Was der Verfassungsschutz über mich wissen könnte


Cabuflé; 2008-11-15

Ach du heilige…

Es ist ja nichts neues, dass alle web 2.0 Communities das Konsumverhalten eingeloggter User speichern und auswerten. Youtube bietet einem darüberhinaus auf der Startseite aus diesen Daten abgeleitete persönliche Empfehlungen an. Bisher waren das bei mir auch schön zuverlässig Clips verschiedener Comedy Größen, Debatten und Vorträge über sekulären Humanismus und in der Regel Videos, die ich ohnehin schon mehrfach angeschaut hatte.

Da frage ich mich doch, womit ich mir das hier verdient habe:

Und vor allem: Wenn ich jetzt in meiner jugendlichen Neugierde auf die Links klicke, weil es mich ja schon interessiert, was die Volksdeutschen so auf ihrem Sommerfest treiben oder an Visionen für Hamburg hatten – wie viele weitere Nazi-Didgits wird mir youtube dafür gutschreiben?

Überschätzte Filme gibt es nicht


Sims Alabim; 2008-11-15

Werter Cabouflé: Aus einer kämpferischen Laune heraus, die ich im Augenblick an anderer Stelle zur Genüge auslebe (Beitrag dazu folgt) habe ich eine Gegenrede zu Ihrer Batman-Kritik angekündigt.

Über diese Ankündigung ärgere ich mich nun etwas, denn die Kritik ist – wie ich leider eingestehen muss- nicht nur vergnüglich zu lesen sondern auch sehr nachvollziehbar. Vor allem hatte mich in der Ankündigung der Kritik die Bezeichnung von The Dark Knight als “überschätzter” Film gestört.

Selbst als bekennender Fan des Films muss ich zahlreichen Kritikpunkten zustimmen und zugeben, dass auch ich die nach unten gepitchte Stimme des Batman eher als Anlass zu unfreiwilligem Schmunzeln denn als überzeugende Erklärung dafür nehme, warum kein Mensch trotz der Halbmaske Bruce Wayne in seiner Kostümierung wiedererkennt.

Das neue Desing der Batgimmicks, einzelne schauspielerische Leistungen oder gewisse dramaturgische Kniffe des Films, der Soundtrack, all dies ist durchaus disktuabel. Doch “The Dark Knight” ist schließlich auch ein gesellschaftliches Phänomen, und ich glaube, dass sich der Erfolg eines Films – zumindest wenn es ein rekordbrechender ist – nicht allein durch gute Machart, gute PR, einen Medienhype oder den tragischen Tod eines Hauptdarstellers erklären lässt. Ich glaube, dass Nolans zweiter Batman den Nerv der Zeit getroffen hat, dass er vor allem als eine Art moderer Mythos zu lesen ist, und deshalb in seiner Breitenwirkung auch nicht als “überschätzt” begriffen werden kann.

Wie mein geschätzter Kollege mache ich die Darstellung des Joker als essentiell für diese Wirkung aus. Der Joker ist mehr als viele andere Filmschurken eine Darstellung des “Bösen” an sich, eben durch die Negierung jeglicher erklärbarer menschlicher Motivation für sein Handeln. Gleichzeitig ist er die coolste Sau des ganzen Films, dem man einfach viel lieber zusieht als Batman, Two-Face oder der kleinen Anwältin. Menschlicher ist er dadurch aber nicht. In seiner puren Durchtriebenheit ist der Joker wie alle anderen Figuren des Films ein Symbol für etwas. Der Joker steht für das Böse wie Saurons Ring und Batman und Two Face für das, was mit jenen Kräften geschieht, die sich ihm entgegenstellen: Entweder, sie sind wie Batman von Anfang an bereit, Feuer mit Feuer zu bekämpfen, oder sie verlieren ihre Unschuld wie Harvey Dent die Hälfte seines Gesichtes. Das Bemerkenswerte an dem Film ist das Fehlen eines unschuldigen Frodo und eines strahlendweißen Gandalf. Und das ist meines Erachtens auch der Kommtar zum Zeitgeschehen, den der Film abgibt: Wir haben zwar eine äußerst lebendige Vorstellung von den zerstörerischen Kräften unserer Gesellschaft, aber keinen adäquaten Gegenentwurf.

Auch ich sehe in Batman und Two Face schwächere Figuren, die in ihrer Funktion zu offensichtlich und zu konstruiert sind, um als Menschen glaubhaft zu sein. Aber ist das die Schwäche des Films oder der Grund für seine Relevanz? Dass die Bürger von Gotham dringend einen strahlenden und unbefleckten Helden wie Harvey Dent bräuchten, ist eine dramaturgische Behauptung des Films, über deren psychologische Realität man streiten kann. Das Besondere an dem Film (und der Grund für das daramturgische Hin- und Her) ist jedoch die Verweigerung, diesen Helden lebendig werden zu lassen. Dent, der versucht, diese Rolle einzunehmen ist zu verletzlich und wird durch seinen Schmerz korrumpiert. Batman bleibt zwar seiner Linie treu, aber die ist von Anfang an in einem zwielichtigen Bereich gezogen. Er ist im Kampf gegen den Joker zwar effektiver als Dent, wird aber vom Volk gefürchet, so dass er als Coverfigur für das Gute nicht taugt. Wie heißt es im Film: “You die as a hero or you live long enogh to see yourself become a villan.”

The Dark Knight ist eine Bebilderung des Mythos von der Unbesiegbarkeit des Bösen. Ob einen dieser Mythos überzeugt, ist eine andere Frage. In einer Filmkritik in der Münchnher Kulturzeitschrift “cult” wird der Erfolg des Films damit begründet, dass sowohl die Republikaner als auch die Demokraten darin ihre Thesen wiederfinden könnten. (Eine Deutung des Joker als “internationalen Terrorismus”, Batman als Bush und Two Face als Obama werde ich jetzt persönlich an dieser Stelle nicht abliefern, aber sie wäre durchaus möglich). Auch ob der Film nun Batmans Selbsjustiz als einzig möglichen Ausweg propagiert, oder ob vielleicht gerade die spürbare Konstruktion des Schlusses, der auf den Pfeilern von Behauptungen wie “Gotham braucht einen strahlenden Helden” errichtet ist, uns ein Gefühl davon vermittelt, dass irgendwas an diesem Mythos nicht ganz stimmt, lasse ich jedem Zuschauer anheim gestellt.

Ich vertrete lediglich die Ansicht, dass dieser Film mehr ist als ein gut fotografierter, spannender, kurzweiliger und stellenweise bemühter Superheldenthriller mit einer starken Schurkenfigur. Der Film behandelt auf durchaus mehrdeutige Weise eine sehr aktuelle gesellschaftliche und politische Fragestellung, gerade weil er mit Ikonen und nicht Menschen erzählt. Das kann man gut finden oder schlecht, auf alle Fälle ist es beachtlich.

Categories : Diverses

Von Helden und Clowns


Cabuflé; 2008-11-15

Hier nun wie versprochen mein Senf auf das neue Bat-Würstchen.

DISCLAIMER: Das letzte Mal, dass ich ein Batman Comic in der Hand hatte, dürfte in der Grundschule gewesen sein, und vermutlich handelte es sich um ein besonders billiges irrelevantes Franchise-Exemplar. Auch wenn ich mir im klaren darüber bin, dass ich dies schnellstmöglich ändern sollte: Ich habe nicht die geringste Ahnung von der Comicfigur Batman. Mein Bezug zu dem Character und dem zugehörigen Universum beschränkt sich auf die rührend billige Kultserie mit Adam West (dem deutschen Publikum auch als der auf Filmlänge geprügelte Zusammenschnitt Batman hält die Welt in Atem bekannt), die emmygekrönte Zeichentrickserie aus den Neunzigern und vor allem die beiden grandiosen Spielfilme von Tim Burton.

Mit letzteren wären wir auch schon beim Thema. Meine Freunde, Kollegen, Liebhaber und Todfeinde (andere Leute lesen dieses Blog vermutlich ohnehin nicht) wissen, wie sehr ich Burton bewundere, was es mir prinzipiell schon mal nicht leicht macht, eine abweichende Batman-Interpretation auch nur in Betracht zu ziehen. Deshalb habe ich auf Batman Begins wohlweißlich verzichtet.

Nachdem aber auch meine Hype- und Blasenresistenz ihre Grenzen hat, beschloss ich mir den Dark Knight anzutun und zwar so offen und unvoreingenommen wie es nur geht.

Ach ja: stellenweise Spoilergefahr!

Ich will mich also gar nicht mit geschmäcklerischen Albernheiten wie dem SUV-Batmobil, der klinisch geleckten Bathöhle oder dem NuMetal-Fledermauslogo aufhalten. Alles Sachen, die mir nicht sonderlich gefallen, im Rahmen einer ästhetischen Neuinterpretation des Stoffes allerdings durchaus machbar sind. Und nachdem im Vorbeigehen auch noch anerkannt werden soll, dass der Film als unterhaltsamer Actionkracher auf hohem Niveau hervorragend funktioniert und nachdem ich betont wissen will, welche Freude es war, Michael Caine nach Children of Men erneut auf der großen Leinwand zu sehen, muss ich der unkritischen Baggage, die den Dark Knight zum Jahrhundertwerk hochjazzt sogar in einem Punkt vollständig recht geben:

Der Joker!

Anders als der Batzman (dessen Kritik ich im Übrigen wärmstens empfehle), sehe ich diesen kleinen fiesen Psycho als absolut ebenbürtig mit dem was Burton und Nicholson 1989 geschaffen haben. Heath Ledger balanciert gekonnt zwischen Charge und Charakter und präsentiert uns einen kleinen fiesen dreckigen Wichser, der ähnlich wie der Scorpio Killer aus Dirty Harry gerade deshalb so gut funktioniert, weil für seine Bosheit kein Kontext existiert, der Erklärungsversuche und damit letztlich eine Relativierung des von ihm ausgehenden Terrors anbieten würde.
Im Gegensatz zu Scorpio jedoch, der durch seine zur Schau gestellte Armseligkeit den gerechten Hass des Publikums auf sich zieht und uns als Zusachauer kompromisslos auf Callahans Law-and-Order-Linie einschwört, ist der Joker mit seiner stylishen Aufmachung, all den heroischen Kamerawinkeln, Zeitlupen und trockenen Onelinern, die Nolan ihm spendiert, zu allem Überfluss auch noch eine verdammt coole Sau – der eigentliche Held des Films. Leider degradiert er damit Batman zum Pausenclown.

Nun warten ordentliche Heldenepen ja traditionell mit liebevoll gestalteten Bösewichtern auf – schließlich soll sich ein Superheld, der diese Bezeichnung verdient, nicht mit einem x-beliebigen Suppenkasper kloppen. Umgekehrt wünscht man aber eben auch einem Schurken wie dem Joker einen Gegner, der mehr drauf hat als seine aufrechte Haltung, ein Arsenal an cleveren Gadgets und eine nach unten gepitchte Stimme.
Wenn Michael Keaton in Batman und Batman Returns einsam in einem viel zu großen Salon zu Abend aß und mit seinem kauzigen Butler Zwiegespräche hielt, ahnte man nur zu deutlich, dass dieser Mann auf den dunklen Straßen Gothams letzlich einen Stellvertreterkrieg führte, dass sein Kostüm nicht nur dem Schutz seiner Privatidentität diente, sondern tiefe seelische Wunden verbarg, dass Batman jene Macht ausübte, die Bruce Wayne trotz seines Reichtums versagt blieb.
Bei dem eindimensionalen Strahlemann, den ein chronisch unterforderter Christian Bale hier gibt, muss man sich vielmehr fragen, warum er sich nicht einfach eine kleine Privatarmee leistet, die unter dem Beifall der Bevölkerung in Gotham aufräumt, während Bruce Wayne sich mit seinen russischen Ballettschneckchen die Zeit vertreibt oder der kleinen Anwältin endlich das Leben bietet, dass sie sich wünscht (“Die kleine Anwältin” halte ich übrigens tatsächlich für eine adäquate Charakterisierung dieser bemerkenswert eindimensionalen Frauenfigur, deren Aufgabe sich darauf beschränkt, die Beziehung zwischen zwei Männern zu verkomplizieren, hin und wieder ein bisschen zu weinen, zu zicken und in Gefahr zu geraten und schließlich unspektakulär geopfert zu werden).
Was den Bösewicht so bemerkenswert macht – der Verzicht auf Komplexität – funktioniert beim Helden eben gerade nicht. Zumindest nicht so wie Nolan und seine beiden Co-Autoren Jonathan Nolan und David S. Goyer es hier vormachen.

Die Ästhetik des Films, die sich hier und da eine Prise Neo-Noir leistet, ansonsten aber jegliche Überhöhung oder Stilisierung geflissentlichst vermeidet, tut ein übriges, um der Heldenfigur noch die letzte Plausibilität zu nehmen. Anders als der Joker, der sich dank des verwischten Make-Up und der generell – im Vergleich zum Comicvorbild – eher dezenten Aufmachung organisch in das konventionelle Thriller-Setting einfügt, stolpert Batman wie ein hoch aufgeschossener Lord Helmchen durch Chicago, das hier offenbar aus irgendeinem Grund “Gotham City” heißt. Nach der grandiosen Eröffnungssequenz fragte ich mich ernsthaft, was plötzlich der Typ in dem Fledermauskostüm da soll…
Ähnliches gilt leider für Twoface. Speziell um diese – für sich genommen bemerkenswerte – Design- und Effektleistung ist es echt schade. Ähnlich wie um all die großartigen Schauspieler, einzelne Kameraeinfälle und vieles andere.

Was sonst noch zu Twoface zu sagen wäre? Nichts! Er interessiert mich nicht. Genauso wenig wie den Autorenstab, der beim Versuch ein Epos zu schaffen, scheinbar zum Ende hin die Lust oder zumindest den Überblick verloren hat, so dass dieser Film trotz seiner epischen Länge am Ende immer noch seltsam gehetzt daher kommt und dramaturgisch aus allen Nähten zu Platzen scheint.

Im Übrigen und bei aller Liebe zu moralischer Ambivalenz: Hätte man sich nicht entscheiden können, ob die Bürger Gothams nun so gutherzig und moralisch sind, dass sie sogar das eigene Leben und das diverser Mitmenschen opfern wollen, um das von ebenso vielen Schwerverbrechern zu schonen, oder doch so blöde und unberechenbar, dass man sie über Dents Ende belügen muss? Diese Scheinheiligkeit verhagelte mir sogar noch den doch eigentlich gut gelungenen Schluss.

Ach ja, und wenn irgendjemand bei Gelegenheit Hans Zimmer endlich mal umweltgerecht entsorgen könnte, wäre ich sehr dankbar!

…so, Kollege Sims. Jetz lass ma sehen!

Categories : Konfrontation  Kultur  Medien

Im Sommer geschrieben


Sims Alabim; 2008-11-10

Wir sassen unter dem blauen Himmel, den Blick auf die Wolken gerichtet. Wir hingen unseren Träumen nach und beschlossen, sie niemals wahr werden zu lassen.

Jede kleine Unternehmung wäre ein Verrat an der großen Idee. Alles, was machbar war, würde nicht hinreichen an das, was vorstellbar war.

Wer niemals an den Pforten des Himmels rüttelt, der erspart sich den Schmerz, abgewiesen zu werden und behält sich die Möglichkeit der tröstlichen Ausflucht, man wäre vielleicht sogar eingelassen worden, wenn man sich nur darum bemüht hätte.

Viel war nicht gewonnen. Wir ließen die Wolken weiterziehen.

Auch so kriegt man den Tag rum.

Und den Sommer.

He did it!!!


Malibu Aircraft; 2008-11-05

Das Gras erblüht, die Sonne scheint,

Vögel singen, ein Baby schreit,

vergessene Pflanzen blühen aufs Neue,

der Himmel erstrahlt in herrlicher Bläue,

das dunkle Reich gebrochen ist,

ein Retter auf dem Throne sitzt.

Und während Engel fröhlich reigen,

Hippies ihre Titten zeigen,

McCain sich wieder schlafen legt,

Jesus sich entzückt erregt,

da wird jetzt alles besser sein,

wir lassen ihn dann mal allein.

Wir haben selbst das Träumen satt,

weil unsre Träume sind halt tot,

drum gibt wir jetzt im Angebot:

„Den Letzten, der noch Hoffnung hat.“

.

Categories : Politik

Wochenende in Berlin


Cabuflé; 2008-11-04

Auf dem Kopfsteinpflaster pennen die Penner
Zwei ganze Pärchen und drei einsame Männer
Rauchen Pueblo und trinken Wein
In der französischen Kneipe in Friedrichshain.

“Da sitzen sie, die coolen Leute”, wird der Lustige Bob etwas später sagen, draußen auf der Straße, und auf das Lokal gegenüber deuten “Die sehen genau so aus wie wir. Wir würden da drin kein Bisschen auffallen. Was für Arschlöcher!”

Recht hat der Mann.

Wir haben Halloween…


Cabuflé; 2008-11-01

…und kein Fernsehsender zeigt Nightmare before Christmas.

Armes Deutschland!

Die große Obama-Verschwörung


Cabuflé; 2008-10-28

Wie, also was denn, Herr Cabuflé, schon wieder nur son alberner Link? Und sowas nennen Sie bloggen?

Ja, ich komme mir auch schon richtig langweilig und ausgebrannt vor, aber das ist einfach zu geil!

Und bei Gelegenheit erkläre ich euch in aller Ausführlichkeit, warum The Dark Knight einer der überschätztesten Filme seit langem ist. Versprochen.

Categories : Medien  Schmankerln

Ihre empfohlene Tagesration Schwachsinn


Sims Alabim; 2008-10-17

Das Deutsche Volk ist ja dafür verschrieen, dass das Einhalten von Regeln und Vorschriften ihm besonders im Blut läge. Ich glaube aber, dass auch bei uns die Empfehlung dabei ist, die Vorschrift abzulösen.

Navigationssysteme empfehlen uns mittlerweile beim Autofahren nicht nur Routen, sondern auch Geschwindigkeiten oder das Ansteuern einer Raststätte. Wenn wir uns erst alle daran gewöhnt haben, diese Geräte nicht mehr militärisch “Navigationssysteme” sondern eher “driving consultants” zu nennen, werden Verkehrsregeln auch nicht mehr diese Wichtigkeit haben, und wir werden auch das rote Licht einer Ampel eher als Empfehlung begreifen, jetzt den Anderen Vortritt zu lassen, die aber nicht bindend ist. Andere Völker Europas (ich nenne jetzt keine Namen) haben uns das ja schon lange vorgemacht.

Das Internet ist natürlich Vorreiter auf diesem Gebiet. Members, die diesen Porno mehrfach angesehen haben, interessierten sich auch für … oder: Kunden, die sich dieses Potenzmittel bei uns bestellt haben, hatten im Bett auch große Freude mit …

Und auch Politiker haben die Gesetze, für deren Erlassung und Einhaltung sie letztlich verantwortlich sind, für sich selbst auch immer eher als Handlungsempfehlungen verstanden, die in einer modernen Gesellschaft wie der unseren eigentlich auf die Situation des Individuums jeweils abgestimmt werden sollten.

Was die körperliche Gesundheit angeht, sind wir schon bestens versorgt: Auf dem Tablett, auf dem man sein Maxi-XXL-Sparmenü in den (empfohlenen) Raucherbereich des „Lokals“ tragen kann, sind die Kalorien, die man mit dieser Mahlzeit zu sich nimmt, fein säuberlich zum späteren Ausgleich durch Squash oder Tennis aufgelistet. Doch bei all den Fitness- und Diätplänen, bei all den empfohlenen Tagesrationen an Vitaminen, Kohlehydraten, Fetten und Schwermetallen, die allesamt in einem einzigen Joghurt vereint worden sind, frage ich mich doch, wie es eigentlich um unsere geistige Gesundheit bestellt ist.

Wann legt endlich Mal jemand die empfohlene Tagesration an Schwachsinn fest, der ein Mensch sich aussetzen darf, um nicht zum willenlosen Tölpel zu verkommen oder zum Amokläufer zu werden? Wann entwirft jemand einen Diätplan, der uns zum Beispiel vorschlägt, am Tag nicht mehr als 15 Videos auf YouTube zu sichten, und dafür nicht ohne den Konsum von wahlweise einem Zeitungsartikel oder einem Kapitel in einem nicht illustrierten Buch Schlafen zu gehen?

Wenn mir Marcel Reich-Ranicki in seiner Diskussionsshow mit den Fernsehintendanten nicht zuvor kommt, würde ich mich selbst dazu anbieten, ein Punktesystem zu entwerfen, an dem man sich orientieren kann. Eine Schlagzeile auf web.de würde zum Beispiel 5 Schwachsinnspunkte bekommen, eine komplette Folge DSDS läge bei etwa 100, das entspräche dann 5 Minuten von Kanal Telemedial oder dem Klatschteil der Bildzeitung. Wer die empfohlene Tagesdosis von etwa 75 Punkten überschreitet, dem wird empfohlen, sein Konto mit Dingen auszugleichen, die Minuspunkte haben, etwa einem Live-Album von Konstantin Wecker oder der Lektüre dieses Blogs. Dann wird man schon bald Menschen, von denen man es niemals vermutet hätte, mit Reclamausgaben von Schiller, Rilke oder Kant in der U-Bahn sitzen sehen, bei dem Versuch, ihr durch den Besuch einer Show von Mario Barth hoffnungslos überzogenes Schwachsinnskonto wieder ins Lot zu bringen.

Ich kann den Einwand schon hören, dass mein Punktesystem vielleicht den Schönheitsfehler haben könnte, ein wenig subjektiv zu sein. Menschen, die diesen Einwand erheben, möchte ich die Gegenfrage stellen, ob sie heute schon ihre empfohlene Tagesration an Vitamin E zu sich genommen haben, und wenn nein, warum nicht, und wenn ja: Warum eigentlich?

Categories : Gesellschaft  Kultur

Ha ha ha, kuck ma, die Palin…


Cabuflé; 2008-10-17

Cabuflé hat leider gerade alle Hände voll zu tun und müllt das zarte Pflänzchen Instant-Eistee deshalb vorerst weiterhin mit albernem Flash-Gebimse zu. Demnächst gibt es von mir auch Wissenswertes und Interessantes, ja ich scheue mich nicht zu sagen: Tiefschürfendes zu allerlei Themen. Vorerst muss aber sowas reichen:

Ich bin aus diversen Gründen skeptisch gegenüber jener Spielart sich politisch gebenden Humors, die nichts anderes angreift als die vermeintliche Dummheit der attackierten Person. Das war schon bei Bush billig und bei Palin ist es das nicht weniger.

Die Flashinstallation Palin As President jedoch macht die inhaltliche Einfallslosigkeit immerhin durch gestalterische Liebe zum Detail wett und wird deshalb von mir hiermit als netter Zeitvertreib empfohlen.

Viel Spaß…

(via)

Categories : Gesellschaft  Kultur