Zum Jahreswechsel


Sims Alabim; 2009-01-01

Wenn die Winterstürme kommen,
wo wirst du sein?
Wo wirst du stehen wenn der Nordwind fällt
Und die Sonne sich für immer hinter Wolken stiehlt?

Werden deine Hände,
zum Gebet an verschollene Götter gefaltet,
die klammen Finger über Kreuz
in der Kälte erstarren?
Oder werden sie,
dem Biss des Eises trotzend,
an den gefrorenen Tauen ziehen,
bis die Segel sich entfalten?

Werden deine Augen,
aus Furcht vor der Dunkelheit,
in die Flammen des letzten Herdfeuers starren,
bis die erloschenen Scheite
in der Finsternis verglimmen?
Oder werden sie in den Himmel blicken
um zwischen den Wolkenfetzen den Nordstern zu erspähen,
der deinen Kurs bestimmt?

Werden deine Füße,
in Fell und Leder gewickelt,
schwer einsinken in den tiefen Schnee,
und ihren Dienst versagen?
Oder werden sie,
barfuss und mit erfrorenen Zehen
auf schwankenden Planken Halt suchen
und sich wie Affenhände in die Wandten krallen?

Wird dein Mund
ein vergessenes Schlaflied murmeln,
ehe er deinen letzten Atem
als dünnes Wölkchen ins Nirgendwo entlässt?
Oder wird er gegen den Wind anschreien,
der dir wie Messer in die Kehle fährt,
bis jeder deine Worte hört:
„Steuerbord ist Land in Sicht”?

Wird dein Herz
sich mit den fallenden Schneeflocken zur Ruhe legen,
und nichts mehr begehren,
dass die Eiswinde es auslöschen können,
wie ein Kind eine Kerze ausbläst?
Oder wird es weiterschlagen,
im Takt der stampfenden Wellen,
in der Hoffnung
auf einen nächsten Sommer?

Wenn die Winterstürme kommen,
und der Nordwind fällt,
was wirst du tun?
Im Hafen bleiben oder hinaus auf See?
Lässt du sie Schnee auf deinen Grabstein wehen
Oder dich von ihnen tragen,
wie sie dich auch peitschen mögen,
zum Aufgang einer neuen Sonne?

Categories : Kultur