Kill the messenger – Wie mit Wikileaks umgegangen wird, grenzt am Faschismus


Malibu Aircraft; 2010-12-04

Nachdem nun Amazon und PayPal mal wieder das Ausmaß ihrer Rückratslosigkeit gezeigt haben, indem sie Wikileaks die Dienste verweigerten, nachdem den Betreibern sogar die Internetadresse wikileaks.org entzogen wurde, nachdem massive und organisierte Hackerangriffe stattfanden, nachdem die französische Regierung Wikileaks höchstpersönlich von Servern in Frankreich verbannen will, nachdem eine politische Treibjagd in unfassbarem Ausmaß gestartet wurde, nachdem Wikileaks anscheinend nur noch  in Ländern wie der Schweiz oder Luxemburg genug Unterstützung findet, und noch nach vielem anderem mehr, könnte man so langsam anfangen, sich Sorgen zu machen.

Die NGO “Reporter ohne Grenzen”, in der Vergangenheit zu Recht sehr kritisch im Bezug auf die Fahrlässigkeit mit der Wikileaks Informanten teilweise praktisch zum Abschuss freigibt, schreibt in einem offiziellen Statement treffend:

This is the first time we have seen an attempt at the international community level to censor a website dedicated to the principle of transparency. We are shocked to find countries such as France and the United States suddenly bringing their policies on freedom of expression into line with those of China. We point out that in France and the United States, it is up to the courts, not politicians, to decide whether or not a website should be closed.

Firmen wie Amazon verteidigen sich und sagen, es ginge ihnen lediglich um die Leben der Informanten. Allerdings gab es diese Problematik auch bei den bisherigen Enthüllungen und es ist sicherlich kein Zufall, dass sie erst jetzt angesichts der Preisgabe massiver diplomatischer “Peinlichkeiten” und dem folgenden Sturm politischer Lynchmob-Stimmung, einknicken.

Ich will weder die Persönlichkeit eines Julian Assange verteidigen, noch die Bedeutung zerreden, die dem Schutz von Informanten zukommen muss. Wikileaks wird da seine Verantwortung auch nicht los, wenn es Washington diesbezüglich Zusammenarbeit anbietet und bei entsprechenden Hinweisen sofortige Löschung verspricht.

Aber die fanatische Hetzjagd, die jetzt begonnen hat, muss jeden kotzen lassen, der glaubt, dass Transparenz und Wahrheit über diplomatischer Geheimniskrämerei und Zensur stehen sollten.

Update:

Visa und Mastercard sperren seit Tagen alle Spenden an Wikileaks. Der Ku-Klux-Klan und andere radikale Organisationen dürfen hingegen weiter mit den Diensten der Kreditkartenunternehmen rechnen. Im Netz werden Cyber-Angriffspläne geschmiedet – und bisweilen auch schon umgesetzt.

Quelle: sueddeutsche.de

PayPal has said that its decision to stop users from using its service to make donations to Wikileaks was made after advice from the US government.
A senior official at the online payments firm said the State Department had told it that the activities of the website were illegal in the US.
[…]
However, a State Department official denied that it had contacted Paypal.
[…]
PayPal’s comments came from the firm’s vice-president Osama Bedier at a conference.
He said the company had carried out its actions after receiving a letter from the State Department, adding that it was a “straightforward” decision.

Quelle: bbc.co.uk

Wikileaks’ “Enthüllungen” – gut, schlecht, egal?


Malibu Aircraft; 2010-10-25

Obama hat, soviel ich weiß, sein Gesicht noch nicht selbst in die Kamera gehalten, aber seine Regierung und das Pentagon geht mit entsprechenden Lecks wohl nicht gerade zimperlich um. Irgendwie ist das ja auch verständlich, es erhöht das Vertrauen in die eigenen Leute nicht gerade, wenn die so wenig dichthalten wie ein Diarrhö-geplagter Darmverschluss.

Al-Maliki, dem momentanen Regierungschef Iraks, dürfte das alles am meisten schaden. Vor einem halben Jahr fand die Parlamentswahl im Irak statt. Alles sah sehr vielversprechend aus. Die Iraker hatten trotz Gefahren und Widrigkeiten eine Wahlbeteiligung von 62 Prozent erreicht und überraschend moderat gewählt. Der Wille der Bevölkerung stand fest: Kandidaten und Parteien, von denen Kompromissbereitschaft und wenig Sektiererei zu erwarten ist, sollten es sein. Dieser Wille wurde behandelt wie ein benutztes Taschentuch.

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Nuri al-Maliki. Quelle: Wikimedia

Heute gibt es immer noch keine neue Regierung. Und gerade als Maliki versprach, er stünde jetzt kurz davor eine zu bilden, kam Wikileaks. Die entsprechenden “files” decken vor allem den Zeitraum seiner ersten Amtsperiode ab und schwächen ihn damit nicht unwesentlich in den Koalitionsverhandlungen. Wahrscheinlich gibt ihm der Zeitpunkt aber auch aus einem anderen Grund zu denken: Er steht kurz nach einem warmen Besuch im Iran, bei dem Maliki sich mit Khamenei und Ahmadinedschad gut stellte. Möglicherweise hoffte er zu Recht, Iran würde seinen Einfluss geltend machen, um die radikaleren schiitischen Parteien zu einer Koalition mit seiner, ebenfalls schiitischen, Dawa-Partei zu überreden. Aber der “beunruhigende” (als ob es im Irak eine Ruhe zum “beun”-nen gäbe) wachsende Einfluss Irans, den anscheinend auch die Wikileaks-Dokumente noch mal verdeutlichen, stößt nicht nur außerhalb des Iraks auf Angst. Ein großer Teil von Malikis eigenen Wählern dürfte diese kriecherische Freundlichkeit dem persischen Nachbarregime gegenüber nicht gerade gut finden.

Doch so sehr man dem Irak endlich wieder eine legitimierte Regierung wünscht, man kann Wikileaks und ihre Daten schlecht dafür kritisieren. Wenn es aber stimmt, dass unnötig Namen genannt wurden, die nun im Irak um ihr Leben fürchten müssen, gibt es für diese gleichgültig-arrogante Fahrlässigkeit auch keine Entschuldigung.

Inhaltlich bringen sie nichts grundsätzlich Neues. Wahrscheinlich schocken sie den Westen mehr als die Iraker. Und wenn es eines braucht im Westen, dann das selbiger sich mit dem Irak mehr auseinandersetzt. Mit dem grenzenloses Hass (aufgebaut durch Jahrzehnte rassistischer, segregierender Massenmords- und Deportationspolitik), welcher sich nach dem Anheben der totalitären Staatsmachtglocke Saddams entlud und entlädt, mit den Verbrechen des amerikanischen Militärs, mit der zunehmenden Privatisierung des Krieges und mit vielem mehr. Wenn das alles war, was Wikileaks erreicht hat, dann (ja, ich bin mir heute wirklich für nichts zu schade): Mission accomplished!

Dildos: Ja – Nutten: Nein! Offener Brief einer Sexarbeiterin an Fun Factory


Cabuflé; 2010-10-04

Eine Freundin von mir, die sich ihr Studium der Geisteswissenschaften unter anderem durch den Verkauf sexueller Dienstleistungen finanziert, machte unlängst eine aufschlussreiche Erfahrung, als sie in einem renommierten Sex-Shop Flyer für eine Veranstaltung der Hurenorganisation Hydra e.V. auslegen wollte: Offenbar möchte ein Unternehmen, das gegen Geld Objekte verkauft, die Menschen sich umschnallen, einführen oder sonstwie zum Lustgewinn gebrauchen können, es um jeden Preis vermeiden, öffentlich mit Menschen in Verbindung gebracht zu werden, die beruflich eben jene Objekte gegen Geld umschnallen, ihren Kunden einführen, bzw. sich einführen lassen oder sich sonstwie um den Lustgewinn ihrer Kunden kümmern.

Aus diesem Anlass formulierte sie einen offenen Brief an die Unternehmensleitung des Ladens, den ich hier im Wortlaut wiedergebe, da der beschriebene Sachverhalt symptomatisch für ein Problem unserer vermeintlich aufgeklärten Gesellschaft steht, das in meinen Augen unbedingte Aufmerksamkeit verdient:

Während die mediale Ausschlachtung von Sexualität in unterschiedlichsten Spielarten als Lifestylethema längst Normalität ist, massenweise Ratgeber- und Unterhaltungsliteratur rund ums “Untenrum” über Ladentheken wandert, während es nicht ungewöhnlich ist, im erwachsenen Freundeskreis offen Themen wie Promiskuität, Masturbation oder erotische Vorlieben zu erörtern, während pensionierte Pornodarsteller auf eine Zweitkarriere als C-Promi im Privatfernsehen hoffen dürfen und “prickelnde Experimente” wie ein Besuch im Swingerclub durchaus auch für Reihenhausbewohner eine halbwegs gesellschaftsfähige Option darstellen, werden Sexarbeiter und Sexarbeiterinnen nach wie vor mit bemerkenswerter Selbstverständlichkeit ausgegrenzt und diskriminiert – sei es durch die ganz normalen bürgerlichen Ressentiments gegen alles irgendwie Schmuddelige oder mittels notorisch gutgemeinter Besorgnis um die armen ausgebeuteten und/oder fehlgeleiteten (zumeist weiblichen) Individuen. Weiterlesen…

So ist das nunmal


Cabuflé; 2010-08-20

Sims Alabims Sommerhits


Sims Alabim; 2010-07-24

Für viele Leute ist es längst ein offenes Geheimnis, dass ich gerne die Vuvuzela erfunden hätte. Nicht nur, um mit einem vermutlich äußerst billig hergestellen Plastikkram einen Haufen Kohle zu machen, sondern vor allem, um mich voller Stolz einer Erfindung rühmen zu können, die der gesamten Fußballnation wochenlang auf die Nerven gegangen ist. Das wäre einmal wirklich ausgleichende Gerechtigkeit und mir ein innerer Reichsparteitag gewesen.

Ich hätte mich auch redlich darum bemüht, die Vuvuzela mit verschiedenen Frequenzen herauszubringen, denn als das größe Manko des Vuvuzela-Klangteppichs habe ich eigentlich immer die Tatsache empfunden, dass es dem ZDF gelungen ist, ihn aus dem Live-Ton der Ãœbertragungen auf ein erträgliches Maß herunterzufiltern (das habe ich mir zumindest erzählen lassen).

Wie überrascht war ich, als ein paar wagemutige Musikanten den Beweis angetreten haben, dass in der Vuvuzela noch viel, viel mehr steckt, als penetranter Hintergrundlärm. Das, was diese Menschen da veranstalten, gehört meines Erachtens nicht nur in einen Konzertsaal, sondern auch auf die Zuchtbullenversteigerung in Hannover, zur Bundesverdienstkreuzverleihung für Jogi Löw, mehrfach vor die UNO und vor den obersten Sowjet.

Platz 3: Die Vuvuzela

Auch das folgende Stück würde ich gerne einmal in der Fassung für Vuvuzela-Bläser hören. Bis dahin müssen wir uns wohl mit folgender, gelungener Neuinstrumentalisierung eines Klassikers zufrieden geben:

Platz 2: The (not so) Imperial March

Zum Themenkanon dieses Blogs gehört ja leider Gottes auch immer wieder der Spott über die Esoteriker, und so wie meine geschätzten Freunde und Kollegen ihre Kronzeugen dafür gerne unter den Spitzen der Britischen Komiker finden, ist es mir nun auch endlich gelungen, ein musikalisches Kleinod ausfindig zu machen, dass zeigt, dass höchster musikalischer, künstlerischer Anspruch und tiefgreifende spirtuelle Botschaften wahrhaftig zu einem Meisterwerk verschmelzen können, ohne dessen positive Energie ich keinen meiner treuen Leser in den Rest des Sommers entlassen möchte:

Platz 1: Ein Lied, das jeden Menschen glücklich macht.

Ich würde mich nicht wundern, wenn man damit Krebs heilen könnte.

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Irans bröckelnde Fassade


Malibu Aircraft; 2010-06-21

For einem Jahr begannen im Iran großflächige Demonstrationen gegen das faschistische, theokratische Regime von Ali Khamenei und der Marionettenfigur Ahmadinedschad. Heute sind 70 Prozent der iranischen Bevölkerung unter 25 Jahre alt und in Universitäten finden sich zu 60 Prozent Studentinnen. Das geht zum großen Teil zurück auf den achtjährigen Krieg zwischen Iran und Irak, der 1988 endete und in dem Iran mindestens eine Million junger Menschen verlor. Infolgedessen versuchte Iran alles um die Geburtenzahlen zu erhöhen, wobei sie etwas über das Ziel hinausschossen. Gleichzeitig wurde das Bildungssystem ausgebaut, was besonders von Frauen genutzt wurde.
Es ist genau die Generation, welche aus jenen Prozessen hervorging, die bis heute unter Lebensgefahr auf die Straße geht und die mehr Respekt und Solidarität verdient, als sie überhaupt bekommen kann. Leider erhielt sie jedoch vor einem Jahr von internationaler Seite zum großen Teil zögerliche Unterstützung und auch Teile der Linken zeichneten ein mehr als erbärmliches Bild von sich selbst.
Diese Versäumnisse scheinen im Angesicht der Aussagen einiger ehemaliger Mitglieder der Revolutionsgarde noch viel schändlicher. Wenn man ihnen glaubt, stand das Regime vor einem Jahr kurz vor dem Zusammenbruch.
Ein 15-minütiges Videos mit entsprechenden Interviews findet sich hier.

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Das ist Streetart, Bitch!


Cabuflé; 2010-06-17
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Erigierter Megaphallus der Künstlertruppe "Wojna Group" auf einer Brücke in St. Petersburg

Mehr Bilder und Wissenswertes zu den Urhebern bei rebel:art

Koffein ist Bullshit


Malibu Aircraft; 2010-06-10

The millions of people who depend on a shot of coffee to kickstart their day are no more alert than those who are not regular coffee drinkers, say researchers.

A cup of coffee, suggests a study, only counteracts the effects of caffeine withdrawal that has built up overnight.
[…]
How genetic differences may influence response was also examined. Blood samples were taken from 379 volunteers who were asked to avoid caffeine for 16 hours.

After that period, they were given either a caffeine pill or a placebo. Later, they took a slightly higher dose or another placebo. The researchers then used a standard questionnaire called the Mood, Alertness and Physical Sensations Scales (MAPSS) to measure the subjects’ emotional state and alertness.

The participants’ response to caffeine depended on their normal consumption. Roughly half regularly used medium-to-high levels of caffeine – equivalent to a few mugs of filter coffee a day – while the rest usually had little or no caffeine at all.

Caffeine did not increase the alertness of any group above the levels of non-users who were given the placebo. But caffeine fiends who were given a placebo after abstaining from coffee for 16 hours felt less alert and experienced worse headaches than those who received their usual dose. Four people had to drop out of the study owing to the severity of their headaches.

Infrequent users had more headaches after taking the caffeine pills, but did not feel any more alert than normal.

Ganzer Artikel: Guardian.co.uk [via]

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Zurücktreten wie Köhler


Malibu Aircraft; 2010-06-05

… ist jetzt hier möglich.

Mein bescheidener Versuch im Folgenden. Schade ist natürlich, dass nichts an die Erbärmlichkeit des Originals heranreichen kann.

Ich erkläre hiermit meinen Rücktritt

Meine Äußerungen zu Furzkot sind auf heftige Kritik gestoßen. Ich bedauere, dass meine Äußerungen in einer für das Ministerium für gesunde Ernährung wichtigen und schwierigen Frage zu Missverständnissen führen konnten. Die Kritik geht aber so weit, mir zu unterstellen, ich befürwortete die Solidifikation von körperlichen Gasen. Diese Kritik entbehrt jeder Rechtfertigung. Sie lässt den notwendigen Respekt für die ehrenwerte Profession des Flatulierens vermissen.

Ich erkläre hiermit meinen Rücktritt vom Amt des Pausenclowns von Deuschland – mit sofortiger Wirkung. Ich danke den vielen Menschen in meinem Kopf, die mir Vertrauen entgegengebracht und meine Arbeit unterstützt haben. Ich bitte sie um Verständnis für meine Entscheidung.

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trademarkable nonsense word


Cabuflé; 2010-05-08

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Mehr Wissenswertes zur Festivalsaison bei CollegeHumor.

[via]

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