Fremdschrieb: Wes Craven wird 70


Cabuflé; 2009-07-31

Ich hatte mir ernsthaft vorgenommen, meine Beiträge für moviepilot hier in Zukunft noch selektiver zu verlinken als bisher, so maximal einen Link auf einen “normalen” Post, und dabei soll es auch bleiben, aber ich konnte ja nicht ahnen, dass ich den Auftrag bekäme, Wes Craven zum Geburtstag zu gratulieren, und das müsst ihr einfach alle lesen:

Nachdem Sie also im Vorbeigehen mal eben ein Subgenre begründet hatten, drehten Sie mit Hügel der blutigen Augen (1977) einen weiteren Klassiker, der zusammen mit Das Kettensägenmassaker (Tobe Hooper, 1974) die bis heute gültige Schablone des “Backwoods Horror” entwickelte: Ein paar arme Schweine kommen in der Wildnis vom Weg ab und werden von mutierten Inzestmonstern hingeschlachtet. Wenn das nächste Mal jemand angesichts des heutigen sogenannten “Torture Porn” den Untergang des Abendlandes nahen sieht, sollten wir uns bei einer Tasse Fencheltee erinnern, wie Sie und Ihre Kollegen damals die Traumata des Vietnamkrieges aus dem kollektiven Unterbewustsein der US-Gesellschaft zu Tage zerrten, dann einen Blick auf die jetzige politische Realität werfen und das Thema zu den Akten legen.

Wer weiterhin ernsthaft behaupten will, Sie, Wes Craven, hätten Gewalt nie stilisiert, muss spätestens 1984 aufgehört haben, Ihre Filme zu gucken. Gab es in Ihrem Frühwerk noch eine gewisse zynische Bodenständigkeit in der Brutalität, war Nightmare – Mörderische Träume, den ich im wahrsten Wortsinn Ihr Meisterwerk nennen möchte, ein surrealer Bilderrausch, wie ihn der Teenie-Slasher zuvor nicht gesehen hatte.

Der ganze Artikel auf moviepilot.de

Fremdschrieb: Catterfeld raus!


Cabuflé; 2009-07-27

Kurzfristig bekam ich heute mittag Gelegenheit meiner Erleichterung ob des Endes vom Romy-Schneider-Biopic Ausdruck zu verleihen:

(…) denn die Titelrolle in Romy sollte keine Geringere spielen als Yvonne Catterfeld. Ich war selbstverständlich nicht dabei als diese Entscheidung fiel, stelle mir das Gespräch aber ungefähr so vor: Sagt der Produzent zum Regisseur: “Hier ja, die Catterfeld, guck ma’ die hat auch diese süße Stupsnase und so Wangenknochen wie die Schneider.” Der Regisseur – gerade verzweifelt die letzten Koksreste von seiner Kreditkarte leckend – schaut kurz auf und brummelt “Phh, Hmm, wer? Catterfeld? Kann die den schauspielen? Na egal, passt schon. Ich bin dabei. Hauptsache ich krieg mein Geld pünktlich.” Alle jubeln. Eine Runde Champagner aufs Haus – hier wurde soeben der Besetzungscoup des Jahrtausends gelandet!

Schadenfreude: Romy Schneider Projekt mit Catterfeld ist geplatzt! auf moviepilot.de

Fremdschrieb: David Faustino, der Mann der Bud Bundy war


Cabuflé; 2009-07-07

Da wollt ich ja noch bescheid sagen: Bei Moviepilot habe ich einen kurzen Artikel über den Verbleib von David Faustino (Bud Bundy) geschrieben:

Für pubertierende Jungs in den Neunzigern gehörte Budrick “Bud” Bundy vielleicht zu den wichtigsten Bezugspunkten beim Erwachsenwerden. Während Hunderte von lauwarmen High-School-Komödien und die handelsübliche Sitcom einem beständig vorlogen, man könne alles schaffen, wenn man nur genug wolle, war es gut zu wissen, dass eine Show immer ehrlich blieb: Welches Pubertätsproblem einen gerade auch quälen mochte, ob Mädchen, Pickel, Jobs, Mädchen, Gruppenzwang, Unterleibshygiene, Schule oder Mädchen – mit Sicherheit war Bud Bundy bereits daran gescheitert, und das ließ einen hoffen. Nicht, dass es eines Tages besser würde, aber dass es irgendwie schon okay so war.

Jetzt ist Eine schrecklich nette Familie seit etwas mehr als zehn Jahren aus dem Programm und die Darsteller sind weiter gezogen….

Der ganze Artikel auf moviepilot.de

Im übrigen bittet mein Kollege Oliver um freundliche Beachtung seines Brüno-Testes Wie schwül bist du?

Falls es jemanden interessiert: Cabuflé ist zu 75% schwül. Als ob wir das nicht schon immer gewusst hätten…

Geh ma’ Gebühr zahlen!


Cabuflé; 2009-06-26

DISCLAIMER: Ich fühle mich genötigt nochmal zu betonen, dass ich ein Freund des Rechtes am geistigen Eigentum bin. Und sogar die Idee, dass eine zentrale Stelle das Kassieren und Verteilen von Tantiemen übernimmt, ist ja auf den ersten Blick nicht die Schlechteste.

Allerdings darf als bekannt vorrausgesetzt werden, dass Organisationen ab einer gewissen Größe – zumal wenn ihnen von staatlicher Seite eine Alleinstellung quasi garantiert ist – dazu neigen im Besten Falle bürokratische Ungetüme zu werden, im schlimmsten Fall dekadent und korrupt. Die Gema in ihrer jetzigen Form tut für das Gros der Musiker ungefähr so viel wie Gewerkschaften für Arbeitnehmer.

Beispiele dafür hat Jens Berger auf Telepolis zusammengetragen:

Wenn ein Künstler auf einem von ihm selbst veranstalteten Konzert seine eigene Musik spielt, so muss er die Gebühren für seine eigene Musik an die GEMA abführen und bekommt – im besten Fall – seine Gebühren, abzüglich der Verwaltungskosten der GEMA, zurück. Dieser “beste Fall” tritt jedoch eher selten auf.  (…) Selbst wenn die Konzerte gut besucht sind, fließt oft weniger Geld an den Künstler zurück, als ihm eigentlich zustehen würde. (…) ein Hauptteil der GEMA-Einnahmen landet im “großen Topf” und aus ihm werden vor allem die Künstler bezahlt, die im Radio rauf und runter gespielt werden und die in den Verkaufshitparaden auf den obersten Plätzen stehen. Die Abgaben, die Konzertveranstalter für eine junge Nachwuchsband abführen müssen, landen so über die Umverteilungsmaschinerie der GEMA in den Taschen der Bohlens und Grönemeyers. (…)

Wenn der Veranstalter es nicht schafft, genügend Zuschauer für zu sein Konzert zu begeistern, so ist er doppelt gestraft. Ihm entgehen nicht nur Eintrittsgelder und Einnahmen aus dem Getränkeumsatz, er muss auch genauso viel GEMA-Gebühren abführen, wie bei einer ausverkauften Veranstaltung. Immer mehr Kneipiers oder Kleinveranstalter scheuen dieses Risiko und bieten entweder gar keine Live-Musik mehr an, wenn sie sich nicht sicher sein können, dass das Konzert sehr gut besucht ist, oder legen die GEMA-Gebühren auf die Künstler um.

Für Nachwuchskünstler ist es allerdings auch nicht eben attraktiv, wenn sie bei ihren Konzerten nicht nur kein Geld bekommen, sondern sogar Geld mitbringen müssen. Die Geschäftspraktiken der GEMA fördern so direkt und indirekt die Monokultur des Mainstreams.

Eine online-Petition zu eben dieser Problematik hat vor ein paar Tagen die 50.000er Grenze überschritten, wonach der Bundestag verpflichtet ist, sich mit ihr auseinanderzusetzen. Wie ernst man dort derartige Eingaben nimmt, war ja erst kürzlich beim Thema Internetsperren zu beobachten. Da zu hoffen bleibt, dass dem Thema in diesem Rahmen eine gewisse öffentliche Aufmerksamkeit zuteil wird, mag sich das Zeichnen der Petition dennoch lohnen.

Es ist spät…


Cabuflé; 2009-06-20

090618b1Grafik: Mediengestalter [via]

Ich habe gerade eine Stunde lang versucht, mir endlich auch eine fein ziselierte Polemik zu der Farce um das vorgestern verabschiedete Gesetz zur Schaffung von Internetsperren aus den Rippen zu leiern. Drauf geschissen. Spreeblick hat die Eckdaten und lesenswerte Links, der Freischwimmer [via] die vollständige namentliche Liste jener wahlweise ignoranten, opportunistischen oder paranoiden Politclowns, die alle zusammen nicht so viel essen können, wie ich kotzen möchte.

Im Ãœbrigen sei auf die Möglichkeit hingewiesen, dem Bundespräsidenten, ohne dessen noch ausstehende Unterschrift das Gesetz bekanntlich nicht in Kraft treten kann, einen Gruß im Gästebuch zu hinterlassen und jenen, denen immer noch nicht klar ist, worum es hier eigentlich geht, Oliver Jungens Artikel in der FAZ [via] ans Herz gelegt.

Offener Brief an meine lieben Kollegen


Cabuflé; 2009-06-13
Post von Cabufle

Liebe deutsche Kulturfuzzis und Kassenköppe!

Sagt mal: Nen Clown gefrühstückt? Die Pillen nicht genommen? Saure Latte im Macchiato? Zu viel killergespielt? Nein? Aber sonst geht’s noch gut, ja?

Der freundliche Offsprecher der Kulturzeit rät euch aus aktuellem Anlass:

Vielleicht sollte sich die Kultur also ein Beispiel nehmen an Opel und Co. und ganz selbstverständlich Rechte in der Politik einfordern, statt im vorauseilenden Gehorsam zu fürchten, dass die Etats schrumpfen.

Als ob nicht im Gegenteil die Warenwirtschaft diese schlechte Angewohnheit – ähnlich wie das Ausbeuten ewiger Praktikanten – vielmehr von euch abgeschaut haben könnte.

Als ob nicht seit Jahrzehnten ein ewiges Jammern gleich Muezzinsrufen aus den Elfenbeintürmen schallte, der Staat möge doch bitte, nein er müsse, sei moralisch verpflichtet, die Kultur zu fördern, ergo eure Mäuler zu stopfen, eure Leiber zu kleiden und eure freundlichen hellen Altbauwohnungen in ruhiger Lage zu heizen, weil ihr selbst euch dessen außer Stande seht.

Da unsere Volksvertreter nun so nebenbei ins Grundgesetz schrieben, sie würden dann in zwölf Jahren mal aufhören mit dem Schuldenmachen, setzt ihr noch einen drauf, und statt die Obrigkeit deswegen zu verhöhnen, wie es den Dichtern und Gauklern zu Gesicht stünde, tut ihr mit ernster Miene so als habe dieses Musterbeispiel an politischer Effekthascherei tatsächlich irgend etwas zu bedeuten und schreit mit der euch eigenen Versorgungsmentalität noch etwas lauter als sonst.

Im Gestus des satten Arschlochs westlich-mittelständischer Provenienz, dem der Strom aus der Steckdose kommt und das Essen vom Supermarkt meint ihr, der Staat solle um Himmels Willen weiter misswirtschaften, bevor ihr nur eine Probebühne schließen müsstet, nur ein Symposium weniger abhalten, oder jenen bürokratischen Wasserkopf trockenlegen, der ohnehin mehr als die Hälfte aller Gelder verschlingt, ehe sie bei den Künstlern ankommen.

Und einmal mehr sollt ihr euch deshalb von mir und Meinesgleichen fragen lassen:

Ist es euch jemals in den Sinn gekommen, dass der Konsum von Kulturgütern irgendeiner Art zwar ein Menschenrecht sein mag (und der HartzIV-Satz unter anderem deshalb menschenunwürdig ist, weil er Empfänger eben davon ausschließt), das Schaffen von Kulturgütern zum Broterwerb jedoch ein Luxus?

Dass Kunst, die zu anderem gut ist als nur den Pöbel zu belustigen (und den Pöbel Belustigen ist keine Schande – es ist ehrliche harte Arbeit, für die der Pöbel letztlich immer einen angemessenen Preis zu zahlen bereit sein wird), dem Künstler letztlich Lohn genug zu sein hat, ein Ding von Leidenschaft und Ehre und nicht ein Dienst, den man irgendjemandem – und zuallerletzt dem Staat – erweist?

Dass Nahrung, Kleidung und ein Dach über dem Kopf also ein wünschenswerter Nebeneffekt solcher Kunst sein mögen, aber niemals deren eigentliches Ziel und noch weniger deren Bedingung?

Dass jeder Künstler, der sich von öffentlichen Geldern und somit letztlich dem Wohlwollen der Herrschenden abhängig macht, freiwillig sein edelstes Recht, namentlich die Freiheit von staatlicher Einflussnahme aufgibt?

Eure geistige Armut kotzt mich an. Ihr habt nichts begriffen.

Wer sich zu fein ist, im Zweifel entweder den Pöbel zu belustigen oder kellnern zu gehen, hätte mal lieber was Anständiges lernen sollen!

Herzlichst

Euer Cabuflé

Dr. Uwe Boll im Gespräch


Cabuflé; 2009-06-09

Es wurde ohnehin so langsam Zeit mal auf den Creative Screenwriting Magazine Podcast hinzuweisen.

Und auch zu dem angeblich schlechtesten lebenden Regisseur könnten hier mal ein paar Worte fallen:

Bisher betrachtete ich Uwe Boll mit, sagen wir: wohlwollender Gleichgültigkeit. Die wenigen Filme von ihm, die ich bisher gesehen habe sind zwar alles andere als gut aber auch nicht außergewöhnlich schlecht. Zeitgenössische B-Movies eben, nicht völlig ohne Charme. Bolls negative Reputation scheint vor allem daher zu rühren, dass er sich durch seine Spezialisierung auf billige und schnell heruntergekurbelte Videospieladaptionen mit einer leidenschaftlichen, gut vernetzten und ergo schlagkräftigen Community angelegt hat: Den Nerds. Vielleicht die unterschätzteste Lobby überhaupt.

Im Creative Screenwriter Interview jedenfalls kommt er als sympathischer Freak rüber, dem ich mich auf Anhieb deutlich verbundener fühle als dem Großteil der angesehenen Blockbuster- und/oder Arthouseregisseure unserer Generation.

Der 9/11-Klamauk Postal und Bolls frühe deutsche Produktionen Amok und German Fried Movie stehen ab heute ganz weit oben auf meiner Liste.

Fliesentisch! Fliesentisch!


Cabuflé; 2009-06-04

Dirk vom Kompetenzcenter dokumentiert ebenda in einer beachtlichen Fleißarbeit die hohe Fliesentischdichte im zeitgenössischen Unterschichtenfernsehen.

Stefan Niggemeier schreibt in ähnlichem Zusammenhang:

Persönlich kenne ich exakt null Menschen, die einen Fliesentisch ihr eigen nennen (…) Aber das entspricht ja genau der Zahl der Menschen, die ich kenne, die schon mal bei „Mitten im Leben”, „Erwachsen auf Probe” oder in ähnlichen Sendungen mitgewirkt haben.

Ich wüsste da spontan jetzt auch niemanden. Aber ist das nicht schade? Hätte der Fliesentisch nicht besseres verdient, als die Wohnstuben junger Prekarier im Privatfernsehen zu zieren?

Es mag daran liegen, dass ich irgendwo in meinem Hinterkopf die nebulöse Erinnerung ausgrub an Cabuflés nicht mal zehnjährige Kinderfinger, die einst – wann und wo kann ich nicht sagen –  fasziniert die Fuge zwischen zwei Fliesen eines Fliesentisches erkundeten (populärpsychologische Sticheleien werden in den Kommentaren entgegen genommen).

Vielleicht wirkt die Verwendung von Fliesen als Möbeloberfläche im Zeitalter von Furnier und Pressspan auch einfach ehrlicher als ein beliebiger leidlich an Holzoptik gemahnender Kunststoff.

Wie auch immer – fest steht jedenfalls: Ich will einen Fliesentisch! Unbedingt! Ganz dringend! Jetzt sofort! Hat irgendjemand einen über oder kennt jemanden?

Stefan Niggemeier kann mir offenbar schon mal nicht weiterhelfen…

***

Und wo wir gerade dabei sind, möchte ich gerne noch auf Niggemeiers großartigen Artikel zu RTLs neuestem Unfug “Erwachsen auf Probe” hinweisen, der die heute übliche Entfremdung zwischen Medienmachern und ihren (potenziellen) Konsumenten exemplarisch illustriert:

Es war in der Diskussion faszinierend zu sehen, wie die Kinderschützer mit großer Naivität glaubten, dass eine Sendung, die RTL eine „Dokumentation” nennt, das tatsächliche Geschehen dokumentiert. Und wie die Fernsehleute mit ebenso großer Betriebsblindheit nicht glauben konnten, dass jemand annehmen könnte, dass das, was RTL in so einer Show zeigt, eine größtmögliche Annäherung an die Wirklichkeit wäre — und nicht vor allem den üblichen Inszenierungs-Regeln folgen würde.

Konkrete Genrebezeichnungen…


Cabuflé; 2009-05-25

…sagen mitunter mehr als tausend Worte (oder Daumen)

horrorsequel

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Wissenschaft und Medien


Malibu Aircraft; 2009-05-20

Schöner Artikel im exzellenten Blog Bad Science von Ben Goldacre über den Missbrauch wissenschaftlicher Studien in den Medien.

[…]”This is how I think it works. Journalists have a 1950s B-movie view of science. To them, it offers a feeling tone of cold, unquestionable truth that can be used to paste a veneer of objectivity over any moral prejudice you might have,”[…]

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