Das neue Buch von einem der bekanntesten autistischen Savants Daniel Tammet “Embracing the Wide Sky” oder auf deutsch “Wolkenspringer” ist eine exzellente Lektüre, die ich mal eben bedingungslos empfehlen möchte. Tammet hält (laut Wikipedia) den europäischen Rekord im Aufsagen von Nachkommastellen von Pi und lernte für eine Dokumentation innerhalb einer Woche Isländisch. Deine Röhre (so sorry) enthält zahlreiche Videos über ihn.
Er beleuchtet hier auf kritische Art einen weit gefächerten Themenkreis vom Wesen von Intelligenz und Logik über den Ursprung der Sprache zur Kreativität und futuristischer Gehirnforschung. Er verbindet dabei seine eigenen Erfahrung mit einem ganzen Haufen von, vor allem neuropsychologischen, Studien. Gleichzeitig ist das Buch aber außerordentlich angenehm zu lesen und mehr eine poetische Reise in den menschlichen Geist als irgendwas sonst. Tammet behandelt natürlich keins der Themen auch nur ansatzweise erschöpfend, sondern zeigt neue Anstöße und Sichtweisen auf.
Sollte vielleicht noch anmerken, dass ich Tammets anderes Buch noch nicht gelesen habe, kann deswegen also nicht sagen, wie es im Vergleich dazu ist.
Eine Frau hat sich ganz unerwartet bei mir gemeldet. Vor langer Zeit, als sie noch fast ein Mädchen war und ich fast noch ein Junge, waren wir gute Freunde und ich sehr lang sehr unglücklich verliebt in sie, das heißt, so war es in Wirklichkeit, doch dies hier ist ein Traum, und uns verbindet eine lange enge Paarbeziehung. Als die vor etwa einem halben Jahr zu Ende ging, brachen wir jeden Kontakt ab, doch jetzt hat die Frau angedeutet, sie sei sich nicht mehr sicher ob das richtig war und wolle also mit mir reden, sehen, ob unsere Liebe nicht noch eine Chance verdient.
Das kommt mir ganz gelegen, sentimental wie ich bin, und so sitzen wir jetzt auf braunen Ledersofas in einem provisorisch wirkenden Wohnzimmer im Erdgeschoss. Das Haus im Speckgürtel von irgendeiner Großstadt wird schon länger da gestanden haben, vielleicht ein sanierter Teil eines alten Bauernhofs, denn zwischen Plattenbau und Reihenhäusern wirkt es seltsam deplatziert. Da ich ganz offensichtlich hier nicht wohne, müssen wir bei ihr zu Hause sein. Wir haben uns in Wolldecken gewickelt, denn draußen ist es kühl geworden, der Himmel grau, die Fenster sind schlecht isoliert. Wir rutschen näher aneinander, berühren uns und sind von Anfang an vertrauter als wir dachten.
Etwas später, sie ist kurz nach draußen und tollt alleine im herbstlich trüben Garten herum, fällt mir ein, dass sie doch mit mir reden wollte, und ich rufe sie herein und frage, wie es denn nun aussieht, was sie meint, und wie wir es mit der Beziehung halten sollen. Da lacht sie, wirft sich auf mich, drückt meine Schultern fest nach unten und sagt: “Mein Gott, du hast das wirklich geglaubt. Als ob ich mit dir wieder zusammenkommen wollte! Ha ha ha! Es hat funktioniert. Du Vollidiot!” Sie kommt ganz nah an mich ran und erklärt sehr sachlich, sie habe aus dem Internet diese Anleitung von einer Feministin, wie Männer so richtig fertigzumachen sind, und sie wollte das an mir mal ausprobieren.
Ich bin naturgemäß gekränkt und irgendwie am Ende, mir fehlen die Worte, und bevor mir welche einfallen, wird sie auf einmal wieder sehr zutraulich, kuschelt sich eng an mich mit ‘nem Hundeblick, die Sache tut ihr offenbar sehr leid, sie ist untröstlich. Die Ärmste scheint ziemlich neben der Spur zu sein, und das passt, denn wenn ich mal an Frauen gerate, dann meist an solche, die einen rechten Knacks weg haben. Ich schließe sie vergebend in die Arme, halte sie ganz fest, sie drückt gleich ihren ganzen Körper an mich, wir bedecken unsere Gesichter mit Küssen, sie atmet tief und schwer, wir schieben zärtlich doch bestimmt des jeweils anderen Kleider zur Seite, fühlen warme glatte Haut, da lässt sie plötzlich ab, sehr ernst, und vorwurfsvoll sagt sie: “Du Schwein. Ich hab’s gewusst, dass du so reagierst. Du betrachtest mich doch nur als ein Objekt! Verschwinde! Du widerst mich an!” So endet die Geschichte.
Darauf hat die Welt gewartet: Die erste Dokusoap auf instant-eistee.de! Cabuflé – lebenslanger Vegetarier aus Ãœberzeugung Versehen – versucht sich systematisch an verschiedensten Fleischgerichten.
Die Reihe wird über ein Jahr hinweg in unregelmäßigen Abständen fortgesetzt. Zum großen Finale gedenke ich, die Grillsaison 2010 in einer handelsüblichen Berliner Grünanlage mit der Bacon Explosion [via] zu eröffnen.
Anregungen und insbesondere Einladungen für weitere Episoden werden in den Kommentaren und unter Cabufle[ät]instant-eistee.de entgegengenommen.
Ich wüsste da spontan jetzt auch niemanden. Aber ist das nicht schade? Hätte der Fliesentisch nicht besseres verdient, als die Wohnstuben junger Prekarier im Privatfernsehen zu zieren?
Es mag daran liegen, dass ich irgendwo in meinem Hinterkopf die nebulöse Erinnerung ausgrub an Cabuflés nicht mal zehnjährige Kinderfinger, die einst – wann und wo kann ich nicht sagen – Â fasziniert die Fuge zwischen zwei Fliesen eines Fliesentisches erkundeten (populärpsychologische Sticheleien werden in den Kommentaren entgegen genommen).
Vielleicht wirkt die Verwendung von Fliesen als Möbeloberfläche im Zeitalter von Furnier und Pressspan auch einfach ehrlicher als ein beliebiger leidlich an Holzoptik gemahnender Kunststoff.
Wie auch immer – fest steht jedenfalls: Ich will einen Fliesentisch! Unbedingt! Ganz dringend! Jetzt sofort! Hat irgendjemand einen über oder kennt jemanden?
Stefan Niggemeier kann mir offenbar schon mal nicht weiterhelfen…
Es war in der Diskussion faszinierend zu sehen, wie die Kinderschützer mit großer Naivität glaubten, dass eine Sendung, die RTL eine „Dokumentation†nennt, das tatsächliche Geschehen dokumentiert. Und wie die Fernsehleute mit ebenso großer Betriebsblindheit nicht glauben konnten, dass jemand annehmen könnte, dass das, was RTL in so einer Show zeigt, eine größtmögliche Annäherung an die Wirklichkeit wäre — und nicht vor allem den üblichen Inszenierungs-Regeln folgen würde.
Nach der Lektüre des vorigen, sehr interessanten Beitrags des geschätzten Sims Alabim, möchte ich auch noch eine Antwort geben und dabei gleichzeitig meinen Senf zu dem ganzen Themengebiet ablassen. Ich bitte um Entschuldigung, dass ich das in Form eines Beitrags und nicht eines Kommentars mache, aber es ist doch etwas länger geworden als geplant.
Nur noch zwei kurze Klarstellungen von mir im voraus: Selbstverständlich gilt auch von meiner Seite, dass jede, evtl. polemische, Attacke nur im Kontext eines fröhlichen und intelligenten Diskurses und keinesfalls persönlich zu sehen ist. Zweitens meine ich, wenn ich das Wort Wissenschaft benutze im Wesentlichen was z.B. Wikipedia damit meint:
Wissenschaft ist die Erweiterung des Wissens durch Forschung, seine Weitergabe durch Lehre, der gesellschaftliche, historische und institutionelle Rahmen, in dem dies organisiert betrieben wird, sowie die Gesamtheit des so erworbenen menschlichen Wissens. Forschung ist die methodische Suche nach neuen Erkenntnissen sowie deren systematische Dokumentation und Veröffentlichung in Form von wissenschaftlichen Arbeiten. Lehre ist die Weitergabe der Grundlagen des wissenschaftlichen Forschens und die Vermittlung eines Ãœberblicks über das Wissen eines Forschungsfelds, den aktuellen Stand der Forschung.“
Eine Einschränkung hätte ich bezüglich dieser Definition allerdings. Ich würde „der gesellschaftliche, historische und institutionelle Rahmen, in dem dies organisiert betrieben wird“ ausklammern. Nicht dass das komplett falsch wäre, aber ich glaube dieser Teil ist nur mit sehr viel Vorsicht zu genießen. Die Rassenlehre der Nazis fällt möglicherweise auch in den „gesellschaftliche[n], historische[n] und institutionelle[n] Rahmen“ dieser Zeit, ich würde sie aber höchstens als Pseudowissenschaft bezeichnen. Unter „methodische Suche nach neuen Erkenntnissen“ verstehe ich auch die Beleuchtung unterschiedlicher Standpunkte und Hinterfragung grundsätzlicher, möglicherweise bereits etablierter Prinzipien. Diesbezüglich wäre z.B. eine kritische Diskussion über das Gebiet der Psychoanalyse nützlich, in der es haufenweise Literatur gibt, die sich regelmäßig auf imho nicht ausreichend oder gar nicht bewiesene Grundannahmen Freuds beziehen. Was also in meiner Definition übrigbleibt ist im Prinzip das neugierige Suchen nach neuen Erkenntnissen und die systematische Weitergabe dieser. Eine wichtige Ergänzung noch: Es ja irgendwie logisch, dass man im Bezug auf Wahrheitsfindung, also nicht den persönlichen, subjektiven Glauben betreffend, sondern, was aufgrund rationaler Argumentation für eine Menge von Leuten gemeinsam akzeptierbar ist, so weit wie möglich mit falsifizierbaren Aussagen arbeiten muss. Ein Beispiel für eine nicht falsifizierbare Aussage wäre „Es gibt pinke Schwäne.“ Dieser Satz lässt sich zwar durchaus verifizieren, indem man z.B. einen pinken Schwan findet. Aber die einzige Möglichkeit die Sache zu klären ist eben, solange zu suchen bis man zufällig einen findet. Es liegt also bei dem, der an pinke Schwäne glaubt, was ja durchaus eine Anfangshypothese sein kann, den Beweis zu erbringen. Niemand kann, um einen kleinen Sprung zu machen, von einem Atheisten erwarten, dass er Gott widerlegt. Alles was wir tun können, ist zu zeigen, dass es keine realen Beweise für seine Existenz gibt. Das macht seine Existenz zwar nicht unmöglich, aber aus unserer Sicht eben nun mal sehr sehr unwahrscheinlich.
Nun aber zum Beitrag des geschätzten Sims Alabim. Leider muss ich gleich zu Beginn widersprechen: Atheismus ist, wie der Name schon sagt, keine Religion und mir ist durchaus bewusst, dass das polemisch gemeint ist. Ich kann aber verstehen, wenn manche „Neue Atheisten“ durch eine gewisse arrogante „Ich-hab-die-Weisheit-mit-Löffeln-gefressen-und-mache-in-meinem-Privatleben-nie-irrationale-Sachen“-Haltung den Vergleich mit missionarischen Religiösen nahe legen. Was mich betrifft, es ist jederfraus oder –manns Sache, was persönlich geglaubt wird. Nur sollte Religion und Aberglaube bitte radikalst aus der Politik rausgehalten werden und natürlich hält mein, durchaus vorhandener, Respekt vor persönlichen, privat-psychologischen Empfindungen mich auch nicht davon ab, meine Meinung kund zu tun.
Natürlich kann sich jeder seine Vorbilder in der Geschichte selbst rauszusuchen, prinzipiell möchte ich aber darauf hinweisen, dass fast die gesamte dokumentierte Menschheitsgeschichte hinweg ein „Outing“ als Atheist nahezu überall, wenn nicht zu körperlicher Gefahr, so doch zumindest zu extremer gesellschaftlicher Isolation geführt hat. Selbstverständlich galt/gilt auch manchmal das Gegenteil, siehe Sowjetunion.
Was Moores Statement betrifft, habe ich Monsieur Cabuflé in seinem Kommentar nichts hinzuzufügen. Warum die Vermutung, dass das Bewusstsein ein Ergebnis neurobiologischer Prozesse ist, dessen Wert irgendwie herabsetzen soll, erschließt sich auch mir nicht. Genauso wenig wie die Behauptung, dass dies irgendwie zur Verwässerung von Richtig und Falsch beitragen sollte oder dass es Kunstwerke zu Zufallsprodukten macht. Auch sehe ich nicht, wie die Erkenntnis, „wenn man in Wald und Flur nur verschiedene Kohlenstoffzustände erkennt“, es rechtfertigt die Natur zu zerstören. Das Verständnis naturwissenschaftlicher Vorgänge mindert in meinen Augen nicht deren Wert, ganz im Gegenteil. Ich wünschte, ich hätte diesbezüglich „Der entzauberte Regenbogen“ von Dawkins, das mir gestern geschenkt wurde, bereits gelesen und das sich wohl genau damit auseinandersetzt
Ich sehe auch weder Zusammenhang noch Sinn darin, jeglichen medizinischen Fortschritt unter dem „Siegeszug des Materialismus“ zusammenzufassen und ihn für das Elend in der Welt verantwortlich zu machen. Und leider muss ich auch sagen, dass Sätze wie „Aber seine [wissenschaftlicher Fortschritt] Ausnutzung ist so eng mit dem Entstehen dieser perversen Zustände verknüpft, dass für mich jede Lobpreisung dieses Fortschritts einen schalen Beigeschmack bekommt.“ wenig zu meiner Erhellung und ich würde sogar behaupten, wenig zur Veränderung jener Zustände beitragen, was imho an der viel zu allgemeinen Verwendung der Worte „Wissenschaft“ und „wissenschaftlicher Fortschritt“ liegt. Dass die Erfindung der Atombombe nicht gerade zur hellsten Stunde der Menschheit gehört (auch wenn sie maßgebend zur Entwicklung des modernen Computers beigetragen hat, was aber hoffentlich ohnehin früher oder später geschehen wäre) dürfte klar sein, aber welche Schuld beispielweise erwähnten medizinischen Fortschritt trifft, ist mir nicht klar. Nur um das zu trennen: Politik und Wissenschaft sind verschiedene Dinge. Die Politik der meisten Pharmaziefirmen ist in der Regel größtenteils abstoßend, die Tatsache an sich aber, dass wichtige Medikamente(, die dann „illegal“ oder viel zu spät in armen Gebieten ankommen,) erfunden werden, ist ja wohl zweifelsfrei eine positive.
Was die Moral betrifft, stimme ich geschätztem Herrn Sims größtenteils zu. Wie jemand rechtfertigt, warum sie oder er „gut“ und moralisch handelt bzw. welche Erklärung dafür herangezogen wird, ändert nichts an der Handlung selbst. Ich habe aber Probleme, wenn, wie bei manchen Arbeitgebern der Caritas beispielsweise ein „christliches Menschenbild“ als Einstellungskriterium herangezogen wird. Was genau bedeutet das? Was genau bedeutet christliche oder muslimische oder jüdische Moral? Bedeutet es, dass ich mich z.B. auch daran halten muss: (3. Mose 20,10): “Wenn jemand die Ehe bricht mit der Frau seines Nächsten, so sollen beide des Todes sterben.” Oder daran, dass laut Koran schon Unglaube Sünde ist. Damit will ich nicht behaupten, dass nicht auch schöne, moralische, poetische, ja erleuchtende Passagen in religiösen Texten zu finden sind. Doch als moralisches Handbuch sind die religiösen Texte eben nur dann geeignet, wenn klar ist, manche Stellen sind Unfug und manche können durchaus Quellen hoher Inspiration sein. Es ist eben einfach nicht so klar und eindeutig , was eine christliche, etc. Moral ist. Religion sollte nicht mehr Autorität in dem philosophischen Diskurs um Moral haben, als irgendjemand sonst. Dass religiöse Menschen darüber hinaus im Durchschnitt nicht altruistischer handeln als nicht religiöse Menschen ist mittlerweile mehrfach durch Studien belegt.
Ich kenne mich auf dem Gebiet des Materialismus oder der „Geheimwissenschaften“ nicht genügend aus, kann den Positionen des geschätzten Sims Alabim hier aber soweit ich das sehe zustimmen. Wie du ja sagst sind Wissenschaft und Materialismus nicht zwangsläufig dasselbe.
Weiter also im Text: Leider muss ich heftigst widersprechen, wenn werter Herr Alabim schreibt : “Ob jemand auf Busse schreibt „God does not exist†oder auf Plakate „God hates Fags“, da sehe ich in punkto Borniertheit wenig Unterschied.“ Auch wenn meines Wissens diese Initiative nicht von Dawkins gestartet wurde und es ja wie du nachgeschoben hast „God does probably not exist“ sehe ich da Unterschiede, die größer nicht sein könnten. „God does probably not exist“ ist eine Meinung und eine die durch die simple Tatsache, dass es keine nachgewiesenen Gottesbeweise gibt, mehr als zementiert wird. Dieser Satz ist für mich nicht mehr boniert als „Harry Potter does not exist“. „God hates Fags“ dagegen ist eine offensichtlich aggressive Beleidigung in der die Gewaltandrohung fast spürbar ist.
Wie von Cabuflé ja bereits sehr schön ausgedrückt, heißt weder Wissenschaft noch Atheismus, dass subjektive Welten, Gefühle, Fantasien, Empfindungen, Erfahrungen nicht etwas absolut wunderbares und menschliches sind und ihr Wert verringert sich kein Stück dadurch, dass es daneben noch die objektive Realität, die natürlich nicht absolut eindeutig ist, gibt. Aber wenn ich reale, konkrete Lebensentscheidungen treffen will, dann will ich eben doch wissen, wo ungefähr die Grenze liegt zwischen Objektivem und Subjektivem bzw. was mit einigem Recht als „objektive Wahrheit“ bezeichnet werden kann und da hilft die Wissenschaft und dafür ist sie da.
Zum Wesentlichen Rest des Beitrages kann ich nur sagen: dito. Mich kotzt es genauso an, wenn manche Leute Atheismus oder Wissenschaft nur als weiteres Label benutzen, um ihre Ignoranz und Arroganz zur Schau zu tragen. Aber der „Spirit“ einer neugierigen Wissenschaft, der Gedanke, dass rationales Betrachten aus mehr als einem Blickwinkel etwas Gutes ist, dass Glauben um des Glaubens willen und verbohrtes Beharren auf subjektiven Empfindungen, wenn es um weltliche, politische Dinge geht, dagegen schlecht ist, das ist etwas mit dem ich mich auf jeden identifizieren kann.
Aber ist es nicht auch einfach etwas langweilig zu sagen „God did it“, wenn es z.B. um den Urknall geht, während es haufenweise viel interessanterer Theorien von Multiversen, Paralleluniversen und was weiß ich nicht noch alles gibt? Was mich persönlich betrifft habe ich einfach festgestellt, dass die meisten religiösen und esoterischen „Erklärungen“ wie Gedankenstopper auf mich wirken. Hier hast du deine Erklärung und gut is. Kein weiteres Warum, kein Weiterfragen, wie z.B. „Und wer hat Gott gemacht?“. Dabei würde ich mich durchaus als spirituellen Menschen bezeichnen. Nicht im religiösen oder esoterischen Sinn. Ich liebe z.B. Meditation. Und ich finde es wunderbar, dass man jetzt real messen kann, wenn jemand in Trance geht, dass man messen kann, wie sich die Gehirnströme verändern, dass andere Regionen durchblutet werden, usw.. Das macht das Erlebnis nur umso besser, weil ich weiß, dass es etwas reales ist und nicht etwas, das ich mir nur einbilde. Und etwas wunderschönes noch dazu.
Nachdem mein geschätzter Freund und Kollege Sims Alabim in einem Nebensatz seines höchst lesenswerten Beitrags zur Waldorf-Debatte mit einiger Häme bemerkte “das die Wissenschaft eigentlich nicht einmal mit Sicherheit sagen kann, was für ein Frühstück gesund ist” (was ich ohne zu Zögern als Argument zu Ungunsten der wissenschaftlichen Methode akzeptieren werde, sobald mir ein Anthroposoph oder Homöopath die gleiche Frage überzeugend und zweifelsfrei beantwortet hat) und nachdem er unlängst am Beispiel eines Fernsehbeitrags über Wünschelrütengängerein flammendes Plädoyer zu Gunsten der seine prinzipielle Offenheit für die Geistheiler, Astralwanderer, Pendelschwinger und Hundeleser dieser Erde hielt erklärte, fühle ich mich nunmehr verpflichtet, das Steuer des Kahnes instant-eistee.de wieder ein Stück herumzureißen und mit einem kleinen Grundkurs in gesunder Skepsis und kritischem, im weitesten Sinne wissenschaftlichen Denken zu antworten.
Wegen Verpflichtungen im wahren Leben komme ich gerade leider sehr langsam voran. Da ich Kollege Sims und die interessierte Leserschaft nicht noch länger warten lassen will, habe ich beschlossen, den Artikel zweizuteilen. Hier nun die erste Hälfte.
Perinormal Possibilities
Nach der Auseinandernahme des Welt-der-Wunder-Beitrages (Teil 1; Teil 2) gelangt Sims zu folgendem Schluss:
Wir sind also eher bereit, zu akzeptieren, dass wir alle potenziel etwas irre und disfunktional sind, als dass es mehr zwischen Himmel und Erde geben könnte, als unsere Schulweisheit sich träumen lässt.
Meine Erwiderung darauf wäre zunächst, dass ich nicht sehen kann, inwiefern eine der beiden Thesen eine Alternative zur anderen darstellen sollte. Ich halte beide (in iherer allgemeinen Form) für so offenkundig richtig, dass ich versucht bin, jeden der eine davon ernsthaft in Zweifel ziehen wollte, ab diesem Moment nicht mehr als Diskussionspartner ernstzunehmen. Mit der ersteren will ich mich später beschäftigen, zunächst aber zur letzteren, die gern und oft von Apologeten esoterischer Ideen als Gratisbegründung für die generelle Ablehnung wissenschaftlicher Argumente benutzt wird.
Es gilt hier, mit einem Irrtum aufzuräumen, der sicher auch durch leichtfertige Äußerungen allzu eifriger Skeptiker und Naturalisten immer weiter geschürt wird: kein ernstzunehmender Skeptiker würde bestreiten, “dass es mehr zwischen Himmel und Erde geben könnte, als unsere Schulweisheit sich träumen lässt.” Im Gegenteil: Diese Annahme ist eine notwendige Vorraussetzung für wissenschaftliches Arbeiten als solches. Wozu denn noch weiter forschen, wenn wir über alles Nennenswerte zwischen, über oder unter Himmel und Erde schon bescheid wissen?
I don’t really think that we have made a scratch, the tiniest scratch in what we have to know. I get these comments all the time from people, who say: “Well, science doesn’t know anything, does it?” And I say: “That’s right! Science doesn’t know anything absolutely. What it does, is: it expresses statements about the universe, that are observed, presents the evidence and sais: “This conclusion is very likely to be true, very, very likely to be true, but: you look into it and see if you can find an exception.” Weiterlesen…
Mein Kollege mag mir vergeben, dass ich die versprochene Antwort auf seinen Wünschelrutenpost noch etwas weiter hinausschiebe, um mich über persönliche Banalitäten auszulassen. Sims, wir sind Leidensgenossen. Bitte, du musst das verstehen!
Man hat also, weil man sich dazu berufen fühlt, beschlossen einen Film zu machen. Man dachte, dass diese kleine Geschichte von zwei Freaks, die einander inmitten von schreiend lauter menschlicher Beliebigkeit begegnen und aneinander wachsen, zwar ihre zwei, drei organisatorischen Tücken haben mochte, für einen studentischen Drittjahresfilm jedoch eher harmlos und leicht zu stemmen wäre.
Ein halbes Jahr später sitzt man Tag für Tag mit dem über alle Maßen verehrten Kameramann über dem Drehbuch und brütet Bilder aus, für die man einem Tag das ganze Budget verbraten könnte, ohne einmal auf den Auslöser gedrückt zu haben. Shit Happens. Mal schaun, was für’n Sponsoringdeal wir da kriegen. Und da. Und da. Und da…
Man hat vor allem aber dieses Mal die Geschichte für so diffizil erachtet, dass man die Hauptrollen nicht wie bisher den hervorragenden Schauspielern aus dem Freundeskreis auf den Leib schrob, sondern Figuren im Kopf gestalt annehmen ließ, um dann, wie ernsthafte Filmemacher es nun Mal tun, zu casten.
Man hat sich auf diese anspruchsvolle Arbeit gefreut und nicht Angst aber Respekt davor gehabt, sich deshalb vorgenommen, früh mit der Schauspielersuche zu beginnen.
Man hat auch früh begonnen. Und trotzdem will man jetzt in einem Monat drehen, die Maschine läuft, und bis auf die bedeutende Nebenrolle, die man einem hervorragenden Schauspieler aus dem Freundeskreis auf den Leib geschrieben hat, ist nichts besetzt.
Man sitzt seit Monaten Abende lang vor dem Rechner und klickt sich durch Agenturseiten, durch Schauspielerverzeichnisse, durch dubiose Kleinanzeigenmärkte von Foto zu Foto und macht zum wiederholten Mal eine Erfahrung, die sich, nicht nur weil man selbst gelegentlich als Schauspieler arbeitet, irgendwie creepy anfühlt.
Irgendwie muss man schließlich eine Vorauswahl treffen, und nach dem zweihundertsten Portraitfoto eines jungen Mannes mit diesem ganz speziellen verstrahlten Silberblick, den charismatische Führerfiguren über Jahre hinweg in so gut wie jeden Schauspielschüler hineinprügeln, nach mehreren Stunden an Demotapes, an deren Anfang jedes Mal der gleiche austauschbare funky Elektropop eine Montage von verschiedenen Varianten des darstellerischen Silberblicks untermalt, nach dem einhundertundfünzehnten Klick auf einen toten Agenturlink wird jeder Mensch, dem an einem letzten Rest geistiger Gesundheit gelegen ist, zum Zyniker:
Wie, der hat fünf Fernsehauftritte in der Vita, aber kein Demotape? Entweder schämt er sich für die bisherige Arbeit, oder ist zu faul, sein Material zu schneiden. Tilt! Raus da! Einer weniger auf der Liste. Vielleicht kümmert sich auch die Agentur einfach nicht angemessen um ihn? Ja vielleicht. Selber schuld, vielleicht merkt ers ja irgendwann. Tilt! Und dieser Fatzke hat auf youronlinecrew-searchwhatever.com nur ein Foto + Emailadresse? Will der besetzt werden oder mal wieder richtig einen wegstecken? Auf die Weise wird er weder das eine noch das andere erreichen. Tilt! Tilt! Tilt! Tilt! Wär ja nicht so, dass ich hier verzweifelt nach dem perfekten Darsteller für meinen Film suchen würde, ihn noch nicht mal bezahlen kann und deshalb in meinem eigenen Interesse wirklich jede Möglichkeit in Betracht ziehen sollte.
Die Zeit und Energie nutze ich lieber um herauszufinden, wo die Mutter von diesem einen Typen wohnt. Dem einzigen, dessen Fotos und Demotapes mich auf einen Schlag umgehauen haben. Und der sich jetzt erdreistet an einem rennomierten Stadttheater verpflichtet zu sein und keine Zeit für meinen Studentenschmonz zu haben. Der wird seine Meinung ganz schnell ändern, wenn ich ihm Mamas Ohren mit DHL schicke.
Wenn ich oben “Schauspieler” schrob, meinte ich das übrigens nicht als “generisches Maskulinum” sondern tatsächlich nur die Kandidaten für die männliche Hauptrolle. Bei der Leading Lady überschattet ein noch weit trivialeres Problem die Vorauswahl: Sie muss eine sehr schöne Frau sein. Muss sie wirklich. So ist die Figur im Buch angelegt. Aber heilige Scheiße, Georg, nur weil du die Dame auf dem Foto da am liebsten auf der Stelle und ohne Zögern bespringen würdest, traust du ihr noch lange nicht zu, einen Teil deiner geprügelten Seele auf die Leinwand zu bringen. Schau dir ihr Demotape an! Diesen stumpf-süßen Gesichtsausdruck kriegst du nie wieder aus ihr raus. Das ist wie mit dem Silberblick.
Es ist ein schmutziger Job, aber irgendjemand muss ihn machen…
Gut dass man ein Blog hat, wo man derartigen Gedankenmüll abladen kann; und noch besser, dass man sich nie angewöhnt hat, den gleichen Müll in Echtzeit und ungefiltert über affige Social-Networking-Tools stichwortartig an alle Freunde und Kollegen zu verschicken. Dann hätte man jetzt nämlich keine mehr.
Zum Abschluss noch ein wirklich gut gemeintar Rat an alle hoffnungsfrohen Schauspieltalente:
Fernsehredakteure und Marketingfuzzis mögen sich von den Funky Elektropoptrailern am Anfang eurer Demotapes beeindrucken lassen. Also bleibt dabei, es könnte euch (bezahlte!) Arbeit verschaffen. Größenwahnsinnige Jungregisseure allerdings bilden sich ein, so etwas wie ein “Gespür für den Moment” zu haben, einen “intuitiven Blick für den Mensch hinter der Figur” (doch, doch, das sind Fachbegriffe… ähem…). Sie wollen wild in eurem Showreel hin- und herspulen und freuen sich deshalb außerordentlich, wenn ihr das Video auf einer Seite veröffentlicht, die schnell lädt und direktes Springen an jeden beliebigen Punkt des Bandes erlaubt. Im Zweifelsfall bieten sich dafür handelsübliche Videoportale wie youtube oder vimeo an. Nur weil eine Seite das Wort “Schauspieler” in der URL hat, heißt das nicht, dass ein Demotape dort besser aufgehoben wäre.
Es gibt natürlich keinen Grund, großartig überrascht zu sein. Dass die katholische Kirche der Judenverfolgung im Allgemeinen und den Naziverbrechen im Besonderen die meiste Zeit eher gleichgültig bis sehr wohlwollend gegenüber stand, konnte jeder wissen, der es wissen wollte, und die Haltung des gleichen Vereins zu Verhütungs- und Seuchenpräventionsfragen bedarf keiner weiteren Erläuterung – immer getreu der Maxime, dass viele todkranke und/oder verhungernde Schäfchen besser sind als eine handvoll (zumindest körperlich) gesunder.
Wenn man allerdings beobachtet wie der Wirsindpapst im letzten Jahr erst aus einer Laune heraus eine kleine antisemitische Fürbitte ausgrub, dann unlängst öffentlich mit Holocaustleugnern herumschmuste, und jetzt, da diese Geschichte noch nicht ganz aus den ratlosen Feuilletons verschwunden ist, zu einem völlig anderen Thema die nächste Unverfrorenheit raushaut, nämlich dass Kondome nicht nur halt nun Mal gegen Gottes Gesetz sind, sondern “vielmehr das [Aids-]Problem [verschlimmern]”, mit welcher Brachialität, Ignoranz und mangelnder Eleganz also dieser Mann seinen berufsmäßigen Feldzug gegen Aufklärung und Menschlichkeit führt und damit auch ihm tendenziell wohlgesonnene Mehrheiten in Politik und Journaille in die Opposition zu ihm zwingt, kurz: wie hier der Chef eines Konzerns sich und damit sein komplettes Unternehmen öffentlich zum Horst macht, dass ein Hartmut Mehdorn vor Neid erblassen könnte, dann glaube ich, dass dies nicht mehr allein durch Größenwahn, Senilität oder schlechte Berater zu erklären ist.
Nein: Nur ein tatsächlicher direkter und immerheißer Draht zu mindestens einem Gott kann derartige Amok-P.R. begründen. Aus Ratzemannes Munde spricht eine höhere Weisheit, die sich menschlichem und insbesondere meinem Verständnis entzieht, und der ich mich ab heute unterwerfe.
Zeitnah wird instant-eistee.de zum römisch-katholischen Thesenblog umgebaut werden, und ich stelle meine Autorenkollegen hiermit vor die Wahl, mir zu folgen oder die Gemeinschaft der Eisteeheiligen zu verlassen. Meine zahlreichen Groupies und Mätressen mögen zur Kenntnis nehmen, dass ich ab sofort nicht mehr für unverbindliche Spontanficks zur Verfügung stehe, bzw. nur noch unmittelbar vor der wöchentlichen Beichte und selbstverständlich ohne Gummi!
– Zwei Männer, die ich beide aus unterschiedlichen Gründen sehr schätze (wofür ich in beiden Fällen regelmäßig von meinen Kumpels aus der linksliberalen Gosse auf die Mütze kriege), haben sich neulich auf einen kleinen Plausch im Görli getroffen:
– Unter anderem weil ich demnächst gerne davon leben möchte, dass Leute Geld bezahlen um meine Filme zu sehen, würde ich mich prinzipiell als Freund des Rechtes am geistigen Eigentum bezeichnen. Gerade als solcher halte ich es allerdings für offenkundig, dass das Urheber- und Lizenzrecht in seiner jetzigen Form ein bösartiges außer Kontrolle geratenes Monster ist, das die vermessenen Interessen jener schützt, die die Infrastruktur zur Verbreitung kultureller Werke verwalten, während es die beiden wichtigsten Parteien – namentlich Künstler auf der einen Seite und Endverbraucher auf der anderen – im besten Fall nervt, im schlimmsten Fall auf perfide Weise kriminalisiert.
Der Batzman weist bei den fünf Filmfreunden in seiner wunderbar geschriebenen Polemik “Raubkopien sind besser! – Serien-DVDs und das Geheimnis der verschwundenen Musik” auf einen bislang wenig beachteten Aspekt dieser Problematik hin.
– Und da mir wenig so am Herzen liegt wie die Lebensqualität meiner Leser, ohne weiteren Kommentar Clifford Stolls Vortrag von der TED-Konferenz 2006: