In Kurzform: Zu wenig Geld von Anfang an – kranker Hauptdarsteller – Sandsturm am Set – Versicherungsprobleme – Abbruch nach gut einer Woche Dreh.
Es ist nunmehr offiziell, dass die renommierte Independentklitsche Recorded Picture Company, die auch Gilliams “Tideland” produzierte, die Vorproduktion für “The Man who killed Don Quixote” anlaufen lässt.
Irgendwie bin ich in einer schizophrenen Situation: einerseits möchte ich selbst mit der Schaffung von Kulturgut (Filmen, Büchern oder Comics) mein Geld verdienen, andererseits beteilige ich mich mit diesem Blog hier aktiv an einer Entwicklung, die die Aussicht auf ein solides Einkommen in dieser Branche immer zweifelhafter macht. Einerseits bin ich der Meinung, dass in einer idealen Gesellschaft allen Menschen alle Kulturgüter kostenlos zur Verfügung stehen sollten – andererseits sehe ich moralisch keinen Unterschied, ob man einen Film im Netz herunterlädt oder die DVD im Saturn unter der Jacke an der Kasse vorbeischmuggelt. Einerseits liebe ich das Internet für sein großes anarchistisches Potential, andererseits kann ich mich einfach nicht dagegen wehren, dass das Selbstverständnis, dass die Betreiber von Pirate Bay an den Tag legen, mich zum Kotzen bringt. Ich muss es einfach sagen: Ein breites Portal für das Herunterladen von Musik, Filmen und Computerprogrammen anzubieten, hat nichts mit dem Kampf für die Freiheit von Kunst und Kultur zu tun, sondern ist organisiertes Verbrechen. Nicht nur, weil es einzelnen Menschen die Möglichkeiten an die Hand gibt, eine Straftat zu begehen, sondern vor allem, weil es eine Haltung zementiert, die der Kunst weit mehr Schaden als Nutzen bringt: Während sich in allen Bereichen des Lebens die Menschen damit auseinandersetzen müssen, dass man für jeden Furz zu bezahlen hat, betrachtet man kulturelle Gegenstände als Inhalte eines freien Selbstbedienungsladens und ignoriert vollkommen, dass es auch Menschen gibt, die davon leben müssen.
Ich, dem die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens noch längst nicht radikal genug ist, bin der erste, der bereit dazu ist, gegen Kapitalismus und Monopolismus zu Felde zu ziehen. Der erste, der bereit ist, sich hinzustellen, und zu sagen: Das Recht eines Menschen, an sämtlichen Erzeugnissen der Zivilisation teilzuhaben, sollte völlig unabhängig sein von der Arbeit, die dieser Mensch innerhalb dieser Zivilisation ausführt. Ich glaube tatsächlich daran, dass das Grundprinzip von Internetportalen wie Wikipedia, in der richtigen Weise weitergedacht, der einzige Ausweg aus der Misere ist, in die die Finanzwelt uns hineingeritten hat.
Im Internet besteht, zumindest theoretisch, die Möglichkeit, eine Art freie und unkapitalistische Gesellschaft zu erschaffen. Wikipedia beispielsweise befreit uns von der Monopol- und Autoritätsstellung des Großen Brockhaus, und ermöglicht ein “Wissens-Sharing”, zu dem jeder Mensch seinen Teil beitragen, und (noch wichtiger) auch davon profitieren kann, ohne zunächst selbst einen Beitrag ableisten zu müssen. Die administrativen Kräfte sind wahrhaftig auf ihre administrativen Funktionen reduziert, es gibt (zumindest, wenn man Wikipedia als geschlossenes System betrachtet) keinerlei Priviliegien und Exklusivitäten, die zu Machtmissbrauch anregen. Entstanden ist dabei eine für jedermann zugängliche Wissensquelle, die meiner Erfahrung nach erheblich zuverlässiger ist, als etwa DER SPIEGEL. Da mögen Startschwierigkeiten und Kinderkrankheiten drin stecken, aber das Prinzip des offenenen Forums funktioniert im Netz doch einigermaßen gut. Wer einen Blog betreibt, kann seine Meinung unzensiert, unredigiert, unangepasst und unverfälscht an alle weitertragen, die bereit sind, sich darauf einzulassen. Das System legt mir als Schreiber keinen Maulkorb an und zwingt Euch als Leser keinen Einheitsbrei auf: Wem meine Meinung nicht behagt, kann mit ein paar Klicks die genau entgegengesetzte finden – und er muss nichts dafür bezahlen.
Ich verdiene allerdings auch nichts dabei. Muss ich ja auch nicht. Ich mache das ja freiwillig. Mir geht es ja um die Sache. Oder um den Spaß. Und so lange ich die Freizeit habe, in der ich mir das leisten kann, profitiert jeder von der Situation. Der Ärger fängt an dem Tag an, an dem ich mit meiner Schreibe Geld verdienen muss. Und dann feststelle, dass es zwar für mein Ego ungeheuer toll ist, wenn die Leute meine Sachen gut finden, ich mir aber im wahrsten Sinne des Wortes davon nichts kaufen kann. Weil meine Leser sich daran gewöhnt haben, für meinen Blog nichts zu bezahlen, meine Bücher kostenlos auf ihr E-Book zu laden, meine Lieder von Freunden auf dem USB-Stick rüber zu ziehen, meine Filme auf YouTube zu sehen oder sich bei Pirate Bay runterzuladen, und meine Comics gleich mit. Vorausgesetzt natürlich, diese Filme werden überhaupt gedreht, weil die Absatzzahlen von Kinokarten und DVD-Verkäufen so rapide gesunken sind, dass die Industrie das zur Herstellung eines Films leider in absurder Höhe nötige Geld lieber in eine neue Klamotte von Mario Barth steckt, als in die Gehversuche eines Jungregisseurs. Die wenigen, die dumm genug sind, einen Diebstahl auch dann für einen Diebstahl zu halten, wenn das Diebesgut nur aus Daten besteht, und sich tapfer meine DVDs kaufen, werden dafür mit nicht wegschaltbaren, prätentiösen Spots genervt, die ihnen jenes schlechte Gewissen einzureden versuchen, das diejenigen, die eigentlich gemeint sind, schon lange nicht mehr haben.
Dass das Internet uns mit der Idee vertraut macht, dass alles darin kostenlos zu haben ist, hat leider zu einer erheblichen Schieflage geführt, was die schlichte Akzeptanz der Tatsache angeht, dass diejenigen, die den Content liefern, dafür auch gearbeitet haben. Ein gesellschaftlich relevanter Ansatz muss mit Geben und Nehmen zu tun haben, doch das Nehmen scheint sich im Netz erheblich schneller durchzusetzen, als das Geben. Man findet nichts dabei, Musikbibliotheken auf iTunes zu haben, deren Komplettspielzeit länger ist als die eigene Lebenserwartung, und für die man keinen Schnatz bezahlt hat, weil “Stars wie Micheal Jackson eh so reich sind, die merken das doch gar nicht.” Nein, die Micheals dieser Welt, ob sie nun Jackson oder Bay mit Nachnamen heißen, merken das tatsächlich nicht. Aber ich und 90 Prozent meiner Freunde, die mit mir das Studium an einer Filmhochschule begonnen haben, die werden das merken. Weil sie nämlich ihr Geld als Schnittassistenten bei Bauer sucht Schwein verdienen müssen! Weil die wenigen, die noch das Glück haben werden, einen Film finanziert zu bekommen, sich für einen Ausschnitt aus einem Beatles-Song, egal welche künstlerische Wirkung sie damit erzielen könnten, dumm und dämlich bezahlen müssten, während sich jeder Depp den Song im Netzt für Umme runterlädt. Denn die Copyright-Inhaber wuchern natürlich dort, wo sie es noch können: Bei anderen Künstlern, die ein Stück nicht auf ihren mp3-Player laden, sondern als Baustein für ein weiteres Werk verwenden und damit letztlich den Kulturschatz bereichern möchten.
Natürlich, so lange ich die Zeit habe, unbezahlt seitenlang über diese Misere zu jammern, hat mich diese Misere eigentlich ja noch nicht so fest im Griff, dass ich zu Jammern wirklich Grund hätte. Natürlich ist Videopiraterie nur einer von unendlich vielen Gründen, die einem das Leben als Filmemacher schwer machen. Natürlich wird der Schaden, den sie anrichtet, hochgespielt und überbewertet. Natürlich, auch ich habe früher Filme im Fernsehen auf VHS aufgenommen, mir CDs von Freunden auf Kassette überspielt, natürlich sind auch auf meiner Festplatte Musikordner, die ich mir von Freunden rübergezogen habe. Und natürlich ist einem Künstler, der seine Berufung erst nimmt, die Tatsache, dass viele Leute seine Botschaft vernehmen wichtiger, als die Tatsache, dass viele Leute für seine Botschaft bezahlt haben.
Das ändert aber nichts daran, dass 99 Prozent der User von Pirate Bay keine Idealisten sind, die an einer neuen, freien Gesellschaft bauen, sondern Schwaben im Geiste, die einfach keinen Bock haben, für etwas zu bezahlen, was man auch umsonst bekommen kann. Leute, die weder die Traute noch den Ansporn, noch die Ehrlichkeit sich selbst gegenüber hätten, jeden Tag auf dem Heimweg im Müller Markt eine DVD zu klauen, es aber geil finden, Star Trek schon zwei Wochen vor Kinostart aus dem Netz gesaugt zu haben. Das ist Egoismus, nichts anderes. Mit einer MiniDV Kamera in eine Sneak Preview zu gehen, den Film aufzunehmen und ihn ins Netz zu stellen, ist keine Anarchie sondern Vandalismus.
Es sind keine beruflichen Existenzängste, die mich so sauer machen, sondern die Tatsache, dass hier versucht wird, vollkommen eigennützigem Verhalten einen idealistischen Anstrich zu verpassen. Wer für freien Austausch von Gütern ist, der muss für den freien Austausch von allen Gütern sein, und nicht nur von denen, die sich digitalisieren lassen. Ansonsten sollte er zumindest die Eier haben, sich dazu zu bekennen, dass er zwar nicht mehr bei Saturn einkauft, den dortigen Werbeslogan aber verinnerlicht hat.
Ich wäre jedenfalls sofort bereit dazu, sämtliche Werke, die ich hoffentlich in der Zukunft noch irgendwie zustande bringe, sofort nach ihrer Fertigsstellung allen Menschen im Netz kostenlos zur Verfügung zu stellen. So lange die User der Filesharing-Plattformen mich dann auch umsonst mit Essen versorgen, mir die Haare schneiden und die Zähne richten, mich durch die Gegend chauffieren, mir die abgerissenen Knöpfe wieder annähen, die Fußreflexzonen massieren und meine Wohnung mit Heizung, Strom und Wasser versorgen.
Amokläufe an Schulen wird es jetzt keine mehr geben. Nicht etwa, weil scharfe Waffen aus dem Verkehr gezogen würden, nicht etwa, weil man darüber nachdächte, aus der Schule wieder etwas anderes zu machen als eine Selektionsmaschine für die 80 zu 20 Gesellschaft, sondern, weil die potentiellen Gefährder in Zukunft nicht länger auf den Paintball-Schlachtfeldern zu Killermaschinen werden.
Die Bundesregierung hat sich also nach der letzten Bluttat zu Konsequenzen durchgerungen, und die bestehen aus dem Verbot von Paintball.
(Okay, nebenbei denkt man noch über die biometrische Sicherung von Waffenschränken nach, aber “da ist die Technik noch nicht so weit…”)
Ich hatte lange überlegt, in Sachen Amoklauf von Winnenden lieber mein Maul zu halten. Ich wollte mich aus einer derart emotional aufgeladenen Thematik heraushalten, und meinen Ärger darüber herunterschlucken, dass der Politik auf der Suche nach Gründen (bzw. Schuldigen) nichts anders einfällt, als Actionfilme und Ego-Shooter verantwortlich zu machen. Nicht erst seit der Lektüre von “Kinder brauchen Monster” bin ich der Meinung, dass Gewalt in den Medien uns eher dabei hilft, mit Gewalt umzugehen, als dass sie Gewalt erzeugen würde. Mir kann keiner erzählen, dass ein Typ, der nach dem Konsum gewalttätiger Computerspiele mit einer geladenen Waffe in die Schule marschiert und dort Menschen abknallt um sich anschließend selbst umzubringen, geistig gesund geblieben wäre, hätte er stattdessen mal lieber Thomas Mann gelesen.
Weil es mir also so unendlich billig und verlogen und zu kurz gedacht erscheint, als Reaktion auf Amokläufe Computerspiele zu verbieten, wollte ich mich selbst zurückhalten, und auch keine Verschärfung des Waffengesetzes (und ich meine eine wirkliche Verschärfung, nicht so einen Witz) oder eine Verbesserung der Zustände an unseren Schulen als Lösungsvorschlag propagieren, weil auch das mir, ehrlich gesagt, viel zu einfach vorkommt, um die Lösung für so ein diffiziles Problem zu sein.
Ich wollte schweigen, weil ich mir nicht wirklich erklären kann, was in einem Menschen vorgehen muss, der zu so einem Amoklauf in der Lage ist (abgesehen vielleicht von der fiktiven Gestalt des Heumann im letzten Post), geschweige denn, was die Gesellschaft tun könnte, um Taten dieser Art zu verhindern.
Wenn ich jetzt aber höre, dass die vermutlich einzige bleibende Konsequenz, zu der unsere Politik sich durchringt, tatsächlich im Verbot eines ulkigen Spiels besteht, dann muss ich zumindest laut aufschreien darüber, wie die Demokratie wieder einmal ihre unschlagbare Wirkungskraft unter Beweis stellt. Sportschützen oder Jäger, die ihren “Sport” tatsächlich mit scharfen Waffen betreiben, haben eine zu große Lobby, um eine wirkliche Gesetzesverschärfung fürchten zu müssen. Ihre Warnungen vor “blindem Aktionismus” wurden erhört. Auch um die Ego-Shooter mache ich mir keine Sorgen: Etwas, womit viel Geld verdient werden kann, wird in unserem Land nicht von der Bildfläche verschwinden. Bleibt also die vergleichsweise kleine Gemeinde von Leuten, die Spaß daran haben, sich im Wald mit Farbkugeln zu beballern, die keine starke Lobby haben und auch keinen großen Absatzmarkt garantieren, als letzter Sündenbock für ein Phänomen, das seinen Ursprung genauso im Paintball hat, wie AIDS im Playboy-Magazin.
So wird Politik gemacht. Ãœber grundsätzliche Fragen, wo so viel Frust herkommt, dass er sich in solchen Gewaltexzessen entladen muss, wird nicht nachgedacht. Das System bloß nicht in Frage stellen, und wenn man angesichts zorniger Elternverbände und geifernder Medien zum Handeln gezwungen wird, dann einfach dorthin schlagen, wo die wenigsten Wähler Aua schreien.
Und dann will man mir erzählen, wie leben im besten aller gesellschaftlichen Systeme.
Wenn ich Paintballspieler wäre, ich würde meine Ausrüstung anlegen und einen Amoklauf im Bundestag starten. Anschließend würde ich mir selbst grüne Farbe ins Gesicht schießen.
…damit Kollege Cabuflé auch weiß, dass ich einen guten Grund hatte, am Freitag kein Komparse mehr zu sein.
Freitag, 13 Uhr: Die mobilen Würstchenverkäufer am Alex verkünden wie moderne Muezzins die Mittagszeit. Ich habe mir endlich ein Ticket für den Fernsehturm geleistet, als ich erfahre, dass für mich eine Karte für die Lola-Verleihung herausspringen könnte. Weil ich mein Turmticket schon bezahlt habe, treffe ich das Kartenarrangement in der Warteschlange vor dem Aufzug und komme mir wie der letzte Schnösel dabei vor.
Gute fünf Stunden später: Platz nehmen in Block C und der Dinge harren, die da kommen.
Zunächst der interne Teil für das anwesende Publikum. Die Akademie verteidigt ihr Auswahlverfahren. Barbara Schöneberger erklärt den potentiellen Preisträgern, wie sie sich auf der Bühne verhalten sollen, und versprüht dabei Esprit und gute Laune.
Dann beginnt die Fernsehaufzeichnung und Barbara Schöneberger ersetzt Esprit und Frische gegen Texte vom Teleprompter.
Der Abend beginnt mit dem Höhepunkt: Loriot wird für sein Lebenswerk geehrt. Eines muss man Michael “Bully” Herbig lassen: Seine Laudatio ist so lahm und unlustig, dass einem erst richtig schmerzlich bewußt wird, wie sehr unserem Land heute solch eine Ikone des Humors fehlt. Der Meister betritt, am Stock gehend, die Bühne. Minutenlange Standing Ovations für einen Mann, dessen Lebenswerk ich fast auswendig aufsagen kann, und ich mittendrin. Es gibt einen Gott!
Danach: Applaus für die Moderation. Applaus für die Trailer. Applaus für die Filmausschnitte. Applaus für die Laudatoren. Applaus für die Laudatio. Applaus für die Nominierten. Applaus für den Gewinner. Applaus für die Dankesrede des Gewinners. Applaus für den Ãœbergang zum nächsten Programmpunkt. Mit tun die Hände weh. Das ist, was wir sind: Klatschvieh, damit die Zuschauer an den Endgeräten das Gefühl bekommen, einer unterhaltsamen Veranstaltung beizuwohnen.
Es geht auch anders: Wo immer meine persönlichen Hassfilme, Krabbat und Der Baader-Meinhoff-Komplex nominiert sind, verschränke ich demonstrativ die Arme vor der Brust. Es ist ein kleiner Triumph, aber der einzige, den ich heute Abend selbst erringen kann. Die beiden Filme gewinnen keine Preise. Ich bin zufrieden.
Der Triumph eines anderen macht den Abend komplett: Andreas Dresen bekommt den Regiepreis für Wolke 9. Es gibt nicht nur einen Gott, es gibt auch Gerechtigkeit.
Diese fordert auch ein Contergan-Geschädigter Dokumentarfilmregisseur in Form von Reparationszahlungen von denen, die sich eine goldene Nase damit verdient haben, Menschen zu Krüppeln zu machen. Ein kurzer, beinahe schmerzhafter Moment simpler, glasklarer Emotion.
Große Enttäuschung auf der Party: Schönebergers Witze über das in diesem Jahr ausgesparte Buffet waren keine. Für jemanden, der unter anderem hier ist, um sich auf Steuerzahlerkosten durchzufressen, ein herber Schlag. Tabletts mit Spatzenportionen, später mit heißumkämpfter Currywurst gehen herum. Mühsam ernähren sich die Eichhörnchen.
Dafür ordentlich Gratispröbchen abstauben: Edelschokolade und Zigarren. Warum hat mein Anzug so wenig Taschen?
Der DJ arbeitet sich an Partyhitlisten ab. Mehrere Generationen wollen an ihre Abifete erinnert werden. Keine leichte Aufgabe.
Ob man uns ansehen kann, dass wir immer noch nicht erwachsen genug sind, um das Promispotting sein zu lassen? Ob all die anderen Nichtpromis es sind? Ob die jungen Damen in Begleitung der graumellierten Herren nicht doch die Töchter sind?
Der Unterschied, ob man Erdbeeren oder Himbeeren im Cocktail hat, ist der: Himbeeren zermatschen schneller und verstopfen immer wieder den Strohhalm.
Draußen auf der Terrasse tanzen ab 2 Uhr Nachts zu einem alternativen DJ nur noch die Angestellten.
Die Reihen lichten sich. Selbst Detlev Buck sieht verloren aus. Nachdem stundenlang hochgepuschte Brüste auf hohen Absätzen an einem vorbeiziehen, zieht die Alkoholschwere den Blick immer penetranter hinunter in die Ausschnitte weiblicher Gesprächspartner. Es wird Zeit, zu gehen.
Nachts um halb Fünf in der Ringbahn sitzen, mit einer Gala-Tüte voller Werbegeschenke in der Hand.
Falls es nicht so geklungen hat: Ich hatte einen tollen Abend. Denn ich weiß: Dies wird nie mein einziges Zuhause sein!
Leider bin ich darauf einen Tag zu spät gestoßen. Aber weil es doch sehr schön gemacht ist, und eine ernsthafte Idee dahinter steckt, will ich es unseren werten Lesern nicht vorenthalten.
Faszinierend, wie momentan in nahezu jedem auch nur ansatzweise mit Filmen beschäftigten Blog erwachsene Männer Endorphinräusche zu Protokoll geben angesichts eines Ende diesen Jahres startenden so genannten “Familienfilms”.
Okay, ist schon eine Weile her, seit ich das im Schaukasten einer Münchner Tageszeitung gelesen habe.
Weniger die Tatsache, dass irgendwelche Sternchen sich von ihrem reichen Liebhaber eine Brust-OP zu Weihnachten schenken lassen, sondern die (zumindest im süddeutschen Raum) zweideutige Formulierung hat mich dabei irritiert.
Welche Bilder wären wohl bei mir hervorgerufen worden, hätte ich diese Schlagzeile im zarten Alter von sechs oder sieben Jahren gelesen? Die eines Christuskindes (das man sich jetzt wie das auf der letzten Seite vom Struwwelpeter vorstellen muss) mit golden schimmerndem Heiligenschein und Lara Croft -artigen Auswüchsen unter dem Gewand, oder gar die sich unter dem Schein der Christbaumkerzen unter glitzerndem Geschenkpapier wölbender, weiblicher Rundungen?
Wäre ich der Redakteur des Artikels gewesen, hätte ich ihn mit Rücksicht auf die Vorstellungswelt jüngerer, unfreiwilliger Mitleser, vielleicht etwas sinnbildlicher verpacken lassen, etwa mit Süßer die Glocken nie klingen…
(Manchmal kann ich billigen Wortspielen nicht widerstehen).
– Zwei Männer, die ich beide aus unterschiedlichen Gründen sehr schätze (wofür ich in beiden Fällen regelmäßig von meinen Kumpels aus der linksliberalen Gosse auf die Mütze kriege), haben sich neulich auf einen kleinen Plausch im Görli getroffen:
– Unter anderem weil ich demnächst gerne davon leben möchte, dass Leute Geld bezahlen um meine Filme zu sehen, würde ich mich prinzipiell als Freund des Rechtes am geistigen Eigentum bezeichnen. Gerade als solcher halte ich es allerdings für offenkundig, dass das Urheber- und Lizenzrecht in seiner jetzigen Form ein bösartiges außer Kontrolle geratenes Monster ist, das die vermessenen Interessen jener schützt, die die Infrastruktur zur Verbreitung kultureller Werke verwalten, während es die beiden wichtigsten Parteien – namentlich Künstler auf der einen Seite und Endverbraucher auf der anderen – im besten Fall nervt, im schlimmsten Fall auf perfide Weise kriminalisiert.
Der Batzman weist bei den fünf Filmfreunden in seiner wunderbar geschriebenen Polemik “Raubkopien sind besser! – Serien-DVDs und das Geheimnis der verschwundenen Musik” auf einen bislang wenig beachteten Aspekt dieser Problematik hin.
– Und da mir wenig so am Herzen liegt wie die Lebensqualität meiner Leser, ohne weiteren Kommentar Clifford Stolls Vortrag von der TED-Konferenz 2006: