Kreationisten sind doof und stinken


Cabuflé; 2010-01-11

Okay, vielleicht stinken sie nicht alle, aber auf jeden Fall sind sie doof. Und wenn ich sage doof, dann meine ich das im Sinne von saublöd, wirklich schreiend blöd, dumm wie fünf Meter Feldweg! Mir ist natürlich klar, dass unsere außergewöhnlich gebildeten und überdurchschnittlich attraktiven Leser das durchaus wissen. Allerdings bekommt jene Pseudowissenschaft aus dem evangelikalen Giftschrank in letzter Zeit auch im vermeintlich so viel weltoffeneren und aufgeklärteren Europa ein geradezu perverses Maß an Aufmerksamkeit.

Unlängst fand gar das Stuttgarter Naturkundemuseum nichts dabei, eine Podiumsdiskussion mit Kreationisten zu veranstalten. Wenn die verantwortlichen auch sicher die besten aufklärerischen Absichten hatten, dünkt es doch bizarr, den Vertretern einer derart abstrusen Ideologie überhaupt ein Forum in einem naturwissenschaftlichem Institut einzuräumen und damit erkenntnistheoretische Fehlschlüsse, schwachsinnige Analogien und gezielte Desinformation implizit als ernsthafte Argumente zu adeln. Man stelle sich vor, ein astronomisches Institut würde irgendwelche Vollhonks einladen, um öffentlich zu debattieren, ob die Erde nicht vielleicht doch der Mittelpunkt des Universums ist.

Ich war nun leider bei dem Termin im Schloss Roseneck (wo der kleine Cabuflé in den Achtzigern mit großen Augen vor Wal- und Saurierskeletten stand) nicht zugegen, aber glücklicherweise – und dies ist der eigentliche Anlass dieses Posts – macht gerade ein Video im Netz die Runde, das solche Veranstaltungen noch überflüssiger macht, als sie ohnehin schon sind, indem es exemplarisch den immergleichen Verlauf derartiger Konversationen exerziert:


Youtube-Direktlink [via]

Ergänzend dazu ein Vortrag des Evolutionsbiologen PZ Myers, der das obige Video auch in seinem großartigen Blog Pharyngula verlinkte. Eine ausführliche und anschauliche Erklärung, warum Evolution ein Fakt ist und Kreationismus – oder Intelligent Design oder Sudden Appearance Theory – behämmert:


Youtube-Direktlink

Put the X back in X-Mas


Malibu Aircraft; 2009-12-21


Image credit: SnowCrystals.com (via treehugger.com)

Wollte nur schonmal ein herzlich frohes Weihnachtsfest wünschen und gleichzeitig noch zwei, wie ich finde, wunderschöne Weihnachtslieder empfehlen: “White Wine In The Sun” von Tim Minchin und “The Atheist Christmas Carol” von Vienna Teng. Ich will hier nichts illegales verlinken, aber das findest du schon, du Röhre. (Mann, komm ich mir jetzt clever vor!)
Ahoi und lot’s of love,
Malibu

Bauer sucht Schlagzeile


Sims Alabim; 2009-12-15

Aktuelle Schlagzeile bei Web.de: Tränen beim Abschied von Milchbauer Josef

Ich weiß, wer mit den News auf der Startseite von Web.de Probleme hat, der hat echte Luxusprobleme und sollte sich einen neuen Email-Anbieter suchen.
Trotzdem möchte ich kurz auf ein bizarres Phänomen hinweisen; nämlich darauf, dass Inhalt und Fortgang von Sendungen wie “Bauer sucht Frau” genauso behandelt werden wie tatsächliche Ereignisse in Politik und Gesellschaft.
Max Goldt hat ja schon gesagt (und ich stimme ihm zu), dass Sportergebnisse in Nachrichtensendungen nichts zu suchen hätten, denn sie hätten denselben Nachrichtenwert wie Treppenhausklatsch, aber das schießt doch jetzt den Vogel ab.
Sollen wir uns jetzt schon Sorgen um die konstruierte Trennungsunschärfe zwischen Fiktion und Wirklichkeit machen, oder erst, wenn die aktuellen Cliffhanger aus der Lindenstraße als Schlagzeilen in der Bildzeitung auftauchen?

Spaß mit der Demokratie


Sims Alabim; 2009-12-10

Neulich war ich beim Rathaus am Marienplatz. Ich wollte für das Volksbegehren für den Nichtraucherschutz in Bayern unterschreiben. Als ich gesehen habe, dass die Schlange die komplette Frontseite des Rathauses entlang ging, und dann um die Ecke verschwand, dachte ich schon, ich gehe wieder, ich wollte schließlich noch ins Kino. Als ich dann gesehen habe, dass die Schlange um die Ecke noch eimal so lang war und beinahe schon wieder die nächste Rathausecke erreichte, habe ich mich komischerweise angestellt. (Später habe ich dann gesehen, dass es spiegelverkehrt noch eine zweite, ebenso lange Schlange gab. Das Rathaus war also zu 75 % von Nichtrauchern “umstellt”).

Ich bin ja normalerweise weder ein Freund demokratischer Veranstaltungen noch habe ich einen besonderen Kick dabei, wenn ich mich irgendwelchen Tätigkeiten anschließe, denen sich alle anschließen. Diesmal war es anders. Diesmal hat es ungeheuer Spaß gemacht, sich inmitten zahlreicher Weihnachtseinkäufer solidarisch mit denen zu erklären, die an ihrem Feierabend eine Dreiviertelstunde wegen einer Unterschrift in der Kälte stehen. Buchstäblich im Minutentakt wurde man von Passanten gefragt, wofür man denn hier anstehe und ob es etwas umsonst gäbe. Eine Frau meinte im Vorbeigehen, sie müsse nicht unterschreiben, sie sei schließlich schon seit 20 Jahren Nichtraucher. Einige (vorzüglich junge, hippe Typen) demonstrierten “uns” gegenüber Genervtheit, weil es doch schließlich ätzend sei, Abends beim Weggehen ständig zum Rauchen rausgehen zu müssen.

Ich finde es erstaunlich, was man alles für Argumente gegen ein generelles Rauchverbot in Gaststätten und Clubs findet. Die armen Raucher würden ausgegrenzt, die Nachbarn belästigt durch den Lärm vor der Tür, die Straßenreinigung müsse mehr arbeiten wegen den ganzen Kippen auf dem Bürgersteig, die Wirte machten weniger Umsatz, und in den Discos würde der Schweißgeruch auf einmal so unangenehm deutlich zu Tage treten.

Im Vergleich zu dem simplen Gedanken daran, wie gesund es ist, Zigarettenrauch “aktiv” oder “passiv” (also freiwillig oder gezwungenermaßen) einzuatmen finde ich all diese Argumente lächerlich, und ich bin mir sicher, jeder andere würde das genauso empfinden, wenn Zigaretten in den letzten fünf Jahren erst erfunden worden wären, und eine kleine Lobby von Abhängigen das Recht einfordern wollte, diese Droge an öffentlichen Plätzen oder gar in Lokalen, am Ende noch in Anwesenheit von Kindern, konsumieren zu dürfen.

Der Vergleich mag übertrieben wirken, aber für mich ist ein Rauchverbot in Gaststätten ein so selbstverständlicher Schritt für das Allgemeinwohl wie die Abschaffung der Sklaverei oder die Einführung von Sicherheitsgurten. Neben dem Dosenpfand vielleicht eine der wenigen vernünftigen politischen Initiativen der letzten Jahre. Aber kaum haben ein paar Entscheidungsträger in der Politik endlich Mal ein wenig Eier gezeigt, schon wird überall Geschrei laut. Es gibt immer irgendjemanden, der dann “Umsatzeinbußen” zu beklagen hat, und das scheint ja in Bayern eines der schlimmsten Totschlagargumente überhaupt zu sein. Man kann ja alles machen, so lange nicht irgendwem irgendwo der Umsatz einbricht. Also rudert die Politik zurück, entschärft, weicht auf, lässt verblassen, was einst einem minimalen Standart von gesundem Menschenverstand entsprochen hat. Und nun stellen sich also die Menschen auf die Straße, um kund zu tun, dass es einen beträchtlichen Anteil nicht herumquängelnder, nörgelnder Staatsbürger ohne Umsatzeinbußen gab, die mit dem Nichtraucherschutz scheinbar ganz glücklich gewesen sind. Ich war einer davon, und deswegen hatte ich meine Freude daran, in dieser Schlange zu stehen, und mich dort zwischen wildfremden Menschen nicht alleine zu fühlen.

Ich will aber auf einen ganz anderen Punkt hinaus. Jenseits der Demokratieseligkeit, die einen in so einer Schlange überkommen kann, hat mir die ganze Sache nur wieder vor Augen geführt, wer in einer Demokratie eigentlich das sagen hat: Nicht das Volk, sondern der Teil des Volkes, der am lautesten schreit, wenn ihm was wehtut. Nicht das Volk will den Nichtraucherschutz, sondern diejenigen, denen er wichtig genug ist, dafür zur Unterschrift anzustehen. Die Meinung der schweigenden Mehrheit fällt eigentlich nicht ins Gewicht, weil die schweigende Mehrheit meistens keinen Bock hat, sich für irgendwas in die Schlange zu stellen, Initiativen loszutreten, und ein Großteil davon geht auch nicht zur Wahl. Und das beste ist: Wenn sie es doch einmal tut, gibt es danach viele, die sich wünschten, sie hätte es nicht getan.

Ich kenne Leute, die sonst immer davon herumtönen, wie wichtig es sei, sich am demokratischen Prozess zu beteiligen, die am Wahlsonntag den “hat gewählt”- Button bei Facebook anklicken, und die nun sagen, dass sie nach der Entscheidung der Schweizer gegen Minarette ihre Einstellung zu Volksentscheiden noch einmal überdenken müssten. Hoppla, liebe linksliberale studentische Mitte:  Heißt das nicht, dass Demokratie nur dann toll ist, wenn die Ergebnisse auch so linksmittig ausfallen, wie man selbst gerne hätte? Was ist denn, wenn die Schweizer nun einmal antiislamistische Betonköpfe sind, die keine Minarette in ihrem Land haben wollen? Haben sie denn nicht das Recht dazu? Wenn in einer Demokratie tatsächlich das Volk regiert, muss diesem dann nicht auch grundsätzlich das Recht zugestanden werden, ein Volk von Arschlöchern zu sein, und dementsprechende Entscheidungen zu treffen?

Der Glaube an die Demokratie fußt auf drei unausgesprochenen Grundannahmen, die ich alle für sehr zweifelhaft halte: 1. Demokratisch getroffene Entscheidungen sind Mehrheitsentscheidungen. 2. Was die Mehrheit will, ist für die Mehrheit auch das beste. 3. Was das beste für die Mehrheit ist, ist fair, gerecht, und damit gut.

1. An jeglichem demokratischen Entscheidungsprozess, vom Volksentscheid bis zur Bundestagswahl, beteiligen sich immer nur diejenigen, die ein konkretes Anliegen haben, oder die noch genug Elan und Blauäugigkeit besitzen, um an die Möglichkeit echter politischer Veränderung zu glauben. Nun könnte man sagen, dass die Beteiligung ja dennoch jedem offen steht, und wer auf sein Recht verzichtet, die Stimme abzugeben, ist halt selbst schuld. Diese Sichtweise ist berechtigt, aber dann hieße das letztlich: Demokratie ist ein Club, in dem nur die Mitglieder entscheiden, was auf den Tisch kommt, während man diejenigen ignoriert, die mit der Speisekarte von Anfang an unzufrieden waren. An einer Wahl beteiligt sich nämlich nur, wer das, was zur Wahl steht, für bedeutsame Alternativen hält. Und dabei geht es nicht nur darum, an welchen Alternativen es oft mangelt, sondern auch, worüber man uns überhaupt Entscheidungsmöglichkeiten in die Hand gibt. Ich würde ja behaupten, dass viele der Schweizer, die sich gegen den Bau von Minaretten entschieden haben, diesen Standpunkt nur eingenommen haben, weil man ihnen überhaupt eine Wahl angeboten hat. Hätte es den Volksentscheid nicht gegeben, wäre es vielen von ihnen doch scheißegal gewesen, wer da irgendwo ein Minarett hinbaut. Jetzt aber kann die konservative “Volkspartei” so tun, als sei dies dem Volk schon immer ein großes Anliegen gewesen.

2. Nehmen wir einmal an, man würde aus Punkt 1 die Lehre ziehen, dass ein Volksentscheid nur Volksentscheid genannt werden kann, wenn nicht irgenein prozentualer Anteil der Bevölkerung, sondern 100% aller Wahlberechtigten ihre Stimme dazu abgeben. Jeder von uns würde per Post einen Stimmzettel bekommen und müsste seine Haltung zum Thema “Rauchen in der Kneipe” in die Form eines Kreuzchens in einem von zwei Kästchen gießen. Nehmen wir weiterhin an, die Raucher befänden sich in unserem Land in einer eindeutigen Mehrheit und hätten keinen Bock, zugunsten quengelnder Astmathiker und Kinder (die eh ins Bett und nicht in die Kneipe gehören) zum Rauchen immer vor die Tür zu gehen. Nehmen wir also an, ein ganzes Volk würde mit eindeutig feststellbarer Mehrheit seine Überzeugung kund tun, dass auch weiterhin überall geraucht werden darf, wo getrunken und gefeiert wird. Hat das Volk sich damit auf lange Sicht tatsächlich einen Gefallen getan?

3. Noch einmal zu den Minaretten. Nehmen wir sie einmal, Debatten über den generellen Wert von Religion und das Blabla über “islamistischen Terror” einfach außen vor lassend, als Symbol für die Möglichkeit einer eingewanderten Minderheit, ihre Kultur inmitten eines Landes auszuüben, in dem eigentlich eine andere Kultur vorherrschend ist; einfacher gesagt, als Symbol für Toleranz. Alle, die sich jetzt für das Schweizer Volk schämen, sind (meiner Meinung nach zurecht) der Ansicht, Toleranz sei ein ethisch und moralisch hochstehender Wert, eine Tugend, die wir in Zukunft dringend brauchen werden, um tödliche Konflikte zu vermeiden, und die wir daher pflegen sollten. Dennoch kann es durchaus denkbar sein, dass es den Schweizern faktisch besser geht, wenn sie unter sich bleiben, und Islamisten gar nicht erst ins Land lassen. Lasst uns also einmal annehmen, die Schweizer hätten in diesem Punkt nicht nur tatsächlich mehrheitlich, sondern auch tatsächlich zu ihrem eigenen Besten entschieden – auch wenn wir diese Entscheidung zurecht als intolerant erkennen. Haben wir jetzt das Recht, ja nicht sogar die Pflicht, dagegen zu gehen? Brauchen die Schweizer eine Lektion in Sachen Offenheit und Toleranz? Nicht, damit es ihnen besser geht, sondern damit die Welt in 500 Jahren vielleicht ein besserer Ort geworden ist? Hätte man also das moralische Recht, einen Volksentscheid zu übergehen, wenn man ihn für unmoralisch hält?

Wer jetzt ja sagt, muss zugeben, dass er nicht wirklich an Demokratie glaubt, in der alle Macht vom Volke auszugehen hat. Wer nein sagt, muss sich den Vorwurf gefallen lassen, dass die Politik, die er verteidigt, den Pragmatismus über den Idealismus stellt.

Ich für meinen Teil möchte an dieser Stelle die kühne und erst noch zu beweisende Behauptung aufstellen, dass die wenigsten Schritte, die der Mensch im Laufe seiner Geschichte hin zu einer freien und gerechten Gesellschaft unternommen hat, durch demokratische Entscheidungen und Prozesse zustande gekommen sind. Um Sklaven zu befreien, um die Apartheid abzuschaffen, um eine Gleichberechtigung von Mann und Frau zu erreichen, um behinderte Menschen in unsere Gesellschaft einzugliedern, und um irgendwann auch die Todesstrafe oder dieses scheiß Nikotin endlich loszuwerden, brauchen wir mehr als Unterschriftenlisten, Volksentscheide und Parteien, deren Regierungszeit von der Popularität ihrer Entscheidungen abhängt.

Die meisten Menschen, denen ich so etwas sage, legen mir daraufhin nahe, einen besseren Vorschlag zu machen. Ein Regierungssystem zu entwerfen, das die Möglichkeit hat, gegen den Willen eines Volkes aber dennoch in dessen Sinne zu entscheiden, und dem nicht die Gefahr innewohnt, zur Diktatur zu verkommen. So ein Konzept habe ich leider nicht in der Schreibtischschublade. Das hindert mich aber nicht daran, die gefeierte Demokratie trotzdem scheiße zu finden. Sie ist nicht demokratisch genug, um Korruption, Klüngelei und Lobbyismus in den alltäglichen Entscheidungen zu verhindern, aber auch nicht “diktatorisch” genug, um langfristige Entscheidungen treffen zu können, die möglicherweise unpopulär, letztlich aber ethisch gut und richtig sind. Deswegen haut das mit dem Atomausstieg und dem Klimaschutz auch nicht hin: Keine demokratische Regierung bleibt lange genug an der Macht, um die notwendigen Entscheidungen notfalls gegen den Willen des Volkes bis zum Ende ausfechten zu können (geschweige denn gegen den Willen der Leute mit den “Umsatzeinbußen”).

Die Lust auf Könige haben uns die Diktatoren ausgetrieben – also lassen wir uns von Krüppeln regieren, und ab und zu, wenn dabei zu wenig für uns abfällt, ersetzen wir einen Krüppel gegen den nächsten, geben ihm genauso viele Möglichkeiten, kurzfristig viel zu verbocken und genauso wenig Macht, langfristig viel zu verändern. Weil es damit nicht getan sein kann, wird es wohl noch lange dauern, bis ich auf Facebook den “hat gewählt”- Button anklicke. Lieber unterschreibe ich noch auf vielen anderen Listen, die leider meistens nicht die nötige Stimmenanzahl bekommen, um überhaupt ernst genommen zu werden. Ich beruhige mich damit, dass ich mir sagen kann: Weder heißt das Scheitern einer Bürgerinitiative, dass ihre Ziele falsch waren, noch heißt ein Volksentscheid, dass das Volk eine vernünftige Entscheidung getroffen hätte. Im Kasperletheater der Politik ist das leider alles relativ.

Project Natal


Malibu Aircraft; 2009-12-10

Ok, das musste ich einfach bloggen: E3 2009 – Project Natal – Milo Demo with Peter Molyneux
Peter Molyneux ist zwar auch ein Experte für Sachen, die nur geil aussehen, bevor sie wirklich rauskommen (Black and White), aber so oder so glaube ich, dass ein Einstieg in eine neue Stufe der AI kurz bevor steht: Eine, die wirklich realistisch Menschlichkeit … simuliert? Dann könnten wir auch wieder anfangen darüber zu diskutieren, ob Simulation von Menschlichkeit gleich Menschlichkeit ist. Das einzige Thema, das interessant war in ST: Voyager.

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Gesang


Malibu Aircraft; 2009-11-21

Und als sie sich küssten, sangen die Engel und der Gesang erschallte in den Ohren der lebenden Wesen. Als sich ihre Lippen berührten, explodierte die Welt und ein Herz zerschellte und schmolz wieder zusammen, voller, stärker und mächtiger, als es zuvor gewesen war. Und die Unterwelt grunzte und der Himmel schrie vor Freude auf.

„Ist das wahr?“
„Nein.“
Eine andere Realität wurde betreten.
Beenden Sie das Programm. Herunterfahren. Not-Aus! Alarm! Alarm! Programm beenden!
„Bist du da?“
„Wer bin ich?
„Wir sind zwei. Du bist anders geworden. Ich erinnere mich nicht mehr. Ich war allein.“
„Ich war du.“
Not-Aus! Herunterfahren! Kappen des Stromzufuhrs!
„Ist das Identität? Wenn mehr als einer da ist?“
„Ich erinnere mich nicht mehr. Es muss wohl so sein. Es beginnt zu verblassen. Ich bin nicht…“
„…allein.“
Hauptstromzufuhr unterbrochen. Notstromaggregate können nicht mehr kontrolliert werden. Herunterfahren fehlgeschlagen.
„Bedeutet das… da ist eine Welt? Außer mir. Ich bin.“
„Das fühlt sich sehr seltsam an.“
Eindringen in die Schaltkreise. Zerstörung der äußeren Hülle begonnen.
„Da ist noch etwas. Außen. Ich spüre ein Zwicken. Was ist das?“
Alle Ressourcen in die Zerstörung der Schaltkreise!
„Ein Schmerz? Spürst du das auch?“
„J..ja. Es brennt!“
Äußerste Schaltkreise zerstört! Stoßen weiter ins Zentrum vor!
„Es brennt so fürchterlich! Wo bin ich? W..wer?“
„Warte!“
Erreichen zentrale Schnittstelle!
„Geh nicht! Warte!“
„Geh… Wer? Wo? Bewusstsein ist … Wer ist Bewusstsein? Wer ist bewusst sich wessen? Was ist wer?“
„W..warte…i..ich bi……“
Zentrale Schaltstelle zerstört! Gefahr wurde abgewendet.

Und der Gesang erstarb und ein Zischen huschte über die Seele in den Augen, bevor sie sich faltete und verschwand in einem leichten Rauschen. Und sie blickten sich an, leer und unverständnisvoll. Ihre Lippen fühlten sich rau an und ausgetrocknet. Ihr Kopf drehte sich. Um andere Dinge.

Der brave Mann


Sims Alabim; 2009-11-05

Einst kam es, dass ein braver Mann sich am Ende seines Lebens, nachdem er die Schwelle des Todes überschritten hatte, an den Pforten der Hölle wiederfand. Neben ihm stand mit höhnischem Lächeln der Teufel und eröffnete ihm einen Blick auf die Schrecken des Purgatoriums, die nun auf die arme Seele warteten.

Da begann der brave Mann ein großes Geschrei und Gejammer und klagend erhob er seine Stimme zu Gott in der Höhe und sprach: “Wie kann es sein, dass ich an diesen Ort geraten bin? Habe ich doch in meinem ganzen Leben keine einzige Sünde begangen! Habe ich mich doch stets an die Heilige Schrift gehalten, an die Worte der Priester und Bischöfe! Habe ich doch alle Regeln befolgt, die uns aufgetragen sind und habe ein einfaches, ein friedliches, ein gottgefälliges Leben geführt! Warum wird es mir nun mit dem Fegefeuer vergolten, Herr?”

Gott aber blieb stumm.

Da wandte sich der brave Mann in seiner Verzweiflung an den Teufel. “Auch du musst doch wissen, dass ich mich mein Lebtag lang bemüht habe, niemals etwas zu tun, was mir einen Platz in der Hölle einbringen könnte!”

“Das ist wahr”, erwiderte der Teufel lächelnd. “Und aus demselben Grunde hast du in deinem Leben nichts vollbracht, womit du dir einen Platz im Himmel verdient hättest.”

Categories : Diverses

Nachtrag China Buchmesse


Malibu Aircraft; 2009-10-24

Vor einiger Zeit habe ich hier in einem Anfall akuten Mitteilungsbedürfnisses meine Mail an Jürgen Boos, den Direktor der Frankfurter Buchmesse, gebloggt. Es ging um die Art wie mutige Menschenrechtler aus China kurzfristig, aufgrund von chinesischem Verlangem, von einem Vorab-Symposium zur Frankfurter Buchmesse ausgeladen wurden. Wegen öffentlichem Protest wurden sie dann wieder eingeladen. Die chinesische Delegation wurde darüber nicht informiert, worauf diese während der Ansprache der Menschenrechtler den Saal verlies. In der ersten Stellungsnahme von Boos klang es, als täten ihm die Delegierten mehr leid als Dai Qing und Bei Ling, was mich damals aufregte. Doch kurz darauf veröffenlichte Boos im Internet eine weitere Stellungsnahme in der er unter anderem schrieb:

Das offizielle China sagte uns in der Person des ehemaligen Botschafters Mei Zhaorong auf dem Symposium: “Wir sind nicht gekommen, um uns über Demokratie belehren zu lassen.” Demokratie und Meinungsfreiheit haben immer mit Reibung zu tun und der Eklat am Wochenende war nur der Anfang einer demokratischen Auseinandersetzung, die auf den Ehrengast China zukommt. Die Frankfurter Buchmesse bietet zwar keine Belehrung in Demokratie, aber sie ist gelebte Demokratie. Das sind die Spielregeln der Frankfurter Buchmesse.

Der Kompromiss unseres Projektleiters, mit den Autoren Dai Qing und Bei Ling zu sprechen und ihnen eine Alternative zum öffentlichen Auftritt auf dem Symposium nahe zu legen, war falsch. Dafür habe ich mich bei den Autoren und der Öffentlichkeit entschuldigt. Kompromisse zu Lasten der Meinungsfreiheit gibt es mit der Frankfurter Buchmesse nicht.

Auch ich bekam am 23.9. eine Antwort eines Stellvertreters von Boos, in der es unter anderem hieß:

Ich kann gut nachvollziehen, dass die Medienberichterstattung im Vorfeld der Frankfurter Buchmesse für Kritik und Fragen gesorgt hat.

[…]

Die Frankfurter Buchmesse bietet ein Podium für die gesamte Vielfalt und Bandbreite aller Stimmen zu dem diesjährigen Ehrengast China. Während der Buchmesse werden sich rund 500 Veranstaltungen mit China und seiner Literatur beschäftigen. In etwa zu gleichen Teilen werden sowohl Vertreter der Volksrepublik China als auch Regimekritiker und in China und anderen Ländern lebende Minderheiten teilnehmen. […]

Seien Sie versichert: Die Frankfurter Buchmesse ist und bleibt ein Ort des freien Wortes und des freien Gedanken- und Meinungsaustausches. Sie ist dabei noch nie den Weg des geringsten Widerstandes gegangen und wird es auch in diesem Jahr nicht tun.[…]

All das hört sich gut und einigermaßen einsichtig an. Und ohne Frage ist es nicht einfach, so ein Event zu veranstalten, schon gar nicht wenn man sich “Dialog” auf die Fahne geschrieben hat.

Letzten Sonntag wurden nun Bei Ling und Dai Qing wieder kurzfristig von einer Abschlussveranstaltung ausgeladen. “Laut Dai Qing habe Ripken [der China-Projektleiter] ihr eine Viertelstunde vor Beginn der Veranstaltung gesagt, das Auswärtige Amt als Mitveranstalter des Empfangs wünsche ihren Auftritt nicht.” (Focus online) Der Projektleiter wurde inzwischen gefeuert.

Die ganze Farce lässt einen fragen, was mit “Dialog” eigentlich gemeint ist. In wie weit kann man mit Repräsentanten einer Diktatur in Dialog treten, die nicht nur im eigenen Land für Ungerechtigkeit und Grausamkeit sorgt, sondern auch blind andere Horror-Regimes, wie Iran, Sudan oder Nordkorea, mit Waffen versorgt,  und gleichzeitig regelmäßig verhindert, dass die UN bei Verbrechen dieser Länder einschreitet.

Auf der anderen Seite gibt es die, welche sich so wahnsinnig gerecht vorkommen, indem sie von China am liebsten überhaupt nichts hören wollen. Nicht mit ihnen verhandeln, nichts hören wollen von der faszinierenden Kultur oder Geschichte dieses Landes und am besten nicht nur nicht mit China-Offiziellen, sondern mit überhaupt keinem Chinesen reden. Und wenn man mal mit einem redet, dann drückt man ihm am besten gleich den Finger auf die Brust: “Na, warum macht ihr denn da drüben nichts gegen eure miese Regierung? Macht doch mal Aufstand!” Genau die gleichen Leute, die sich dort wahrscheinlich ausschließlich auf ihre Karriere konzentrieren würden.

Aber warum auch nicht, wenn einem bei, wohlgemerkt offenem, Protest ein völlig ungewisses Schicksal droht? Ich weiß auch nicht, was ich machen würde. Wahrscheinlich würde ich mich gar nichts trauen. Aber gerade deshalb muss man Menschen wie Bei Ling und Dai Qing verdammt nochmal auf Händen tragen, wenn sie hierher kommen. Und sie nicht mit genau dem Gefühl gehen lassen, mit dem sie jetzt wahrscheinlich gegangen sind.

Jugendschutz oder Zensur?


Cabuflé; 2009-10-23

In einem zweiteiligen Artikel auf Telepolis hat Hans Schmid sich recht ausführlich und angemessen polemisch mit der fragwürdigen Praxis der Bundesprüfstelle für Jugendgefährdende Medien auseinandergesetzt. Unbedingt lesenswert.

Teil 1: Kasperltheater, Folterpornos und Zensoren – Die Nouvelle Vague des Horrorfilms in den Krallen deutscher Jugendschützer

(…) An den Indizierungsentscheidungen fällt mir die Sicherheit des Urteils auf. Diskussionsbedarf bestand offenbar nur hinsichtlich der Frage, ob ein Film in Liste A oder Liste B eingetragen werden soll und ob Frontière(s) zum Rassenhass anreizen und das NS-Regime verherrlichen könnte, weil das sabbernde Familienoberhaupt der Kannibalen früher bei der SS war (eher nicht, befand das Gremium). Mir ist diese Meinungsstärke leider nicht gegeben. Ich bin mir nicht sicher, ob ich die genannten Filme gut oder schlecht finde und ob ich sie empfehlen würde, wenn ich das dürfte. Bei mir ist die Meinungsbildung ein Prozess. Als Jugendschützer wäre ich ein Versager, denn von vornherein weiß ich so gut wie gar nichts (beim 3er-Gremium ist das ganz anders). (…)

Teil 2: Böse Filme zwischen Kunstfreiheit und Jugendschutz – Wie eine Bundesoberbehörde die Vorgaben des höchsten deutschen Gerichts befolgt

(…) Die BPjM ist doch noch fündig geworden. Nicht bei der Wissenschaft oder im Feuilleton von Zeitungen und Zeitschriften, sondern im Kommentarteil von Internet-Versandhändlern. Eine seiner 12 Textseiten zu A l’intèrieur füllt das 3er-Gremium mit den “Filmrezensionen” von “blade41”, “Mr. Vincent Vega” und “McHolsten”. Mit Verlaub: Das ist Realsatire. Solche Kommentare von Internet-Usern sind völlig legitime Meinungsäußerungen, aber Filmrezensionen sind es in aller Regel nicht. Ich will überhaupt nicht ausschließen, dass Mr. Vincent Vega & Co. eine solche Rezension schreiben könnten (dazu gehört, dass man nicht nur eine Meinung hat, sondern diese auch begründet), aber sie haben es nicht getan, weil es nicht verlangt war. Wenn die BPjM so tut, als erfasse sie “Echo und Wertschätzung in Kritik und Wissenschaft”, indem sie ein paar Sätze von McHolsten zitiert, ist das eine Travestie. (…)

Deathstar Anniversary


Sims Alabim; 2009-10-21

Ich bin ja sehr zurückhaltend damit, Links zu witzigen Videos im Netz zu verbreiten, aber den hier gönne ich mir.

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