wagen noch von niemandem gesehen und überzeugend dokumentiert wurde.“ mit dem Gegenargument „Sein fliegender Wagen ist unsichtbar.“ fort, inwiefern „unterstützt“ das meine Theorie, dass der Weihnachtsmann tatsächlich existiert? Ich habe immer noch keinen eigenen Beweis dafür vorgelegt, sondern warte nur darauf, dass jemand die Unmöglichkeit versucht, die Nichtexistenz zu beweisen und bekämpfe dann diesen Versuch.
Ich muss mich mit dem Zitieren etwas zurückhalten, sonst könnte ich auch gleich den ganzen Artikel hier reinkopieren.
Er geht jetzt also dazu über zu erklären, warum die Hypothese, dass genetische Mutationen übernatürlich beeinflusst werden, so sehr ignoriert wird. (Die korrekte Antwort darauf würde natürlich lauten: Aus dem selben Grund, weshalb meine Theorie, dass Johannes B. Kerner ein außerirdisches Killermonster mit Auftrag die Menschheit zu vernichten ist, ignoriert wird, nämlich dem, dass bedauerlicherweise keinerlei Beweise dafür vorliegen.)

“The premise is that the purposes and actions of God, if there is a god, are not themselves, and could not possibly be, the object of a scientific theory in the way that the mechanisms of heredity have become the object of a scientific theory since Darwin.
[…]
[T]he idea of a divine creator or designer is clearly the idea of a being whose acts and decisions are not explainable by natural law. There is no divine scientific psychology.”
(S.189)

Nur mal so gefragt: Angenommen es gibt Gott oder etwas vergleichbares. Warum sollte er/sie/es nicht irgendwann auf wissenschaftliche Weise erklärbar sein?
Nagel fährt fort und überlegt sich die folgende Frage:

“Are the sources of genetic variation uniformly random or not? That is the central issue, and the point of entry for defenders of ID.”
(S. 192)

Er führt hier z.B. das Konzept „Facilitated variation“, zu deutsch „Erleichterte Variation“ an. Soviel ich weiß, versteht sich dieses Konzept aber selbst als Erweiterung zur Darwinistischen Evolutionstheorie und das Buch „The Plausibility of Life“, welches Nagel an dieser Stelle anführt, richtet sich ausdrücklich gegen ID. Soweit ich das verstehe, geht es unter anderem darum, dass manche Elemente der DNA offener für Mutationen sind als andere. Die dem zugrundeliegenden Mechanismen entstanden selbst durch natürliche Selektion. Wenn diese Zusammenfassung einigermaßend zutreffend ist, wofür ich nicht meine Hand ins Feuer legen will, dann erklärt dieses Konzept eigentlich wie Mutation, die nicht vollständig zufällig ist, möglich wäre, allerdings ohne die Zuhilfenahme einer übernatürlichen Intervention.
Das wäre also ein ganz gutes Beispiel dafür, dass eine nicht hundertprozentige Zufälligkeit genetischer Variation noch lange kein Beweiß für irgendwas übernatürliches ist.

“But even if one merely regards the randomness of the sources of variation as an open question, it seems to call for the consideration of alternatives.”
(S.192)

Und dieser Prozess nennt sich Wissenschaft. Selbst wenn wir die Sache offen oder sogar noch negativer bewerten würden, gäbe es aber keinen Grund einfach irgendwelchen “Alternativen” den Vorzug zu geben. Nach wie vor warte ich auf auch nur den geringsten Beweis für ID.
Ich müsste eigentlich fast zu jedem Satz was schreiben, hab das aber nicht vor. Nagel scheint davon auszugehen, dass die Existenz eines Gottes oder einer übernatürlichen Intervention bei nicht vorhandenen Beweisen genauso wahrscheinlich ist, wie die Nichtexistenz.
Wahrscheinlichkeit misst den Grad der Möglichkeit, dass etwas wahr ist. Mal ein einfaches Beispiel. Wenn jemand auf der Straße zu dir sagt: „Morgen geht die Welt unter.“, ohne dafür Beweise zu liefern, gehst du dann davon aus, dass morgen mit fünfzigprozentiger Wahrscheinlichkeit die Welt untergeht?
Insofern springe ich jetzt einfach mal ein gutes Stück zum Ende zu einer besonders schönen Stelle.

“Sophisticated members of the contemporary culture have been so thoroughly indoctrinated that they easily lose sight of the fact that evolutionary reductionism defies common sense. A theory that defies common sense can be true, but doubts about its truth should be suppressed only in the face of exceptionally strong evidence.”
(S. 202)

Ich weiß nicht genau, welchen Reduktionismus er hier meint, aber schon wieder so ein Satz, den man sich auf der Zunge zergehen lassen muss: „…the fact that evolutionary reductionism defies common sense…“
Selbstverständlich stimme ich mit dem Wort Reduktionismus nicht überein, aber er setzt es ja hier sowieso mit der Evolutionstheorie gleich. Mein „common sense“ sagt genau das Gegenteil aus, aber zum Glück ist sein Bauchgefühl ja ein allgemeiner „fact“.

66 comments

  1. Zunächst etwas Allgemeines: Wenn ich mich über alle eure Ausrutscher so aufregen würde, bzw. ihnen so viel Bedeutung beimessen würde, wie ihr es mit meinen tut, dann wären wir über den ersten Kommentar gar nicht hinaus gekommen. Das tue ich nicht. Warum? Weil ich Interesse daran habe, zu hören, wie eure Weltsicht a. Zusammen gesetzt ist, b. Begründet ist. Die Art, wie ihr euch an unwichtigen Seitenkommentaren aufhängt vermittelt mir das Gefühl, dass ihr diese Interesse nicht teilt, sondern froh wärt, weiter diese Meinung zu vertreten, die ja auch breite Zustimmung in der wissenschaftlichen Gemeinde findet. Nun, das ist nur ein Gefühl und ich kann mich irren, aber wenn dem so ist, dann kann ich meine Zeit auch besser nutzen, zum Beispiel im Wissenschaftskolloquium, wo man meine Einwände auf Anhieb versteht, die Problematik jedem bewusst ist und man mir nicht mit dummen Sprüchen wie „Du hast dich disqualifiziert“(also wirklich) kommt. Das ist gar nicht böse gemeint. Mein Ziel hier ist es primär, meinen Horizont zu erweitern, aber das muss nicht jedermanns Ziel sein und ich sehe es in diesem Rahmem auch gar nicht wertend, wenn man seine Vorstellungen von der Welt so beibehalten will.
    Es wirkt unendlich ermüdend auf mich, und bestätigt einige Klischees(womit ich nicht gerechnet hatte), dass vor allem Malibu Aircraft meilenweit an meiner Argumentation vorbei feuert, immer mit der Grundeinstellung, ich hätte ihn nicht verstanden. Ich habe schon verstanden: Du willst zeigen, dass sich die Grundthesen der EV unter Poppers Kriterien besser halten, als die Interventionshypothese. In meinem Beitrag bin ich direkt darauf eingegangen. Sowohl auf die genauen Kriterien, die auf die genannten Basissätze zurück gehen, als auch auf das Problem mit den Grundthesen. Ich verstehe ja, dass es lange her ist, seit du Popper gelesen hast. Aber dann räum doch auch mal anderen, die ihn gerade lesen/gelesen haben ein, sich besser an die genauen Stellen und Wortlaute zu erinnern. Die Basissätze müssen eben leider singulär sein, da kann ich dir nicht helfen. Und aus diesen wird dann die falsifizierende Hypothese zusammen gesetzt. Das- und noch viel genauer- ist Poppers Kriterium der Falsifikation. Ich weiß nicht genau, ob dir das wirklich klar war, denn in deiner folgenden Darstellung von Evolution scheinst du es nicht konsequent anzuwenden. Das ist gar kein Vorwurf ala: „Ich weiß mehr!“, aber ich denke du hast ganz einfach das Falsifikationskriterium nicht mehr so genau in Erinnerung.
    Zu den Thesen:
    1.Mal abgesehen davon, dass ich darauf in meinem letzten größeren Beitrag bereits ausführlich eingegangen bin, ist es ziemlich trivial zu sagen, die Evolutionstheorie gehe von Evolution aus. Dieser Punkt ist auch der einzige, den du nicht mit einem Beispiel versehen hast. Was „Evolution“ genau ist, und ob man sie meiner Meinung nach beobachten kann, das werde ich in einem extra Punkt weiter unten behandeln.
    2.Diese Annahme scheint mir ebenfalls von Popper aus betrachtet relativ wasserdicht. Das Basissatzschema lässt sich anwenden. Ich meine allerdings, gelesen oder sogar gelernt zu haben, dass es sehr wohl Gesteinsschichten gibt, in denen große Mengen von Fossilien ohne graduelle Veränderung gefunden wurden. Außerdem gibt es ja auch heutzutage noch Arten, die sich laut EV gar nicht verändert haben, weil sie sozusagen die optimalen Fittheitsbedingungen hatten und haben. Zu der Tatsache, dass sich diese Funde in die EV integrieren lassen, habe ich mich ebenfalls bereits ausführlich geäußert. Würde man die Falsifikation ernst nehmen, müsste man hier bereits ansetzen.
    Ich erinnere des Weiteren daran, dass du eine der wichtigsten Grundthesen vergessen hast: Mutation. Vor allem in Zusammenhang mit negativer Selektion(Die Hypothese ist ja, dass die meisten Mutationen lethal sind, wir deshalb nur jene als in phänotypischer Ausprägung in Arten erblicken, die zufällig einen Vorteil ergeben haben.) halte ich diese These für nicht falsifizierbar. Ich kann niemals an einem Exemplar zeigen, dass an eben diesem Viech KEINE Mutationen stattgefunden haben, denn erstens müsste das Exemplar lebendig sein(abermals: Basissätze beachten!!!) und zweitens kann mir niemand ein Viech zeigen, dass eben keine Mutationen durchgemacht hat, weil man ja davon ausgeht, dass die lethalen Ergebnisse sofort verschwinden und wir nur die durch Evolution zufällig fitteren zu Gesicht bekommen. Die Grundannahme vernichtet hier die Falsifizierbarkeit.
    Was die Beobachtbarkeit unter dem Mikroskop betrifft, so kann man hier meines Wissen nur die Chromosomenmutation bewundern. Hier könnte ich mich gut täuschen und freue mich über eine Belehrung, denn diese wird meinem Punkt nicht schaden: Mutation allein: OK. Ihre Effekte und ihr Zusammenhang mit Selektion, survival of the fittest usw. : Nicht falsifizierbar!

    3.Auch Artenbildung ist eine schwierige Angelegenheit. Eine falsifizierende Hypothese müsste hier aus einander nicht widersprechenden Basissätzen wie: Der Rabe Hansi ist nicht durch adaptive Radiation(bzw. Artenbildung, wenn man es verkomplizieren möchte, denn ich denke a. R. Ist einfacher falsifizierbar zu machen) entstanden. Aber das kann ich von jedem Raben behaupten, wenn ich gezwungen bin, keine Inferenzen aus der Vergangenheit zu ziehen. Wie soll ich also hier eine falsifizierende Hypothese bilden?
    Du sagst:

    „Auch dies sollte bei konstanten Fossiliendaten über einen längeren Zeitraum beobachtbar sein. Ansonsten wäre diese Annahme widerlegt. Bei obigem Beispiel kann man sogar relativ genaue Zeitpunkte feststellen an denen Gabelungen stattgefunden haben. Das gleiche gilt z.B. für die Fossiliengeschichte des Pferds.“
    Aber da hast du jetzt Falsifikation mit Nicht-Verifikation verwechselt. Die Annahme ist- und wir befinden uns hier immer noch auf der Popper Ebene- erst widerlegt, wenn ich aus einer ihr widersprechenden Kette aus Basissätzen eine Hypothese bilden kann, die soetwas besagt wie: Der Harnröhrenwels als Gattung ist nicht aus Artbildung hervor gegangen. Dass das Pferd eine ganz bestimmte Abzweigung genommen hat, „symbolisiert“ durch dieses oder jenes Brückentier, ist nicht falsifizierbar, weil hier von einem Prozess gesprochen wird, der erstens als solcher nicht beobachtet werden kann(dazu wie gesagt weiter unten) und sich zweitens zu 99% in der Vergangenheit abgespielt hat, eine Zeitebene die sich bekanntlich sehr vehement dem empirischen Zugang widersetzt.

    4.Wenn ich hierbei die Deutung weglasse und sage, dass alle bisherigen Funde zeigen, dass es früher weitaus weniger komplexes Leben gab, als heute, dann wäre es durchaus und trefflich falsifierbar. Aber wieder ist es die Evolutionsinferenz, die hier einen Strich durch die Rechnung macht. Es muss ja unbedingt eine der Entwicklung gezogen werden. Diese wiederum, ist nicht falsifizierbar.
    5.Ich denke, ich muss das Argument ja nicht in aller Ausführlichkeit wiederholen. Es ist bereits zweifelhaft, ob man soetwas wie Mutation und Selektion falsifizieren kann. Der Schluss von beidem auf die Evolution ist es sicher nicht. Und nein, Evolution lässt sich nicht beobachten, und ich denke da sind wir jetzt wieder an so einem Basisfehlverständnis. Evolution kann man so viel oder so wenig beobachten wie Kausalität, an deren Beispiel man wunderbar klar machen kann, was ich meine: Beobachten kann ich nur Ereignis A und Ereignis B. Die Kausalität selbst ist abstrakt, ein Schluss und keineswegs beobachtbar. Genauso kann ich Viech A und Viech B beobachten, eine Veränderung feststellen und auf Evolution schließen. Nur ist dieser Gedanke dann rein gedanklich und abstrakt. Niemals wird irgendein Wesen im Universum je Evolution beobachten.
    Ich mache es dir jetzt einfach: Auf dieser Ebene kommst du nicht weiter. Wenn du das Falsifikationskriterium wirklich anwenden willst, musst du die Evolutionstheorie auch wegschmeißen. Das hat Popper sogar selbst erkannt, weshalb er sie in einem seiner frühen Werke nach Logik der Forschung als „metaphysisches Forschungsprojekt“ bezeichnet hat. Erst später, nachdem seine Schüler begonnen hatten, die Logik der Forschung aufzuweichen und er zahlreiche neue Anhänge usw. verfasst hatte, ließ er sich zu der nie ganz begründeten und etwas unmotivierten Aussage hinreißen, die Evolutionstheorie sei doch falsifizierbar. Trotzdem wirst du einsehen, dass dich das Falsifikations Kriterium als Abgrenzung noch mehr in die Bredouille bringt, als vorher die Induktion, die du ja in diesem Zuge schon aufgegeben hast. Ãœber Wahrscheinlichkeitsschlüsse, von denen du auch viel zu halten scheinst, haben wir in diesem Zusammenhang noch gar nicht gesprochen. Auch sie sind nicht falsifizierbar, weil grundsätzlich von einer unendlichen Menge ausgehend.
    Ich sage es frei heraus: Man muss das Kriterium ja auch nicht anwenden, und vor allem du, der du ja ID grundsätzlich als Wissenschaft anerkennst, musst es nicht. Außerdem war der kritische Rationalismus ja auch in gewissem Maße eine politische Gegenposition zum logischen Positivismus. Die Wiener-Kreis-Leute hatten als perfekte Wissenschaft immer die Physik im Auge. Insofern waren Poppers Kriterien eher auf die Physik zugeschnitten, als auf die sehr viel spekulativere und ungenauere(damals) Biologie.
    Du verlierst nichts Wichtiges, wenn du das poppersche Abgrenzungskriterium aufgibst. Tust du es nicht, verlierst du, ob du es nun wahrhaben willst oder nicht, die Evolutionstheorie und dazu wirst verständlicherweise nicht bereit sein. Du müsstest eben deine Auffassung von Theorien etwas ändern.
    Du sagst:
    Bist du der Meinung, dass alle Theorien (im weitesten Sinne des Begriffs) gleich wahr sind und den gleichen Wert haben? Inklusive den Theorien, dass Juden minderwertig sind, dass Völkermord okay ist oder dass Schweine fliegen können? Und wenn nicht, wie teilst du Theorien, oder Aussagen oder Sätzen oder Annahmen oder wie immer du es nennen möchtest, unterschiedliche Werte (im Bezug auf Erklärungsfähigkeit und Wahrheitsgehalt) zu?
    Erwartest du im Ernst, dass ich auf eine so dumme Generalisierung antworte? Deinen Begriff von naturwissenschaftlicher Theorie will ich mal hören, der normative Moraltheorien, normative Fehlschlüsse und einfach irgendwelche Sätze umfasst. Das ist eben das Problem, wenn man keine Lust hat, den anderen seine Definition von den Dingen zu geben: Man kann alles zur Theorie erklären und es dann als „im weitesten Sinne“ beschreiben.Und aufzeigen, wie heuchlerisch es ist, sich erst über meine Nazi-Analogie aufzuregen, und dann eine noch dümmere hinzulegen, muss ich ja wohl erst gar nicht.
    Natürlich gibt es bestimmte Qualitäten, die man einer Theorie zuschreiben kann, damit man zunächst sagen kann, dass sie überhaupt eine ist. Dazu gehören ein Mindestmaß ein logischer Konsistenz und Kohärenz der Satzmenge(nichts anderes ist eine Theorie). Dazu gehört, dass sie explanatorisch oder deskriptiv sind. Das ist eben NICHT irrelevant für die Diskussion und deine abstruse Aufzählung beweist das mit einiger Deutlichkeit. Das hat absolut nichts mit Korinthenkackerei zu tun(obwohl ich dieser auch schuldig und stolz darauf bin), das ist basale Begriffsunterscheidung.
    Des Weiteren habe ich bereits mehrmals angemerkt, dass ich es für grundfalsch halte, Theorien Wahrheitswerte zuzuordnen. Man könnte es mit Wahrheitsgraden versuchen, aber ehrlich gesagt finde ich das noch absurder. Wahrheit ist für mich nach wie vor kein relativer Begriff. Es ist vielmehr der Begriff der Theorie, den man hier relativieren sollte. Will man einer Theorie nämlich Wahrheitswerte zuordnen, dann muss man sich von vornherein dafür entscheiden, ob sie tatsächlich mit der Realität korrespondieren(Ich gehe hier davon aus, dass alle Beteiligten, außer vielleicht Sims, mehr oder weniger eine Art der Korrespondenztheorie der Wahrheit vertreten) und das erscheint mir als ein sehr gewagter Schritt in Anbetracht der hier zur Genüge diskutierten Mängel. Wieder stellt sich das Problem nicht in dieser Härte, wenn man einzig davon ausgeht, dass eine Theorie lediglich versucht, die Dinge so genau wie möglich zu beschreiben, ohne den Anspruch zu erheben sie erklären zu können.
    Jetzt erst kann ich mich der Frage widmen, wie man eine Theorie der anderen vorziehen sollte. Dazu wurden hier einige Vorschläge, die man eben so vorschlägt: Occams Razor, das für mich keinen Sinn ergibt(Einfachheit ist nicht gleich Richtigkeit) und auch abgesehen davon keine Begründung hat. Der berühmte Schluss auf die beste Erklärung, der wie gesagt, eine Prämisse ist, kein objektives Faktum und auch wenn er es wäre, würde die Güte einer Theorie nichts über ihre Richtigkeit aussagen. All das sind keine Kriterien, eine deskriptive Theorie der anderen vorzuziehen.
    Es ist nur ein demütiger Vorschlag von mir, der das Dilemma akzeptiert, in das man sich gezwungen sieht, wenn man die von mir genannten Dinge so akzeptiert, aber ich würde einer Theorie vielleicht nach dem Grad ihres Dogmatismus bewerten. Das bedeutet: Wie viele Gedanken schränkt sie ein, wie viel Freiheit lässt sie dem Wissenschaftler in Methode und Anwendung. Wie viel Möglichkeit bietet sie dem Wissenschaftler, an ihr zu zweifeln und Kriterien des Zweifels anzuwenden. Wie viele anderen Theorien verbietet sie. Wie stark ist der Grad ihrer eigenen Fallibilität, d.h. die Möglichkeiten, unter denen sie sich irren kann, bereits IN ihr formuliert. Dazu kämen selbstverständlich gewisse grundlegende logische Eigenschaften, die ich bereits genannt habe.(Konsistenz, minimale Kohärenz). Diese dürfen aber auf keinen Fall eine zu große Rolle spielen.
    Ich glaube übrigens ganz und gar nicht, dass es einfacher ist, sich nicht auf etwas festzulegen. Der Zweifel ist immer der schwerere Weg, denn mit ihm steht man nie auf einer Seite, kann sich nie in bequeme Konsensmeinungen zurück sinken lassen. Es ist immer einfacher sich auf Etwas festzulegen, vor allem Etwas, auf das sich schon so viele andere festgelegt haben.
    Du sagst:

    „Wenn man sich quasi nie festlegt und so gut wie keine verbindlichen Aussagen macht, wird man es schwer haben, irgendwas ins Wanken zu bringen.“
    Das sehe ich auch nicht so. Festlegen ist einfach. Eine Festung gegenüber eine anderen bauen, um dann wütend tote Kühe rüber katapultieren, das kann jeder. Wer Dogma mit Dogma bekämpft, der wird nicht weit kommen. Ein Dogma kann nur verschwinden, wenn es vom Zweifel unterwandert wird. Verbindlich sind meine Aussagen außerdem mindestens so viel, wie es die deinen sind.
    Ich möchte den Abend in diesem Sinne mit den Worten von Paul Feyerabend beenden, einem mir sehr sympathischen Philosophen, der unter anderem ein Buch mit dem herrlichen Titel: „Erkenntnis für freie Menschen.“ geschrieben hat, das ich vor allem Sims ans Herz lege:

    “Gegen die Vernunft habe ich nichts, ebenso wenig, wie gegen Schweinebraten. Aber ich möchte nicht ein Leben leben, in dem es tagaus tagein nichts anderes gibt als Schweinebraten.”

    Und eines meiner bis jetzt liebsten Zitate:

    “Ich scheiße auf die Wahrheit, was immer das ist. Was wir brauchen ist Gelächter.”

    Schönen Sonntag!

    Grotemson, February 14, 2010
  2. @ Malibu Aircraft:

    Schade. Den Seitenhieb auf Dawkins dämliche Äußerungen zu “Akte X” wollte ich mir selbst für eine andere Stelle aufheben… Leider scheint sich Dawkins Kultur-und Kunstverständnis tatsächlich auf die Aussagen “Ich höre gerne Bach” und “Ich war mit Douglas Adams befreundet” redzuzieren zu lassen.

    Freier Wille und Bewußtsein sind allerdins zwei paar Schuhe. Das Problem des Freien Willens wäre bei einer KI, wenn man (was mir schwerfällt) daran glauben mag, dass sie ein eigenes Bewußtsein entwickeln statt nur simulieren könnte, ja ebenso gegeben, wie beim Menschen, wenn man seine gesamte psychische Herkunftsgeschichte auf physische Komponenten reduziert. Das ist die Inkonsequenz, die mich auch bei Schmidt-Salomon stört, der einerseits behauptet, kein Mensch könne sich jemals an keiner Stelle in seinem Leben anders entscheiden, als er sich entschieden hat, andererseits aber behauptet, die Kreativität des Menschen stehe einem deterministischem Weltbild entgegen.
    Mir jedenfalls fällt es schwer, mir vorzustellen, wie ein Freier Wille auf rein physischen Prozessen aufbauen kann, und nicht auf einem Bewußtsein, dass mehr ist als Materie. Aber ich will versuchen, mich auf diesem Gebiet an Cabuflés aktueller Weiterbildungsoffensive halbwegs zu beteiligen.

    @Grotemson: Das scheint wahrhaftig ein weiteres Buch zu sein, das auf meine Liste gehört.

    Mein Vorschlag zum Sonntag wäre übrigens, dass wir den Verweis auf die nervigen Nazi-Vergleiche als Stilkritik für diesen Blog begreifen, und diese fortan einfach aus unserer Gesprächskultur verbannen. (Mir gehen sie nämlich auch ganz schön auf die Nerven).

    Sims Alabim, February 14, 2010
  3. Dies wird leider vorerst mein letztes ausführliches Kommentar zu diesem Thema sein, da ich in der nächsten Zeit, selbige nicht so sehr habe.
    Ich will aber noch zusammenfassend anmerken, wenn sich das nicht zu anmaßend anhört, dass sich diese Diskussion sehr weit vom Ausgangspunkt entfernt hat, was natürlich vollkommen okay und auch gut ist. Trotzdem will ich selbigen noch mal in Erinnerung rufen: Meine Behauptung war, dass es keinen Sinn macht, die Verankerung von ID in irgendeinem Schulplan zu verteidigen. Es ging nicht darum, zu verbieten, dass Schüler darüber aufgeklärt werden, dass eine Theorie eine Theorie ist, wenn ich auch glaube, dass es zumindest vertretbar ist, den Standpunkt einzunehmen, Evolution ließe sich angesichts der Meinungen der überwältigenden Mehrheit der Wissenschaftsgemeinde umgangssprachlich als „Fakt“ bezeichnen. Doch das war nicht mal Teil des Ausgangspunktes. Es ging auch nicht darum, Biologielehrern zu verbieten, eine Diskussion über ID mit ihren Schülern zu haben, wenn diese das ausdrücklich wünschen, solange darauf hingewiesen wird, dass wie gesagt die absolute Mehrheit der Wissenschaftler von der Richtigkeit der Evolutionstheorie und von der Pseudowissenschaftlichkeit von ID ausgeht. Es ging ebenfalls nicht darum, dass Lehrern verboten werden soll, beispielsweise zu sagen: Evolution widerlegt Gott nicht, entsprechende Interventionen kann man nie ganz ausschließen.
    Grotemson hat bereits gesagt, dass ID aus dem entsprechenden Statement gestrichen werden sollte, Sims ist zumindest für eine Umformulierung und auch gegen das roboterartige Vorlesen von Statements. Was also meinen Ausgangspunkt betrifft, sind wir, so wie ich das sehe, eigentlich so gut wie gar nicht voneinander entfernt und ich stehe zu selbigem nach wie vor hundertprozentig.

    @Grotemson: Ich teile dir hiermit respektvoll mit: Wenn du glaubst, dass die Drohung deiner Abwesenheit mich in der Zukunft daran hindert, auf entsprechende Sätze auf die einzig logische (und noch sehr harmlose Art) zu reagieren, dann hast du dich –mit Verlaub– bereits so sehr geschnitten, dass ich wegen akutem Blutverlust sofort ein Krankenhaus empfehlen würde. Aber gut, lassen wir das hinter uns, ich kann aus deinen Kommentaren so halbwegs rauslesen, dass du den Satz zurücknimmst.

    „Es wirkt unendlich ermüdend auf mich, und bestätigt einige Klischees(womit ich nicht gerechnet hatte), dass vor allem Malibu Aircraft meilenweit an meiner Argumentation vorbei feuert, immer mit der Grundeinstellung, ich hätte ihn nicht verstanden. Ich habe schon verstanden: Du willst zeigen, dass sich die Grundthesen der EV unter Poppers Kriterien besser halten, als die Interventionshypothese.“
    Da musste ich ernsthaft lachen. Es tut nicht weh, auch mal zuzugeben, dass man einen Satz beim Überfliegen nicht richtig verstanden hat. Wir haben in dieser Diskussion alle schon Fehler eingestanden. Aber gut, belassen wir’s dabei, wir woll’n ja nicht drauf rumhacken.

    „1.Mal abgesehen davon, dass ich darauf in meinem letzten größeren Beitrag bereits ausführlich eingegangen bin, ist es ziemlich trivial zu sagen, die Evolutionstheorie gehe von Evolution aus.“
    Deswegen der Teil nach dem Doppelpunkt. Außerdem wäre es etwas fahrlässig, es wegzulassen, findest du nicht?

    „Dieser Punkt ist auch der einzige, den du nicht mit einem Beispiel versehen hast.“
    Doch. Ich habe in dem auf 1. und 2. folgenden Block geschrieben:
    „Die erste Grundannahme wäre widerlegt, wenn bei konstanten Daten eines längeren Zeitraums über Fossilien in Gesteinsschichten (wie in dem erwähnten Beispiel) gar keine Veränderung beobachtbar wäre.“
    Jetzt sagst du: „Außerdem gibt es ja auch heutzutage noch Arten, die sich laut EV gar nicht verändert haben, weil sie sozusagen die optimalen Fittheitsbedingungen hatten und haben.“
    Und dazu sagte ich unter 4.: „Auch wenn die primitiven Lebensformen natürlich dableiben können, und nicht zwangsläufig aussterben müssen.“
    Wenn keine Veränderung stattfindet bei konstanten Daten über einen längeren Zeitraum sind 1. und 2. widerlegt. Dabei können die primitiveren Arten natürlich weiterexistieren.

    „Ich erinnere des Weiteren daran, dass du eine der wichtigsten Grundthesen vergessen hast: Mutation.“
    Das ist eine schon eine These für dich, ein Wort? Sehr präzise. Selbstverständlich habe ich Mutation erwähnt, aber in der Form in der es für Evolution relevant ist, siehe 5..

    „Mutation allein: OK. Ihre Effekte und ihr Zusammenhang mit Selektion, survival of the fittest usw. : Nicht falsifizierbar!“
    Sehr wohl. Siehe 5.

    Zu 3. „Aber da hast du jetzt Falsifikation mit Nicht-Verifikation verwechselt.“
    Sag mir, inwiefern mein entsprechendes Beispiel nicht falsifizierbar sein soll. Wenn ich nur einen Raben beobachte, was soll das mit Artbildung zu tun haben. Dazu muss ich Populationen beobachten.

    „Die Annahme ist- und wir befinden uns hier immer noch auf der Popper Ebene- erst widerlegt, wenn ich aus einer ihr widersprechenden Kette aus Basissätzen eine Hypothese bilden kann“
    Die Vorraussetzung dafür sind konstante Daten über einen langen Zeitraum, wie bei den planktonischen Fossilien. Ich dachte zwar es wäre recht klar, wie die Hypothese dann aussehen würde, aber gut: Die Vorhersage ist, dass sich Artbildung oder auch Radiation feststellen lässt, also dass eine oder mehrere Gabelungen in der Entwicklung der Art beobachtbar sind, also so was: http://palaeo.gly.bris.ac.uk/benton/reprints/2003eolss_files/E6-71-03-08-F05.jpg. Die widersprechende Hypothese wäre, wenn über einen angemessen großen Zeitraum keine Speziation, also nichts mit dem Inhalt der Grafik vergleichbares (auch wenn dann der Zeitabschnitt wahrscheinlich größer sein müsste), stattfindet. Wie die entsprechenden Basissätze aussehen könnten, kann man sich auch recht gut anhand der Grafik erklären. Wunderbar falsifizierbar, aber Vorraussetzungen sind wie gesagt konstante Daten über einen langen Zeitraum.

    „4.Wenn ich hierbei die Deutung weglasse und sage, dass alle bisherigen Funde zeigen, dass es früher weitaus weniger komplexes Leben gab, als heute, dann wäre es durchaus und trefflich falsifierbar. Aber wieder ist es die Evolutionsinferenz, die hier einen Strich durch die Rechnung macht. Es muss ja unbedingt eine der Entwicklung gezogen werden. Diese wiederum, ist nicht falsifizierbar.“
    Was ist denn dann Entwicklung, deiner Meinung nach? Natürlich ist das ein abstrakter Begriff. Ich würde Entwicklung in diesem Zusammenhang als die Veränderung von Arten betrachten. Und damit ist sie hervorragend falsifizierbar, siehe 1., 2. und 3. Das ist natürlich nicht essentiell für 4., sondern eher für die anderen Punkte. 4. makiert nur die Richtung.

    „Wenn du das Falsifikationskriterium wirklich anwenden willst, musst du die Evolutionstheorie auch wegschmeißen.“
    Gerne, sobald du mir einen Grund dafür lieferst.

    „Erst später, nachdem seine Schüler begonnen hatten, die Logik der Forschung aufzuweichen und er zahlreiche neue Anhänge usw. verfasst hatte, ließ er sich zu der nie ganz begründeten und etwas unmotivierten Aussage hinreißen, die Evolutionstheorie sei doch falsifizierbar.“
    Mensch, der Depp. Nein, er hat einfach etwas getan, was ich im Verlauf dieser Diskussion sogar auch schon mehr als ein Mal gemacht habe: Einen Fehler zugegeben. Ein Konzept, dass dir übrigens etwas fremd zu scheinen ist. Allerdings hatte es in der Zwischenzeit auch neue Forschungsergebnisse gegeben.

    „5.Ich denke, ich muss das Argument ja nicht in aller Ausführlichkeit wiederholen. Es ist bereits zweifelhaft, ob man soetwas wie Mutation und Selektion falsifizieren kann.“
    Mutation, Selektion. Aus dem Zusammenhang gerissene Begriffe. Natürlich kann man sie falsifizieren. (Wobei ich hier ja nicht genau weiß, wie du die Begriffe im Moment verstehst, wenn du sie einfach nur so hinklatschst.) Beispiele habe ich bereits gegeben.

    „Der Schluss von beidem auf die Evolution ist es sicher nicht. Und nein, Evolution lässt sich nicht beobachten, und ich denke da sind wir jetzt wieder an so einem Basisfehlverständnis. Evolution kann man so viel oder so wenig beobachten wie Kausalität, an deren Beispiel man wunderbar klar machen kann, was ich meine: Beobachten kann ich nur Ereignis A und Ereignis B. Die Kausalität selbst ist abstrakt, ein Schluss und keineswegs beobachtbar. Genauso kann ich Viech A und Viech B beobachten, eine Veränderung feststellen und auf Evolution schließen.“
    Darum ging es hier doch gar nicht. Wenn Viech B anders ist, als ich es erwarte, ist meine Theorie falsifiziert. Das war die Fragestellung.
    „Nur ist dieser Gedanke dann rein gedanklich und abstrakt.“
    Diese Tautologie versinnbildlicht das Grundproblem deiner ganzen Argumentation hier. Unter den Kriterien, die du anlegst, lässt sich überhaupt kein Prozess und auch kein Zustand beobachten, denn wie wir ja wissen ist alles immer in Bewegung. Der logische Schluss aus diesen Kriterien wäre also in völlige Passivität zu verfallen. Da du ja zumindest hier noch recht aktiv bist, nehme ich nicht an, dass du dafür plädierst.
    „Niemals wird irgendein Wesen im Universum je Evolution beobachten.“
    Dann definiere ich „irgendein Wesen“ einfach als ein Wesen, das Evolution beobachten kann. Da du die Definition für selbiges offen gelassen hast, ist dieser Satz schon von vornherein falsch oder mindestens paradox. Erstaunlich, wie jemand, der sich als Skeptiker bezeichnet, immer wieder solche dogmatischen Sätze von sich lässt.
    Ich zitiere mich noch mal selber:
    „Die Annahme wäre einerseits falsifiziert, wenn über einen längeren Beobachtungszeitraum überhaupt keine Mutationen stattfinden würden. Weiterhin wäre sie falsifiziert wenn sich nicht die Mutierten in der Population ausbreiten würden, die besser an die Verhältnisse angepasst sind.“
    Das lässt sich den Umständen entsprechend durchaus in Basissätzen formulieren. Und das war hier die einzige Frage. Auf die du nicht eingegangen bist.

    „Trotzdem wirst du einsehen, dass dich das Falsifikations Kriterium als Abgrenzung noch mehr in die Bredouille bringt, als vorher die Induktion, die du ja in diesem Zuge schon aufgegeben hast.“
    WIE kommst du auf irgendeine von diesen beiden Vermutungen? Das würde mich wirklich mal interessieren. Ich war hier, welcher Diskussion bist du gefolgt?

    Ich bin Poppers Argumentation auch nur als Gedankenspiel gefolgt, um zu zeigen, dass Evolutionstheorie auch unter seinen Kriterien besser abschneidet als die Interventionshypothese. Das heißt nicht, dass ich selbst von seiner Logik bis ins kleinste Detail überzeugt bin.
    Ich will auch gar nicht gegen die Möglichkeit einer Intervention ins Feld ziehen. Mein Ausgangspunkt, und diesen habe ich mehrmals klar gemacht, ist dass diese Möglichkeit immer und überall besteht, dass man dazu aber nicht mehr sagen kann, als: Ja, kann sein. In sofern macht es überhaupt keinen Sinn, von Biologie-LehrerInnen zu fordern viel mehr als diese drei Worte über Intervention zu sagen. Es sei denn man sieht die Evolutionstheorie prinzipiell und dogmatisch als Feind. Dann wird man alles tun, um Fakten falsch darzustellen und zu verzerren. Und das unterstelle ich unter anderem ID.
    Da du aber auch für die Entfernung des ID-Teils aus dem entsprechenden Satz plädiert hast, weiß ich nicht, was diesbezüglich überhaupt unsere Differenzen sind. Offenbar siehst du ID ja dann auch nicht auf der gleichen Stufe. Wie begründest du das eigentlich?

    „Erwartest du im Ernst, dass ich auf eine so dumme Generalisierung antworte? Deinen Begriff von naturwissenschaftlicher Theorie will ich mal hören, der normative Moraltheorien, normative Fehlschlüsse und einfach irgendwelche Sätze umfasst. Das ist eben das Problem, wenn man keine Lust hat, den anderen seine Definition von den Dingen zu geben: Man kann alles zur Theorie erklären und es dann als „im weitesten Sinne“ beschreiben.Und aufzeigen, wie heuchlerisch es ist, sich erst über meine Nazi-Analogie aufzuregen, und dann eine noch dümmere hinzulegen, muss ich ja wohl erst gar nicht.“
    Wer hat gesagt naturwissenschaftliche Theorie? Um ehrlich zu sein ging es mir einfach nur darum, wie du überhaupt irgendwas unterschiedliche Werte beimisst. Dass du dich erst resolut weigerst diese Herausforderung anzunehmen und es weiter unten doch versuchst, zeigt, dass du ganz genau verstanden hast, was ich gemeint hab. Also wo ist das Problem? Und keine Angst, deine Nazi-Analogie ist nach wie vor einsame Spitze.

    „Des Weiteren habe ich bereits mehrmals angemerkt, dass ich es für grundfalsch halte, Theorien Wahrheitswerte zuzuordnen. Man könnte es mit Wahrheitsgraden versuchen, aber ehrlich gesagt finde ich das noch absurder. Wahrheit ist für mich nach wie vor kein relativer Begriff. Es ist vielmehr der Begriff der Theorie, den man hier relativieren sollte. Will man einer Theorie nämlich Wahrheitswerte zuordnen, dann muss man sich von vornherein dafür entscheiden, ob sie tatsächlich mit der Realität korrespondieren(Ich gehe hier davon aus, dass alle Beteiligten, außer vielleicht Sims, mehr oder weniger eine Art der Korrespondenztheorie der Wahrheit vertreten) und das erscheint mir als ein sehr gewagter Schritt in Anbetracht der hier zur Genüge diskutierten Mängel. Wieder stellt sich das Problem nicht in dieser Härte, wenn man einzig davon ausgeht, dass eine Theorie lediglich versucht, die Dinge so genau wie möglich zu beschreiben, ohne den Anspruch zu erheben sie erklären zu können.“
    In beiden Fällen besteht der Wahrheitsanspruch und im gleichen Ausmaß imo. Und wenn sich eine Theorie nur auf das Beschreiben beschränkt, wird sie dann nicht zur bloßen Beobachtung? Natürlich setzt sich eine Theorie weniger Kritik aus, wenn sie keine oder kaum Vorhersagen trifft. Diese Fähigkeit ist aber gerade das was ich mit am wichtigsten in einer Theorie bewerten würde. Sie läuft sonst Gefahr trivial oder nicht falsifizierbar zu werden. Und darf ich dich fragen, wie du das Induktionsproblem vermeiden willst?
    Letztendlich wage ich stark zu bezweifeln, dass man einer Theorie einen (unbestimmten) Wert zuweisen kann, ohne gleichzeitig einen Wahrheitswert zuzuweisen. Wie begründest du, dass die Wertigkeit an sich wahr ist? Wenn du diese Frage nicht beantwortest, kannst du auch keine Wertigkeiten zuteilen. Woran misst sich die Wertigkeit? An dem Ausmaß an Dogmatismus? Wie misst du Dogmatismus objektiv? Und hier kann ich genauso sagen, dass der Schluss auf entsprechende Wertigkeit von, setzen wir mal voraus das wäre möglich, „objektivem Dogmatismus“ immer noch eine Prämisse ist.

    „Es ist nur ein demütiger Vorschlag von mir, der das Dilemma akzeptiert, in das man sich gezwungen sieht, wenn man die von mir genannten Dinge so akzeptiert, aber ich würde einer Theorie vielleicht nach dem Grad ihres Dogmatismus bewerten. Das bedeutet: Wie viele Gedanken schränkt sie ein, wie viel Freiheit lässt sie dem Wissenschaftler in Methode und Anwendung.“
    Du bist diesbezüglich am Ausgangspunkt nicht mehr in einem Dilemma als irgendjemand sonst auch. Gedankeneinschränkung und Freiheit also. Es gibt wenige Begriffe, die subjektiver und ungenauer definiert sind. Und mit welcher Begründung bewertest du sie danach? Und wer entscheidet, was Gedanken und Freiheit einschränkt?
    Und was ist dann besser? Wenn sie mehr oder wenn sie weniger Freiheit erlaubt? Denn wenn sie vollkommene Freiheit erlaubt, liegt ihre Aussagekraft bei Null. Wenn sie überhaupt keine Freiheit erlaubt, ist sie extrem dogmatisch. Beide Richtungen sind also schlecht. Je aussagekräftiger, desto dogmatischer und umgekehrt.
    „Wie viel Möglichkeit bietet sie dem Wissenschaftler, an ihr zu zweifeln und Kriterien des Zweifels anzuwenden.“
    An was zweifelt er denn? Am Wahrheitsgehalt? Am Dogmatismus? Dass Theorien überhaupt Wahrheitsgehalte haben können, leugnest du ja. Wenn er am Dogmatismus zweifelt, hast du einen Zirkelschluss, denn wie dogmatisch die Theorie ist, hängt ja auch davon ab, wie sehr er an ihr zweifeln kann.
    Wiederum was ist besser? Wenn sie viele Möglichkeiten des Zweifels bietet, hat sie offenbar große (logische) Schwächen. Wenn sie wenige bietet, könnte man vermuten, dass sie dogmatisch ist.
    „Wie viele anderen Theorien verbietet sie.“
    Gleiche Frage: Wäre das bei vielen gut oder schlecht? Und mit welcher Begründung? Wenn sie fast alle anderen Theorien erlaubt, ist der Grad der Fallibilität, wie du ihn später formulierst, niedrig. Wenn sie fast keine anderen Theorien erlauben, sind sie wiederum dogmatisch.
    „Wie stark ist der Grad ihrer eigenen Fallibilität, d.h. die Möglichkeiten, unter denen sie sich irren kann, bereits IN ihr formuliert. Dazu kämen selbstverständlich gewisse grundlegende logische Eigenschaften, die ich bereits genannt habe.(Konsistenz, minimale Kohärenz). Diese dürfen aber auf keinen Fall eine zu große Rolle spielen.“
    Naja, Konsistenz und eine gewisse Kohärenz sind ja eigentlich selbstverständlich. Aber was meinst du damit, Konsistenz dürfte keine zu große Rolle spielen? Im Vergleich zu was?
    Du stellst also einfach eine Reihe von sich häufig widersprechenden Kriterien auf, die keine Begründung haben und die unlösbare Probleme in jeweils beiden Richtungen mit sich bringen. Beliebige Schlüsse sind vorprogrammiert. Insgesamt erscheint mir das ganze extrem willkürlich.
    Wärst du so freundlich, eine beispielhafte Theorie aufzuzeigen und wie du sie bewerten würdest. Vielleicht bringt das etwas Licht in dieses mehr als wage formulierte System.

    „Festlegen ist einfach. Eine Festung gegenüber eine anderen bauen, um dann wütend tote Kühe rüber katapultieren, das kann jeder. Wer Dogma mit Dogma bekämpft, der wird nicht weit kommen. Ein Dogma kann nur verschwinden, wenn es vom Zweifel unterwandert wird.“
    Da würde ich dir halbwegs zustimmen, aber das Problem mit dem Begriff Dogmatismus ist, dass wahrscheinlich so ziemlich jeder glaubt, er ist der einzige Skeptiker auf der Welt und alle anderen sind Dogmatiker. Außerdem kann man absolut eine klare Position einnehmen und nach wie vor alle Argumente von anderen Seiten erwägen und prinzipiell vollkommen verstehen und auch nachvollziehen. Manchmal ist das nötiger und „mutiger“, als keine Position einzunehmen.
    Aber selbstverständlich gilt auch für mich:

    “Meinst du denn alles, was du sagst?”
    Meinst du denn ernstlich, was du fragst?
    Wen kümmert’s, was ich meine und sage:
    Denn alles Meinen ist nur Frage.
    (Goethe – Zahme Xenien VII)

    @Sims: Ja, er hat in der Tat manchmal ein sehr seltsames Kunstverständnis. Ich erinnere mich da an der gleichen Stelle auch an „Science Fiction und Fantasy sollte man auf keinen Fall mischen“ oder so ähnlich, was in der Form natürlich ebenfalls Schwachsinn ist. Wenn man die zwei, drei Seiten einfach rausreißen würde, wäre das ansonsten wirklich gute Buch imo enorm aufgewertet. Echt schade drum.
    Ich weiß nicht und will auch gar nicht wissen, was genau Schmidt-Salomon („Deutschlands Chef-Atheist“ Würg!) dazu zu sagen hat. Ich bin mir nicht sicher, aber scheitert die Aussage, niemand könnte sich in seinem Leben jemals anders entscheiden, nicht schon daran, dass es auf Quanten-Ebene Bewegungen gibt, die sich, zumindest bis jetzt, jeder Vorhersehbarkeit entziehen? Ich habe mich wirklich mit diesem Thema noch nicht ausführlich beschäftigt, aber selbst wenn freier Wille nur eine „Illusion“ ist: So what? Es ist jedenfalls eine verdammt gute Illusion.
    Und ich muss mich immer noch frei dazu entscheiden, daran zu glauben, dass wir keinen freien Willen haben, was so oder so ähnlich glaube ich Cabuflé neulich zu mir gesagt hat. Das heißt, es spielt einfach nicht wirklich ne Rolle. Wir haben gar keine andere Wahl als anzunehmen, dass wir einen freien Willen haben, weil diese Annahme die Grundlage zu eigentlich jeder Aussage bildet.
    Aber wie gesagt, das sind alles Gedanken, die meinerseits noch nicht wirklich ausgereift sind und selbst dann wahrscheinlich nicht besonders neu…

    Malibu Aircraft, February 17, 2010
  4. “Und ich muss mich immer noch frei dazu entscheiden, daran zu glauben, dass wir keinen freien Willen haben.”

    Aber Du hast Dich doch auch nicht frei dazu entschieden, an die Evolutionstheorie zu glauben?

    “Wir haben gar keine andere Wahl als anzunehmen, dass wir einen freien Willen haben, weil diese Annahme die Grundlage zu eigentlich jeder Aussage bildet.”

    Mit einem ähnlichen Argument hat Kant versucht, für die “Gotteshypothese” zu plädieren.

    Ich habe mich in das entsprechende Gebiet noch nicht vollständig eingelesen, aber so weit ich weiß gibt es keinen wissenschaftlichen Beweis für den Freien Willen.
    Wo ist der strukturelle Unterschied, ob man daran glaubt, oder an den Weihnachtsmann?

    Sims Alabim, February 17, 2010
  5. “Aber Du hast Dich doch auch nicht frei dazu entschieden, an die Evolutionstheorie zu glauben? ”
    Wieso nicht?

    Naja, aber Gott bildet ja nicht die Grundlage für alles oder muss es zumindest nicht.

    “Wo ist der strukturelle Unterschied, ob man daran glaubt, oder an den Weihnachtsmann?”
    In denke, das hängt auch ein bisschen davon ab, was man genau darunter versteht. Ich könnte mir schon vorstellen zu sagen, dass wenn jemand mit einem Super-Gehirn alle Atome und Quanten des Universums kennt und voraussehen kann, wie sich diese bewegen, dann auch voraussehen kann, wie sich jemand verhält und sogar was er denkt. Aber ich halte es für fast ausgeschlossen, dass ein Mensch oder auch ein Computer dazu jemals in der Lage sein wird, möglicherweise schon deswegen weil sich manche Quantenbewegungen eben kein bisschen vorhersagen lassen. Wenn es eine Illusion ist, ist sie für jeden von uns perfekt und wir werden sowieso nie ganz hinter den Vorhang schauen können. Also halte ich es aus pragmatischen Gründen gerechtfertigt von einem freien Willen zu sprechen. Scheint tatsächlich so als ob Kompatibilismus da mir am nächsten ist.

    Malibu Aircraft, February 17, 2010
  6. Naja, noch eher als dem Satz, dass man “zwar tun kann, was man will, aber nicht wollen, was man will”, würde ich dem Satz zustimmen, dass man (zumindest auf einer bewußten Ebene) nicht glauben kann, was man will.
    Man glaubt an das, was einen überzeugt, nicht an das, für das man sich entschieden hat.
    Diese Ãœberzeugung muss allerdings nicht immer auf Logik oder empirische Beweise beruhen.
    Und für manche macht die Welt eben viel mehr Sinn, wenn man sie als Ausdruck eines ihr innewohnenden, geistigen, nicht materiellen aber durchaus realen Prozesses versteht. Für mich zum Beispiel.

    Daher verstehe ich Deine Haltung, nicht aber Deine Argumente. Ob es jemals jemanden oder etwas geben könnte, dass alle Atome und Quanten im Universum kennt, ist nicht der springende Punkt, sondern ob Atome und Quanten für eine komplette Erklärung des Menschen und Voraussage seiner Entscheidungen (und Einfälle) ausreichen würden.
    Ist das Verhalten von Quanten nur deshalb nicht vorhersehbar, weil wir die es bestimmenden Prozesse durch die Limitierung unserer Sinne und unserer Vorstellungskraft einfach nicht mehr begreifen können, oder könnte es sein, dass man hier irgendwann doch zu einem Punkt kommt, an dem sich eine Schnittstelle zu dem offenbart, was die Anthroposophen gerne die “geistige Welt” nennen.
    Kann es nicht doch sein, dass die Materie hier das Ende ihrer Determination erreicht und von etwas anderem gesteuert wird, ob man es nun Geist, Seele, Karma oder Gott nennt – oder eben den wirklich freien Willen, der sich hier manifestiert und seinen Hebel ansetzt, um auf die Wirklichkeit (und sei es in Form atomarer Prozesse in unseren Gehirnen) einzuwirken?

    Wenn ich könnte, ich würde mich dazu entscheiden, das zu glauben. Und das meine ich nicht ironisch.

    Sims Alabim, February 18, 2010
  7. PS:
    Wenn man so will, könnte man diese Haltung sogar als eine Abart von ID verstehen: Vielleicht ziehe ich mich hier einfach auf die letzte, kleinste, ultimativste Lücke im materialistischen Weltbild zurück und sage: Und hier ist er doch, der Fingerabdruck Gottes in der Schöpfung.

    Sims Alabim, February 18, 2010
  8. Deinen Eingangsworten kann ich zustimmen. Wir stimmen wohl alle darin überein, dass ID nicht in den Unterricht gehört. Ich bin mir aber nicht sicher, ob wir aus denselben Gründen übereinstimmen. Für mich gehört es nicht in den Unterricht, weil es eine Erklärung als absoluten Fakt setzt- und damit gedankliche Entwicklung und gedankliche Freiheit nicht weiter voran treibt. Ich glaube nicht, dass alle hier derselben Meinung sind. Wenn ich nämlich das sage, dann muss ich auch kritisch betrachten, ob die Evolutionstheorie nicht vielleicht ganz genauso ideologisch und dogmatisch ist. Da ihr aber nicht dazu bereit seid, diese Option auch nur zu reflektieren, kann gedankliche Einschränkung nicht euer Grund sein, ID aus dem Curriculum zu entfernen. Ihr wollt es entfernen, weil alle Kreationisten doof sind und stinken. Weil es eurem Weltbild widerspricht.
    Was nützt es, ein Dogma mit dem anderen zu ersetzen, nur weil das eine für sich beanspruchen kann, von mehr Menschen mit „besseren“ Erklärungen vertreten zu werden? Die gedankliche Entwicklung hemmt es trotzdem. Ist die EV eine Theorie, oder bereits eine Ideologie? Du setzt klammheimlich das Wort „umgangssprachlich“ vor deine Vorstellung, die EV sei ein Fakt und stattest deine Behauptung dann noch mit einem Konsensargument aus(die überwältigende Mehrheit der Wissenschaftsgemeinde). Was ändert das „umgangssprachlich“ eigentlich? Behauptest du damit nicht immer noch, die EV sei richtig und oder wahr und wenn du es nicht tust, welchen anderen Grund könntest du haben, ein so missverständliches Wort wie „Fakt“ zu wählen? Warum bleibst du nicht einfach dabei, der EV- auch in der Umgangssprache- gar keinen „bestätigt“-Sticker irgendeiner Form aufzukleben? The bottom-line is: Nur weil man das Wort in die Umgangssprache verschiebt, verschwindet mein Argument nicht, dass es schlicht logisch gefährlich bis falsch ist, einer Theorie prinzipielle Richtigkeit zuzugestehen. Und vor allem in der Wissenschaft sind Konsensargumente leider ziemlich schwach. Vor ein paar hundert Jahren herrschte in der Wissenschaftsgemeinde der überwältigende Konsens, die Erde sei flach. Etwas später herrschte der Konsens, Afrika und Südamerika seien niemals ein zusammenhängender Erdteil gewesen. Jedes Mal waren es Menschen, die an dem Konsens zweifelten, die hier eine entscheidende Wende eingeleitet haben. Jedes Mal waren es Menschen, denen die herrschenden Dogmen nicht gefielen- und die teilweise bei dem Versuch starben, sie abzuschaffen. Den Zweifel auch an den Grundthesen der Wissenschaft nun nicht aufzugeben, und wissenschaftlichen Dogmatismus weiterhin zu hinterfragen, schuldet man auch dem Vermächtnis dieser Menschen.
    Ideologie oder Theorie oder Beides?Darum dreht sich doch die Verschiebung der Diskussion letztenendes. In Amerika ist sie ohne Zweifel Letzteres bzw. sie, die Evolutionstheorie, wird zum Instrument einer naturalistischen Ideologie- auch deswegen, weil ein radikaler Theismus dort erschreckend um sich gegriffen hat.
    Frage Nummer zwei, und da werde ich konstant missverstanden, was angesichts meiner persönlichen Haltung gegenüber der EV schon verständlich ist, ist, ob man sich als Wissenschaftler nicht ziemlich ins Bein schießt, wenn man andere Erklärungsansätze- und seien sie noch so blöde- mithilfe bestimmter Kriterien ausschließt. Ich denke schon, dass ich recht deutlich machen konnte, worin das Problem von Induktion und Falsifikation liegt- auch wenn mir in Bezug auf die Frage, ob man dieses Problem ernst, und wenn wie ernst, nehmen sollte, widersprochen wird.
    Vielleicht habe ich mich ja noch nicht deutlich genug ausgedrückt. Deswegen versuche ich, das Missverständnis ein klein wenig zu abstrahieren.
    Du sagst:
    „Wenn keine Veränderung stattfindet bei konstanten Daten über einen längeren Zeitraum sind 1. und 2. widerlegt. Dabei können die primitiveren Arten natürlich weiterexistieren.“
    Ganz genau DARIN bestand doch mein Einwand. Primitivere Arten, die Heute zu beobachten sind, haben konstant keine Veränderung erfahren. Nach deiner These wären 1 und 2 somit widerlegt. Das müsste einem beim Schreiben doch auffallen…naja, auf jeden Fall sehe ich das nicht so. Bauen wir doch das Ganze nochmal gedanklich klarer auf: Also, angenommen wird, eine Art entwickelt sich von Zeitpunkt T0 bis T1 und von T1 zu T2. Dabei besteht der „Entwicklungsschritt“ sagen wir, darin, dass T0 keine Finne hat, T1 schon eine kleine und T2 dann eine enorm große. Für jedes Stadium haben wir Funde. Fossilfunde, wohlgemerkt. Aus T0,T1,T2 wird nun, wie gesagt, geschlossen, dass eine Entwicklung stattgefunden hat(und dass diese durch zufällige Mutation und natürliche Selektion voran getrieben wurde, aber lassen wir das mal beiseite.). Was wir jetzt also wollen, ist herausfinden, ob die- sagen wir- Teiltheorie, dass eine Entwicklung stattgefunden hat, falsifiziert werden kann. Dafür brauchen wir die Basissätze. Ein Basissatz muss singulär sein und darf keine Inferenzen enthalten. Er ist ja eben ein Basissatz, eine direkte, singuläre Beobachtung. Wir könnten jetzt also sagen: „Das Fossil Hansi (der Art X T1) zeigt keine Finne.“ Und dann vielleicht noch: „Das Fossil Peter der Art X T1 zeigt keine Finne.“ Somit hätten wir jetzt eine mit Existenzquantor ausgestattete F-Hypothese: „Es gibt Fossilien der Art X T1, die keine Finne haben.“ Dies widerspricht der obigen Theorie: „Alle Fossilien der Art X T1 haben eine Finne“ bzw der logisch äquivalenten Form: „Es gibt keine Fossilien der Art X T1, die keine Finne haben.“
    Diese Theorie ist somit tatsächlich falsifizierbar und bei vielen Arten ja sogar falsifiziert. Genauso können wir es jetzt mit T0 treiben, und mit T2. Alles wunderbar falsifizierbar. Leider sieht es mit dem Schluss auf die Entwicklung ganz anders aus. Zunächst mal würde die Hypothese ja lauten: „Es gibt eine Entwicklung der Art X von T0 zu T2.“
    Leider sind Existenzquantoren als theorieleitende Sätze nicht anwendbar, denn sie leiten immer einen Satz ein, der nicht falsifizierbar ist!( Beispiel: Es gibt ein Atom im Universum, das die Masse 3453554354 hat –> nicht falsifizierbar.) Nur wie formulieren wir denn jetzt unsere Theorie um? Ich finde hier keine allquantifizierte Aussage, die zutreffen würde, vielleicht kann man mir da helfen. Das ist nicht polemisch gemeint. „Alle Fossilien von T0 zu T2 weisen eine Entwicklung auf.“ kann ja nicht stimmen, denn bei T0 ist die Finne ja eben nicht vorhanden. Und selbst wenn wir eine Formulierung finden würden, dann hätten wir immer noch das Problem, dass es erst unser Geist ist, der die Beobachtungsdaten T0 bis T2 zu dem abstrakten Begriff: „Entwicklung“ verbindet. Um auf meinen ersten Punkt zurückzukommen: Das zweite Problem(außer der Strenge der Basissätze) ist das der beliebigen Deutbarkeit der EV. Wie gesagt kann ich mir- und ich denke das liegt tatsächlich im individuellen Charakter der EV- zu jedem Fossilfund, der eigentlich falsifizierend wirken müsste, eine passende Klausel ausdenken, die ihn dann doch wieder in die Theorie einfügt. Hier kollidieren wieder zwei Anschauungen. Es mag als gar nicht schlecht empfunden werden, wenn eine Theorie Flexibilität aufweist. Aber für Popper ist das natürlich der Tod, denn mit einem infiniten ceteris paribus(nicht ganz dasselbe wie die Ausdehnbarkeit der EV) ist eine Theorie zwar falsizifierBAR, aber niemals falsifiziert, weil immer stattdessen an den Randbedingungen gefeilt werden kann. Das geht beileibe nicht mit jeder Theorie so einfach. Selbst die Relativitätstheorie hat gewisse Grenzen der Modifizierbarkeit, über die hinaus sie einfach nicht mehr konsistent wäre. Die EV ist hier insofern ein ziemlicher Exot, der sehr wohl einer genaueren Betrachtung wert ist. Das meinte ich in einem meiner ersten Kommentare auch damit, als ich sagte, sie sei „phantasievoll“
    Ich finde hier wirklich, dass es nicht primär(aber doch mit einigem Gewicht sekundär) die EV ist, die das Problem aufwirft, sondern die Strenge von Poppers Basissätzen und Falsifikationsprinzip. Der arme Mann hat ein geniales System geschaffen, aber leider ist es viel zu streng, um ernst genommen werden zu können. Dies war übrigens auch einer der Hauptkritikpunkte an der Logik der Forschung.(Unter anderem durch schon kurz nach Erscheinen durch Neurath). Leider muss, wer konsequent sein will, dieses System auf alle seine Theorien anwenden. Als Abgrenzungskriterium von ID und EV eignet es sich deshalb äußerst schlecht. Ich bin ehrlich gesagt ziemlich baff, wie du da nach seitenlangen Erklärungen noch einen Grund fordern kannst, die EV wegzuschmeißen. Ist konsequente Anwendung der eigenen Kriterien wirklich so schwer verständlich?
    Ich möchte allerdings noch einmal auf die Beobachtbarkeit der Ev zu Sprechen kommen, da ich denke, dass hierin einer der Knackpunkte des Verständnisses meiner Kritik liegt. Du hast ja in einigen deiner Kommentare auf das Beispiel der Fruchtfliegen oder der Bakterien Rekurs genommen. Zum Beispiel:

    „<>
    Sehr wohl. Siehe 5“
    Wobei 5 Folgendes besagt:

    „5. Die meiste evolutionäre Veränderung geht auf natürliche Selektion zurück, welche zu Anpassung führt.Die Grundlage hierfür ist natürlich, dass DNA bei der Weitergabe manchmal mutiert. Entgegen deiner Aussage lassen sich Evolutionsprozesse sehr wohl direkt beobachten, z.B. bei Bakterien und bei Lebewesen mit kurzen Generationen, wie Fruchtfliegen. Die Annahme wäre einerseits falsifiziert, wenn über einen längeren Beobachtungszeitraum überhaupt keine Mutationen stattfinden würden. Weiterhin wäre sie falsifiziert wenn sich nicht die Mutierten in der Population ausbreiten würden, die besser an die Verhältnisse angepasst sind. Beides ist jedoch der Fall.“
    Genau wie in obigen Beispiel wird in diesen Versuchsreihen eine Bakterienkultur von T0 bis Tn beobachtet. Ich muss hier zu deiner eigenen Ehrenrettung schreiten und anmerken, dass solche Prozesse auch tatsächlich zu beobachten sind, und nicht nur rekonstruiert werden, wie deine etwas unglücklich gewählte Tabelle andeuten würde. Bei Bakterien mit sehr hohen Mitoseraten lässt sich eine Veränderung unter dem Mikroskop direkt beobachten. Mitose selbst natürlich auch. Das habe ich ja auch gar nicht geleugnet. Mir geht es um den Schluss, dass
    a. nat. Selektion „aufgrund“ der Mutation stattfindet
    b. dass der Grund für Artenbildung ist.
    Und jetzt nicht gleich wieder Kreationismus wittern: Ich sage nicht, dass diese Schlüsse nicht zulässig oder falsch oder nicht plausibel sind. Ich sage im Moment lediglich, dass man sie nicht falsifizieren kann. Genau wie oben können wir lediglich T0 bis Tn als singuläre Ereignisse beobachten. Die vielschichtige Verbindung, die daraus gezogen wird, ist schlichtweg nicht Teil unserer Beobachtungswelt. Solange wir es noch mit klar trennbaren Zeiteinheiten zu tun haben, und das tun wir in der EV zum Glück immer, müssen wir aus einer Kette von Einzelereignissen auf eine Entwicklung schließen. Ein Prozess ist niemals das, was wir objektiv beobachten, eine Sache, die vor allem Quantenphysiker schmerzhaft lernen mussten. Ein Prozess besteht in dem Schluss, den wir als Beobachter aus singulären Ereignissen schließen. Somit ist ein Prozess, eine Entwicklung, und vor allem tausendfach Evolution nicht falsifizierbar- falsifizierende Basissätze können aufgrund ihrer eigenen Setzung zu Aussagen über Prozesse nicht gebildet werden. Das ist übrigens auch Etwas, das jeder EV-Theoretiker sofort zugeben würde. Evolution ist nun mal nicht beobachtbar, genauso wenig kannst du sie treten, oder verbrennen oder messen. Und selbst wenn Jemand die Entwicklung der Arten als noch nahe liegenden Schluss annehmen würde, dann kämen ja zu ihm noch die Mutation und die Selektion hinzu. Weder bei Bakterien noch bei Fruchtfliegen noch bei irgendeiner anderen Art lässt sich Selektion beobachten. Alles was wir sehen ist, dass diese und diese und diese Fruchtfliege übrig bleiben. Warum? Liegt vielleicht nahe, dass es sich hier um nat. Selektion handelt. Beobachten, einen Basissatz draus machen- und um mehr geht es hier nicht- kannst du es jedenfalls nicht.
    Dafür, dass man es doch kann, führst du jetzt drei ziemlich merkwürdige Argumente ins Feld:
    Du sagst:

    „<>
    Diese Tautologie versinnbildlicht das Grundproblem deiner ganzen Argumentation hier. Unter den Kriterien, die du anlegst, lässt sich überhaupt kein Prozess und auch kein Zustand beobachten, denn wie wir ja wissen ist alles immer in Bewegung. Der logische Schluss aus diesen Kriterien wäre also in völlige Passivität zu verfallen. Da du ja zumindest hier noch recht aktiv bist, nehme ich nicht an, dass du dafür plädierst.“
    Ich für meinen Teil weiß nicht, dass „alles immer in Bewegung ist“ und ehrlich gesagt, ist mir ziemlich schleierhaft, was du mit dieser unendlichen Verallgemeinerung aussagen möchtest. Auf jeden Fall hat es rein gar nichts mit dem Thema zu tun. Wir können sehr wohl singuläre Zeitinstanzen als Beobachtungsräume verstehen. Das wird in der Wissenschaft jeden Tag getan. Somit lassen sich Zustände, eben als Zustände wunderbar beobachten und falsifizieren. Den Schluss, dass aus diesen, wie wir sehen, schon mal falschen Annahmen „völlige Passivität“ folgt, als logisch zu bezeichnen liegt mir fern. Ich weiß nicht mal, ob es überhaupt ein Schluss ist, und wie du darauf kommst. Was hat denn bitte das eine mit dem anderen zu tun? Vollkommen wirr und willkürlich generalisierst du, und vermischt Alltags- und Wissenschaftsebene. Außerdem scheinst du abermals davon auszugehen, dass deskriptive Aussage auf normative Aussagen schließen lassen. Das ist aber ein Sein-Sollen-Fehlschluss. Es ging hier darum, ob soetwas großes und abstraktes wie Evolution beobachtbar ist, oder nicht. Wie du dann auf „Passivität“ kommst, und was du damit meinst, verstehe ich nicht. Nur weil es gewisse Dinge gibt, die in wissenschaftlichen Theorien eben inferieren muss, bedeutet das doch nicht, dass ich im Alltagsleben in völlige Passivität verfallen muss. Und selbst wenn das alles Sinn ergeben würde, wäre mein Argument damit nicht widerlegt, du hättest lediglich eine Konsequenz beschrieben, die ich daraus ziehen müsste. Ich schlage vor, wir übergehen das, weil du redest dich hier wirklich um Kopf und Kragen. Und eine Tautologie war es auch nicht.
    Du sagst auch:

    „<>
    Dann definiere ich „irgendein Wesen“ einfach als ein Wesen, das Evolution beobachten kann. Da du die Definition für selbiges offen gelassen hast, ist dieser Satz schon von vornherein falsch oder mindestens paradox. Erstaunlich, wie jemand, der sich als Skeptiker bezeichnet, immer wieder solche dogmatischen Sätze von sich lässt.“
    Ich bitte dich! Worüber reden wir hier eigentlich? Ãœber dein fehlendes Verständnis grammatikalischer Gegebenheiten? Inwiefern sagt dieser Versuch denn irgendwas über mein Argument aus und wie ist er noch auf irgendeine Weise mit dem Thema verbunden? Aber halt, das stimmt ja nicht, weil du ja jetzt „irgendeine Weise“ als „mit dem Thema verbunden sein“ definieren kannst und somit bin ich widerlegt. Oh je! Und als irgendeine Theorie definiere ich jetzt „keine Theorie“ und damit sind alle Probleme gelöst. Und Hund definiere ich als Katze und Hansi als Zahnpasta. Ich weiß überhaupt nicht, ob ich auf sowas noch antworten soll und fühle mich ziemlich beleidigt durch die schiere Absurdität dieses „Einwandes“. Im Ãœbrigen war nichts an meinem Satz dogmatisch. Ich sage ja nicht, dass Evolution nicht existiert. Ich kann in meinem Weltbild nämlich Dinge, die man sich beobachten kann, sehr gut unterbringen. Dass sich Evolution nicht beobachten lässt, ist einfach eine logische Tatsache von einer Allgemeinheit, bei der der Zweifel anders ansetzen muss. Leider geht es auf diesem Niveau weiter. Du fährst mit deiner Art, alles über einen Kamm scheren zu wollen, fort:

    „Wer hat gesagt naturwissenschaftliche Theorie? Um ehrlich zu sein ging es mir einfach nur darum, wie du überhaupt irgendwas unterschiedliche Werte beimisst. Dass du dich erst resolut weigerst diese Herausforderung anzunehmen und es weiter unten doch versuchst, zeigt, dass du ganz genau verstanden hast, was ich gemeint hab. Also wo ist das Problem?“
    Das Problem ist, dass man differenzieren muss. Meine Güte! Ich sage jetzt schon zum bestimmt vierten Mal, dass sich eine normative Theorie und eine deskriptive vollkommen voneinander unterscheiden. Du kannst nicht einfach fordern, ein alles-übergreifendes Kriterium genannt zu bekommen, mit dem man „irgendwas“ Werte zuordnet. Die Kriterien der Zuordnung variieren eben von empirischer explanatorischer, empirischer deskriptiver und normativer Theorie. Man könnte das noch beliebig verfeinern. Was soll also die ganze Zeit dieses dämliche, kontraproduktive und sinnlose Verallgemeinern? Wenn du das überall so machst, dann verstehe ich natürlich, dass es dir leicht fällt, an die EV als „Fakt“ zu glauben.

    In deinem Teil über Theorien merkst du an, dass eine deskriptive Theorie keine Vorhersagen tätigen dürfte. Das stimmt sicherlich nicht ganz, aber ein Advokat dieser Einstellung würde das durchaus in Kauf nehmen, vor allem in Anbetracht der Alternativen. Ãœbrigens heißt das nicht, dass ich mit Beschreibung der Wirklichkeit nicht pragmatischen Nutzen kreieren kann. Auch wenn ich genau beschrieben habe, wann elektrische Felder wo auftreten, kann ich gewisse Vorhersagen treffen und damit Technik entwickeln.
    Einer Theorie in diesem Sinne kann eben nur ein möglicher Wahrheitswert zugeordnet werden, der erst irgendwo ein unerreichbares Absolutum erreicht. Bei explanatorischen Theorien, die noch sehr viel mehr wagen, doppelt sich dieser Anspruch.
    Aber nehmen wir doch einfach- wie du- an, man könnte Theorien einen Wahrheitswert zuordnen, und nehmen wir weiterhin an, deine Kriterien zu ihrem Vorzug, die ich leider nur dunkel vermuten kann, da du sie trotz meiner wiederholten Aufforderung nicht genannt hast, wahrscheinlich, weil du selbst keine Ahnung hast, was sie sind, seien gültig.
    Ich hätte also eine Theorie. Nennen wir sie Theorie A. Alle Indizien sprechen für Theorie A. Theorie A ist in sich, und mit anderen Theorien kohärent. Des Weiteren liegt Falsifizierbarkeit vor, und Occams Razor ist auch zufrieden. Voller Freude erklärst du Theorie zur Wahrheit, was nichts anderes bedeutet, als, dass du sie wahr nennst. Am nächsten Tag wird ein Sachverhalt entdeckt, durch empirische Beobachtung, der deiner Theorie vollkommen widerspricht. Keine Klauseländerung möglich. Sie ist schlichtweg falsch. Du hast also etwas das Absolutum wahr zugeordnet, das es gar nicht verdient hat. Womöglich hast du andere Theorien darauf aufgebaut. Jahre verschwendet. A war auch niemals richtig, A war immer schon falsch, nur hattest du zu der Zeit, als du sie leichtfertig wahr nanntest, gar die Mittel, festzustellen, ob sie wahr war. Und diese Mittel sind bei keiner Theorie über jeden Zweifel erhaben gegeben. Es gibt genug Beispiele für solche Vorfälle. Das berühmteste ist wohl die feste Ãœberzeugung, Neutrinos hätten keine Masse, die eines Tages widerlegt wurde und damit Lebenswerke zum Einsturz brachte.
    Wir können As Geschichte aber noch weiter erzählen. Nehmen wir an A habe einen Konkurrenten namens B. A und B beschreiben denselben Sachverhalt mit anderen deskriptiven oder explanatorischen Ergebnissen. Sie stehen sogar in kontradiktorischen Widerspruch. Da du ja jeder Theorie einen festen Wahrheitswert zuordnen willst, musst du, wenn du A den Wahrheitswert wahr zuordnest, B konsequenterweise den Wahrheitswert falsch zuordnen. B ist in sich inkonsistent, deckt sich aber mit empirischen Daten. Es stellt sich nun heraus, dass A aufgrund schwerwiegender empirischer Daten leider falsch ist. Das müsste B demnach wahr machen, aber B kann nach deinen eigenen Kriterien nicht wahr sein. Somit sind A UND B falsch, aber dies widerspricht dem Gesetz des kontradiktorischen Widerspruchs.
    Auch eine Wertigkeit an sich, ist nicht wahr oder falsch. Sie ist schlichtweg dem Sachverhalt auf den angewendet wird entsprechend oder nicht. Wenn ich Moralwerte deskriptiven Aussagen zuordne, dann ist das reichlich unzutreffend. Und anders herum natürlich auch.
    Wahr oder falsch sind Aussagesätze(wie wir wissen auch nicht alle. Allquantifizierte Aussagen können nicht wahr oder falsch sein, da ihnen die Möglichkeit der Verifikation fehlt. Das Motto des Wiener Kreises: „Die Wahrheit eines Satzes besteht in der Methode seiner Verifikation.“) und man könnte unter Umständen sagen auch bestimmte Vorstellungen. Du kannst jetzt natürlich anfangen, und ich traue es dir zu, auch das zu debattieren, aber das rate ich dir zu deinem Besten nicht.

    Auf deine Antwort auf meinen Versuch einer alternativen Konzeption will ich nur kurz eingehen, da das Thema, obwohl ich all deine Einwände mit Leichtigkeit auflösen könnte, vollkommen am Streitpunkt vorbei führt. Es geht hier immer noch darum, dass ich deine Theorieauffassung für selbstwidersprüchlich und unreflektiert halte. Das bedeutet, dass die Beweislast bei DIR liegt. DU musst zeigen, dass deine Auffassung nicht zu oben aufgezeigten Widersprüchen führt(vor allem solltest du sie mal klar stellen. Auf diese Forderung gehst du nie ein.). Natürlich ist meine mal eben zusammen gestellte Alternative nicht wasserdicht. Aber das sagt rein gar nichts darüber aus, ob deine Auffassung widersprüchlich ist. Der Mangel an Alternativen bestätigt nicht die momentane Festsetzung. Meine Alternative ist nicht ausgearbeitet. Aber das widerlegt in keiner Weise meine Argumentation, der du seit einigen Beiträgen durch das Verweisen auf fehlende Alternativen zu entgehen versuchst. Wenigstens bin ich in der Lage eine Alternative vorzulegen. Du hast dich noch nicht einmal zu deinem ersten, mittlerweile doch sehr wurmstichigen System geäußert. Insofern liegt es jetzt an DIR, mir deine Vorstellung einer Theorie zu nennen, und mir zu zeigen, dass dir ausreichende Abgrenzungskriterien zur Verfügung stehen. Dass dies nicht so ist, oder zumindest zweifelhaft, es besteht ja zumindest noch die Möglichkeit, dass du mich in dieser Hinsicht aufklärst, habe ich in meinen vergangenen Beiträgen gezeigt. DIESER Diskussion bin ich gefolgt. Ich weiß nicht, wie es mit dir aussieht.

    Grotemson, February 21, 2010
  9. @Sims:
    „Kann es nicht doch sein, dass die Materie hier das Ende ihrer Determination erreicht und von etwas anderem gesteuert wird, ob man es nun Geist, Seele, Karma oder Gott nennt – oder eben den wirklich freien Willen, der sich hier manifestiert und seinen Hebel ansetzt, um auf die Wirklichkeit (und sei es in Form atomarer Prozesse in unseren Gehirnen) einzuwirken?“
    Das kann sein. Aber wie können wir etwas über diese „andere“ Welt erfahren? Und wenn es für uns unmöglich ist, etwas über sie zu erfahren, warum ist sie dann von Interesse?
    Ich habe halt Angst, dass man das Problem des freien Willens auf diese Weise einfach nur verschiebt und zwar in eine Ebene hinein, über die man von Anfang an aussagt, wir hätten keinen Zugang zu ihr. Da wirkt es halt dann doch ein bisschen wie ein Gedankenstoppschild, nach dem Motto: „So, bis hier hin und nicht weiter. Kehren Sie um, hier gibt es nichts zu sehen.“ Zumindest wirkt es auf mich so, deswegen halte ich es im Zweifelsfall für besser, davon auszugehen, dass sich alles auf einer Ebene befindet, die uns irgendwie einen Zugang bietet. Vielleicht liege ich falsch, aber es macht sicher mehr Sinn unsere Aufmerksamkeit auf etwas zu fokussieren, das im Bereich unserer Erfahrungsmöglichkeit liegt, als zu sagen: Gut, das wäre erledigt, Problem gelöst in dem wir einsehen, dass es unmöglich lösbar ist. (Ich hoffe übrigens, ich brabbele grade nicht zu arg, ich bin etwas müde.)
    Natürlich ist es möglich, dass Quanten z.B. durch Aktivitäten aus einer Dimension (manche String-Theoristen sagen die 10. soviel ich weiß), die außerhalb unserer möglichen Erfahrung liegt, beeinflusst werden. Aber dann können wir trotzdem nichts anderes tun, als halt weiterhin die Quanten zu beobachten und uns von dem was wir sehen, unsere Schlüsse zu ziehen.

    @Grotemson:
    Ich habe im Moment leider nicht die Zeit, ausführlich zu antworten.
    Ich muss mich im Moment aber auch fragen, ob darin überhaupt ein Sinn liegen würde. Du sagtest, du setzt dich hier mit uns auseinander, weil du herausfinden willst, wie unsere Weltsicht zusammengesetzt ist. Schön. Ich denke, das ist der Sinn jeder Diskussion. Aber ich kann deine Weltsicht nicht kennen lernen, wenn du sie nicht verteidigst und damit wird das ganze hier sehr einseitig und für mich leider auch langweilig. Ganz besonders, seit wir in den wirklich wichtigen Punkten übereinstimmen, auch wenn ich immer noch nicht weiß, warum du ID für höherwertig als EV hälst. Ich nehme mal an, dass du es mittlerweile erwähnt hättest, wenn du auch EV vollständig aus den Lehrplänen verbannen wolltest.
    Leider unterstellst du weiterhin ständig, dass die andere Seite ihre Theorien für perfekt oder absolut wahr hält. Ich habe oben schon Zitate aufgezeigt, die das widerlegen. Wenn du nicht bereit bist, ein alternatives Konzept für die Bewertung von Theorien vorzulegen, ist diese gesamte Diskussion schwachsinnig, denn ich behaupte lediglich, dass „mein“ – aber natürlich nicht nur mein – Weg, für den ich ein paar Beispiele genannt habe, der beste ist, von dem ich bisher gehört habe. Würdest du mir einen besseren liefern, der mich überzeugt, würde ich den bisherigen sofort umstoßen. Aber wenn du dich kategorisch weigerst, das zu tun, bestätigst du indirekt meine Weltsicht und versetzt meiner Motivation, diese Diskussion weiterzuführen, einen vernichtenden Schlag, denn ich weiß nicht, was sie dann irgendjemand bringen sollte. Krieg das jetzt nicht in den falschen Hals, ich respektiere die Zeit und Energie, die du hier rein steckst, wie du hoffentlich auch meine respektierst. Aber dann haben wir anscheinend wirklich zu unterschiedliche Auffassungen von dem, was eine produktive Diskussion ausmacht.
    Um es kurz zu sagen, wenn du keine alternative Konzeption vorlegen willst bzw. diese nicht verteidigst, ist das hier ziemlich sinnlos, denn ich wähle meine ja nur aus Mangel an Alternativen, nie habe ich etwas anderes behauptet. Und keineswegs dogmatisch, denn bessere Alternativen sind immer gerne willkommen.
    Doch ich biete noch mal an, es hiermit vorerst freundschaftlich bewenden zu lassen. Denn wenn ich weiterhin eifrig für einen Punkt werbe, in dem wir eigentlich im wesentlichen übereinstimmen, werde ich vielleicht tatsächlich noch deinem Dogmatismus-Vorwurf gerecht.

    Grüße und schönen Abend an alle

    Malibu Aircraft, February 25, 2010
  10. Wow, das hier ist Kommentar Nr. 60!

    Wieder Mal eine Gegenfrage an Malibu Aircraft: Warum schließt Du denn kategorisch aus, dass man über eine andere Welt etwas erfahren könnte?

    Natürlich, etwas, das nicht Materie ist, entzieht sich der Beobachtung auf materieller Ebene, und sei es durch das beste Elektronenmikroskop. Aber sind wir damit tatsächlich am Ende unserer Möglichkeiten angekommen?
    Was ist mit unserem abstrakten Denken? Mit unserer Phantasie? Mit unserer Intuition? Mit Philosophie und Meditation? Mit Kunst und Poesie? Wer sagt denn, dass Leute wie Rudolf Steiner, die in geradezu bizarrer Ausführlichkeit von solchen fremden Welten berichtet haben, in irgendwelchen Halluzinationen hängen geblieben sind?

    Damit ich hier nicht mißverstanden werde: Das hier soll kein relativistisches “jedes Erlebnis ist wahr” – Plädoyer werden. Ich kann mir aber tatsächlich sehr gut vorstellen, dass es auch jenseits der Materie eine “tatsächliche” geistige Sphäre gibt, in der nicht alles wahr ist, was sich irgendjemand zusammenphantasiert, sondern die ganz bestimmte Ausprägungen hat, und zu der wir einen Zugang finden können. Allerdings hat das wissenschaftlich geprägte Weltbild mit seiner Konzentration auf Empirik und äußere Beobachtung ein paar der wertvollen Instrumente zur Erfassung dieser Welt ins Mißkredit gebracht und seinen Ursprung in das Gedankengebäude der Evolutionstheorie gestopft:
    Intuition? Nichts anderes als animalische Instinkte, die sich durch Selektion im Unterbewußtsein verankert haben, weil sie der Kooperation dienen, und die das Bewußtsein nachträglich mit falschen Begründungen versieht. Gleiches gilt für die Moral.
    Visionen? Fehlfunktionen der Gehrinchemie.
    Träume? Da wird es jetzt schon schwieriger, denn die EV hat im Moment ja noch damit zu kämpfen, sich zusammenzureimen, warum wir überhaupt schlafen – aber zum Glück hat Freud schon Mal erklärt, dass die Träume alle aus dem Unterbewußtsein kommen, weil wir alle Angst haben, von unserem Vater kastriert zu werden…

    Natürlich sollte einem Weltbild, dass sich wie etwa die Anthroposophie, auf die “geistigen Schauungen” eines Individuums aufbaut, mit Vorsicht begegnet werden. Das gilt für mich aber auch für jede groß angelegte wissenschaftliche Theorie, die, wenn man es herunterbricht, auch auf Beobachtungen und Spekulationen Einzelner aufbaut. Aber ebenso wie wissenschaftliche, lassen sich auch spirituelle Ansichten am täglichen Leben überprüfen. Und wenn sie sich dort als untauglich herausstellen: Wieder weg damit.

    Wenn Du an den Grenzen der Wissenschaft Gedankenstoppschilder entdeckst, dann nur, weil Du sie selbst dort aufgestellt hast.

    Sims Alabim, February 26, 2010
  11. Ich halte es kurz: Damit sagst du also, dass du, nur weil du keine Alternativen dazu hast, ein in sich völlig widersprüchliches(siehe vor allem meinen letzten Beitrag) System akzeptierst. Liefern müssen diese Alternativen die Anderen.
    Gut, das ist jetzt wirklich ein Unterschied, der sich nicht weiter debattieren lässt, da hast du Recht.

    Grotemson, February 26, 2010
  12. @Sims Alabim:
    Ich glaube, ich verstehe schon deinen Standpunkt. Wenn ich über mich sagen müsste, mir wäre die Welt der Fantasie, der Kreativität, des abstrakten Denkens, der Meditation, der Herrlichkeit schöner Poesie oder des unendlichen Meers menschlicher Emotionen gänzlich verschlossen, wäre ich sicher auch schon längst von der nächsten Brücke gesprungen.
    Die Sache ist, dass diese Welten per Definition ein Höchstmaß an Subjektivität enthalten. Und da wird es schwierig sobald, und natürlich nur sobald, ich ihre objektive Gültigkeit auch für andere Menschen beanspruche.
    Bei Gott, natürlich sollte jeder auf jeden Fall für sich diese Welten in aller Ausführlichkeit erforschen. Ich denke, jeder hat ein Problem, der das nicht tut. Aber wenn wir uns in der zwischenmenschlichen Kommunikation auf ein gemeinsames Verständnis oder ein Abbild von Realität einigen wollen, auf dessen Grundlage weitreichende Entscheidungen für viele Menschen getroffen werden sollen, wie wollen wir das dann erreichen, wenn nicht, indem wir als erstes alles mal vom Spielfeld nehmen, was sehr wahrscheinlich ein hohes Maß an Subjektivität enthält?

    „Aber ebenso wie wissenschaftliche, lassen sich auch spirituelle Ansichten am täglichen Leben überprüfen. Und wenn sie sich dort als untauglich herausstellen: Wieder weg damit.“
    Dem kann ich nur applaudieren.

    @Grotemson:
    Nenn mich kindisch, aber die Flasche – die ich wahrscheinlich schon viel früher hätte drehen müssen – ist jetzt nun mal bei dir gelandet. Du bist dran. Ich habe meinen Standpunkt vorerst lang genug verteidigt.

    Malibu Aircraft, February 26, 2010
  13. Sehe gerade, dass mein zweiter Satz furchtbar falsch aufgefasst werden könnte. Selbstverständlich läge mir nichts ferner, als irgendjemandem hier vorzuwerfen, ihm seien besagte Welten verschlossen.

    Malibu Aircraft, February 26, 2010
  14. “Du bist dran.”- völlig unverständlich.
    Und damit verabschiede ich mich von dieser Diskussion. Viel Spaß noch.
    ps. Sollte niemand der Beteiligten etwas dagegen haben, werde ich die letzten 63 Kommentare kopieren, falls ich sie mir nochmal durchlesen, oder mit Anderen besprechen will.

    Grotemson, February 27, 2010
  15. @Malibu & Grotemson: Schade, dass das jetzt so ein Ende genommen hat. Leider sehe ich mich nicht im Stande, in die ganze Popper-Sache so weit einzusteigen, um dazu jetzt noch ein Statement abgeben zu können.

    @Malibu:
    Mir geht es eben nicht nur darum, diese Sphären zu erforschen, sondern auch darum, von dort etwas mitzunehmen, was auch für ein gemeinsames Abbild von Realität Bedeutung hat.
    Ich verstehe, dass Du Schwierigkeiten mit der Subjektivität dieser Sphären hast (auch wenn ich gerne wüßte, welche Definition Du bei “per Definition” zugrunde legst), und ich teile Deine Bedenken auch, aber ebenso große Bedenken habe ich gegenüber dem verführerischen (und möglicherweise gefährlichen) Versprechen von Objektivität, das uns die Wissenschaft liefert.
    Ich glaube, wenn es uns gelänge, für die Beurteilung der Realität alles vom Spielfeld zu nehmen, was subjektiv ist, bliebe uns letztlich nicht mehr viel übrig (außer vielleicht ein paar binomischer Formeln).

    Da ich aber an dieser Stelle das Gefühl habe, dass auch wir Beide jetzt anfangen, uns hübsch im Kreise zu drehen, möchte ich zum Abschluss aus der Carl Sagan – Verfilmung “Contact” zitieren. (Ein Film den ich, trotz einiger Kitschmomente, sehr gerne mag, weil er meinen Standpunkt in der Sache ganz gut illustriert.)

    “Dr. Arroway. You come to us with no evidence, no records, no artefacts, only a story that, to put it mildly, strains credibilty. (…) Are you really going to sit there an tell us we should just take this all on faith?”

    “Is it possible, that it didn´t happen? Yes. As a scientist I must concede that. I must volunteer that.”

    “Let me get this straight. You admit, that you absolutely no physical evidence to back up your story?”

    “Yes.”

    “You admit you may have hallucinated this whole thing?”

    “Yes.”

    “You admit, that if you were in our position, you would respond with exactely the same degree of incredulity and scepticism?”

    “Yes.”

    “Then why don´t you simply withdraw you testimony and concede that this journey to the center of the galaxy in fact never took place?”

    “Because I can´t. — I had an experience. I can´t prove it. I can´t even explain it. But everything that I know as a human being, everything I am, tells me, that it was real. (…) I wish, I could share that. I wish that everyone, even for one minute, could share that awe and humility and hope. But that contiues to be my wish.”

    Sims Alabim, February 28, 2010
  16. […] hier im Blog ist ja schon über die Angebrachtheit von Nazi-Vergleichen gestritten worden. Auch ich persönlich […]