Wir sind die Sintflut!


Sims Alabim; 2009-03-27

Georg Schramm hat das Wort!

Gedächtnis und Erinnerung


Malibu Aircraft; 2009-03-26

“It’s a cliché of courtroom dramas – that moment when the witness is asked “Do you see the person who committed the crime here in this courtroom before you?” […]
But there is one type of evidence that’s even more persuasive: DNA. There have been 233 people exonerated by DNA in this country, and now a stunning pattern has emerged: more than three quarters of them were sent to prison at least in part because an eyewitness pointed a finger – an eyewitness we now know was wrong. ”

Quelle

Interessanter Bericht über Erinnerungen und wie leicht diese beeinflusst, verfremdet und suggeriert werden können:

Teil 1

Teil 2

Bunny Effect

Categories : Diverses

Schmerzen


Malibu Aircraft; 2009-03-21

Dragonball Trailer

Noch nie habe ich mit einem youtube-Kommentar so übereingestimmt: “Fox took a shit on my childhood.”

Beziehungen sind wie Apple-Rechner


Sims Alabim; 2009-03-16

1. Jeder glaubt, sie wären besser als die Alternative. Wer das Gegenteil behauptet, ist nie ganz glaubwürdig. Die Wenigsten aber können gut genug damit umgehen, um die Vorteile wirklich zu nutzen. Wenn sie neu sind, sind sie toll, doch bald geht der Stress los. Man gibt ungern zu, wie viele Mängel sie haben, und wie kümmerlich die Serviceleistungen des Herstellers sind.

2. Sie kommen in jedem Hollywoodfilm vor.

3. Die Alternative ist leider auch nicht besser.

Spaß mit der Wünschelrute


Sims Alabim; 2009-03-06

Nachdem ich darum gebeten wurde, mich über Wünschelruten zu informieren, habe ich das getan und bin auf die “Skeptiker” von GWUP gestoßen, und auf einen lustigen Fernsehbeitrag, in dem Wünschelruten als Humbug entlarvt werden.

Zunächst: Persönlich habe ich keine Meinung zu Wünschelruten. Weder bin ich davon überzeugt, noch hat es für mich jemals einen Grund gegeben, ihre Funktionsweise anzuzuweifeln. Wer aber der Meinung ist, der unumstößliche wissenschaftliche Nachweis durch GWUP müsse mich nun eindeutig vom Aberglauben bekehrt haben, der irrt. Ich werde jetzt einmal so tun, als wäre ich fest von dem Funktionieren von Wünschelruten überzeugt, und ein paar Gründe nennen, warum an dieser Ãœberzeugung dann so leicht nicht zu rütteln wäre, wie die Schulweisheit sich das gerne erträumt. Schon Weiland Fox Mulder hat auf die Frage, warum er so hartnäckig an UFOs glaube, geantwortet: Because all the evidence to the contrary is not entirely persuasive.

Um die Pointe gleich vorwegzunehmen: Ich will damit keine Lanze für Wünschelruten brechen, sondern nur aufzeigen, dass auch die Gegenposition letzlich nur eines ist: another belive-system.

Das fängt ja schon bei der Frage an: Wer ist überhaupt aufgebrochen, um etwas über Wünschelruten herauszufinden? Waren es unvoreingenommene, neugierige Wissenschaftler? Nein, es waren Angehörige einer Gruppe von “Skeptikern”, die Homöopathie im selben Atemzug mit UFO-Sichtungen nennen, und von denen man erwarten darf, dass sie schon vor dem Experiment von seinem Ausgang überzeugt waren.

Rudolf Steiners Begriff der „Geisteswissenschaft” wird immer wieder mit dem Argument kritisiert, er sei ein Oxymoron: Der Geist als solches sei ein (Wunsch-) Gedankenkonstrukt, dass sich der physischen Wahrnehmung entziehe und deshalb auch nicht wissenschaftlich untersucht werden könne. Witzigerweise kann man dieses Argument umgekehrt auch auf die Grundprämisse von GWUP anwenden: Wissenschaftler, die versuchen, auf der Ebene der Wissenschaft Dinge zu widerlegen, die dadurch definiert sind, dass sie dem gegenwärtigen Erkenntnisstand nach jenseits wissenschaftlicher Erklärungen liegen. Deren unausgesprochenes Kredo lässt sich meist auf folgenden Gedanken herunterbrechen: Was nicht beweisbar ist, existiert nicht. Von dieser ausgehend, wirken die Argumente der Wissenschaft plausibel.

Nur: So gemein das auch ist, wenn ich die Existenz von etwas nicht beweisen kann, habe ich sie damit noch nicht widerlegt. Die Frage ist also: Liefert die Wissenschaft überzeugende Erkärungen dafür, warum der Glaube an so viel Nichtexistentes in der Evolutionsgeschichte des menschlichen Gedankengutes so ungeheuer erfolgreich ist?

Kommen wir aber nun zu dem Fernsehbeitrag. (Da ich mich hauptsächlich auf diesen und nicht auf die Textpassagen beziehe, wollen wir dafür fairerweise außen vor lassen, dass allein aufgrund ihres Entstehungsprozesses dem Inhalt von Fernsehbeiträgen weitaus mehr Skepsis entgegenzubringen ist, als schriftlichen Publikationen).

Was mich überzeugt ist die Erklärung des Geologen, es gäbe gar keine Wasseradern, weil hier ein Experte auf dem Gebiet seines Expertenwissens argumentiert. Nur weil es aber keine Adern gibt, muss das zwangsläufig schon heißen, dass es nichts gibt, was Wünschelruten aufspüren können? Könnte es denn nicht sein, dass auf dieser Welt Kräfte wirken, in Ermangelung besseren Wissens bis Dato als “Wasseradern” erklärt, die zwar wissenschaftlich noch nicht erfasst, einem Menschen mit der entsprechenden geistigen Disposition jedoch vermittels Wünschlruten, Pendeln o.ä. zugänglich sind?

Das hat der Labortest nämlich nicht widerlegt. Der Labortest hat lediglich bewiesen, dass zwei Wünschelrutengänger nicht in der Lage waren, einen vollen Wassereimer unter 12 leeren Wassereimern herauszufinden.

In anderen Gebieten der Wissenschaft ist es längst offen ausgesprochenes Gedankengut, dass eine Laborsituation immer Einfluss auf das Ergebnis hat, egal um wie viel Neutralität man sich bemühen mag. Und ein zugedeckter Wassereimer in einem sterilen Labor ist doch was anderes, als irgenwelche Kräfteverhältnisse in der freien Natur.

Was gar nicht zur Sprache kam: Das Ergebnis der Wünschelrutengänger lag nicht nur daneben, es lag signifikant daneben. In beiden Fällen hieß es: Allein durch das Zufallsprinzip hätten die beiden Männer mehr Treffer haben müssen. Nun könnte man daraus auch ableiten, dass die Methode der Wünschelrutengänger schon einmal nicht auf das Zufallsprinzip beruht, sondern sie offenbar in der Laborsituation sogar richtiggehend fehlgeleitet hat. Das ist nun schon interessant: Hätten die beiden das Wasser aufspüren können (was stochastisch natürlich noch unwahrscheinlicher, dennoch aber nicht unmöglich ist) wären die Versuchsleiter bereit gewesen, dies als Beweis zu akzeptieren, und hätten dafür sogar eine hohe Summe bezahlt. Die signifikant niedrige Trefferquote ist ihnen jedoch Beweis für gar nichts, weil sie ihren Erwartungen entspricht, und sich die damit zusammenhängende Schadenfreude on screen auch gut macht.

Warum aber waren die Herren mit Wünschelrute und Pendel so überzeugt von sich selbst? Haben die beiden wirklich aus reiner Geldgier ein Lottospiel versucht? Immerhin sind sie das Risiko eingegangen, vor laufender Kamera und damit in der breiten Öffentlichkeit ihre Reputation und ihre Karriere zu ruinieren. Wären sie Schwindler, hätten sie sich auf den Deal niemals eingelassen. David Copperfield erfüllt auch keine Publikumswünsche.

Irgendwie müssen die beiden also geglaubt haben, dass ihre Methode funktioniert. Die Erklärung, die GWUP dafür liefert: Die Männer waren unbewusst selbst für die Bewegung ihrer Wünschelrute bzw. ihres Pendels verantwortlich. Dort, wo eine Reaktion erwartet werde, würden minimale Bewegungen der Wünschelrute als Ausschlag interpretiert, durch die Erregung über den Ausschlag entstünden dann unbewußte Bewegungen der Hand, die sich weiter auf die Wünschelrute übertragen und zu einem verstärkten, nun als eindeutig wahrgenommenen Ausschlag kulminieren würden.

Ich stehe damit vielleicht allein da, aber ich muss einfach sagen: Die Vorstellung, das Menschen sich ein Leben lang derartig selbst bescheißen und so wenig psychische Kontrolle über ihre Physis haben, sich damit bis zu dem Labortest jedoch irgendwie durchschlagen konnten, halte ich persönich für ebenso abenteuerlich wie die von herumwabernden Kraftfeldern, die sich mit Pendeln und Wünschelruten aufspüren lassen. Sicherlich mag diese psychologische Wirkung ein Teil des ganzen Spaßes mit Wünschelruten sein, aber reicht sie über alle Einzelfälle hinweg als Erklärung dafür aus, warum sich dieser Aberglauben seit 500 Jahren gehalten hat?

Weil das offenbar auch die Wissenschaft nicht so ganz überzeugt, wird noch eine zweite Erklärung herangezogen: Dass Gustav Freiherr von Pohl 1930 in einem Dorf nämlich gelungen ist, was im Labor immer fehlschlägt, nämlich allein anhand einer Wünschelrute exakt zutreffende Aussagen über die Krebserkrankungen in einer Gemeinde zu treffen, sei nichts anders als ein Taschenspielertrick gewesen. Der Mann soll nicht an seiner Wünschelrute, sondern allein an den (wieder unbewußten) Reaktionen seiner Begleiter festgestellt haben, wenn auf dem Grundstück, das er abging, Todesfälle aufgetreten waren. Donnerwetter! Auch das ist ein Kunststück, das Applaus verdient. Wenn Uri Geller das könnte, könnte er sich eine Menge peinlicher Fernsehauftritte sparen.

Man könnte jetzt doch die Summe, die den Wünschelrutengängern für das Aufspüren von Wassereimern versprochen worden ist, auch für denjenigen ausloben, der (ohne Wünschelrute) von ein paar alten Herren durch ein Dorf geführt, allein an deren unbewußten Reaktionen Aussagen über die Krebstode der Ortschaft treffen kann. Der Ausgang dieses Feldversuches würde mich interessieren.

Wir halten also fest: Wünschelrutengänger sind je nach Trefferquote entweder Scharlatane mit bewundernswertem Talent, oder Selbsttäuscher, die über Jahre hinweg nicht bemerken, dass sie die Ausschläge ihres Instrumentes selbst produzieren.

Haben wir hier nicht einfach nur alten Aberglauben durch neuen Aberglauben ersetzt? Früher haben wir Erklärungen in „Zwergen, Gnomen, Elfen” gesucht, heute machen wir für all das die Unzulänglichkeit unseres eigenen Denk- und Wahrnehmungsapparates verantwortlich und verpflanzen alle Ursachen ins menschliche Gehirn. Wir sind also eher bereit, zu akzeptieren, dass wir alle potenziel etwas irre und disfunktional sind, als dass es mehr zwischen Himmel und Erde geben könnte, als unsere Schulweisheit sich träumen lässt.

Vom Standpunkt eines -sagen wir- Drehbuchautoren gesehen, ist beides gleich phantastisch. Man muss sich jetzt nur zwischen einer Folge Akte X und einer Komödie entscheiden. Wenn man sich unsere Gesellschaft allerdings so anschaut, ist die zweite vielleicht sogar tatsächlich die weitaus plausiblere Variante.

Sims Alabims kommentierte Schlagzeilen #2


Sims Alabim; 2009-03-03

Heute: Handy wichtiger als Partner

Eine Studie soll ergeben haben, dass das Handy im Leben der Menschen meiner Generation ( das wären dann noch die Twenty-Somethings) eine größere Rolle spielt, als der Partner, Lover, bzw. “Lebensabschnittsgefährte”.

Ich warte ja sowieso schon lange auf das Handy, das alles kann. Das i-Phone ist ein Anfang, aber noch nicht konsequent genug. Zum Beispiel könnte man es noch mit den Eigenschaften eines Tamagochis ausstatten, das nicht mit Nahrung, sondern mit Anrufen und SMS gefüttert werden will, weil es sonst an sozialer Vernachlässigung eingeht. Wer sein Handy nicht täglich zur Kommunikation mit seinen Freunden benutzt, der wird bald zusehen müssen, wie das arme Viech krank wird und verreckt.

Es sei denn natürlich, das Handy kann sich seine Freunde auch selbst suchen. Genauso wie zwei Hundebesitzer kaum aneinander vorbeigehen können, ohne dass die vierbeinigen Genossen sich kurz anschnüffeln um sich dann entweder zu ignorieren, anzugiften oder noch intensiver zu beschnüffeln, können auch bald keine zwei Besitzer vernachlässigter Handys aneinander vorbeigehen, ohne dass die Telefone automatisch ihre Nummern austauschen und schon einmal die gespeichteren Daten auf mögliche gemeinsame Freunde, gemeinsame Hobbys oder gemeinsames Konsumverhalten abgleichen. Wird eine ausreichend große Gemeinsamkeit ermittelt, rufen die Handys sich gegenseitig automatisch an, und man kann auf diese Weise neue Menschen kennenlernen und hat bald eine Freundesliste die auf vierstellige Zahlen zusteuert.

Und das ist natürlich gut, weil: je mehr Freunde man hat, umso größer die Wahrscheinlichkeit, einen Anruf oder eine SMS zu bekommen, die das Ãœberleben des scheißteueren Telefons sichert. Und das ist, wie wir ja wissen, unser Lebensmittelpunkt.

Categories : Diverses

Die Insel – eine Parabel


Sims Alabim; 2009-02-22

Vor langer Zeit einmal als Geschichte in einer Geschichte entworfen. In seiner Aussage tendenziöser, als ich es in Erinnerung hatte. Eifrige Leser dieser Seite (gibt es solche?) werden schnell draufkommen, warum sie mir wieder eingefallen ist.

Es war einst eine Insel, die lag einsam im weiten Meer. Ihre Küsten waren flach, das Land fruchtbar und die Menschen dort mit ihrem Dasein zufrieden.  Auf den Feldern gedieh das Getreide, auf den Weiden züchteten sie Schafe, in den Hainen Obst, und Abends sahen sie dem Tod Sonne zu, wenn sie im Meer versank.

Eines Tages rollte ein schwerer Sturmwind über die See. Die Wellen tosten und schlugen gegen den Strand, das Meer war schwarz, und Blitze zuckten über den Himmel.

Tags darauf fand man gegen den Strand hingeworfen ein eigentümliches, hölzernes Gebilde, in dessen Trümmern fand man ein paar Menschen mit langen Bärten, mehr tot als lebendig. Obwohl man sich nicht erklären konnte, woher diese Fremden gekommen waren, richtete man ihnen Lager, gaben ihnen zu Essen und zu Trinken und pflegten ihre Wunden.

Doch wie staunte man, als die Männer endlich ihren Mund auftaten, und ganz und gar unverständliche Worte über ihre Lippen kamen.

Da begriffen die Menschen auf der Insel, dass das Meer diese Männer geboren haben musste, dass das hölzerne Gefährt, mit dem sie gekommen waren, ihre Wiege gewesen war, und dass diese Männer erst das Sprechen lernen mussten, wie die kleinen Kinder; genauso wie es auch eine Zeit lang dauerte, bis sie das Laufen beherrschten.

Nach einer langen Zeit aber hatten die Männer aus dem Meer endlich das Sprechen gelernt. Doch was sie nun erzählten, das kam den Bewohnern der Insel erst so töricht vor, dass sie glaubten, die Männer hätten noch immer den Geist eines Kindes.

Mit ihrer Wiege, so erzählten die Seemänner, seien sie über das Meer gefahren. Der hölzerne Kiel sei über die Wellen geritten, ohne darin unterzugehen, und der Wind habe in große aufgespannte Tücher geblasen, und auf diese Weise habe er sie über das Meer getragen.

Da lachten die Menschen, und führten die Seemänner zum Strand und zeigten ihnen den Horizont. „Dort,” sagten sie, „ist das Meer zu Ende. Man kann das ganze Meer erblicken, wenn man nur einmal den Strand herumgeht, bis man wieder hier ankommt. Wenn ihr mit euerer Wiege über dieses Meer gefahren wärt, so hätten wir euch doch sehen müssen.”

Als nun die Sonne morgens im Osten den Horizont hinaufstieg, sprachen die Seemänner: „Seht die Sonne. Gestern ist sie dort im Meer versunken, nun taucht sie am anderen Ende wieder auf. Ist das nicht ein Beweis, dass die Welt hinter dem Rand des Meeres weiter geht?”

Da lachten die Inselbewohner und sprachen: “Aber diese Sonne ist doch nicht  dieselbe wie gestern. Das Meer gebiert jeden Tag eine neue Sonne, und wenn sie zu erlöschen beginnt, sinkt sie hernieder und stirbt im Meer.”

Da erzählten die Seeleute den Inselbewohnern von der Welt, aus der sie kamen, und von der Welt die sie bereist hatten. Sie erzählten ihnen von den weiten Küsten ferner Länder, von goldenen Palästen und weißen Städten, von grünen Wäldern und heißen Wüsten, von hohen Bergen und Ländern aus gefrorenem Wasser, von Flüssen und Ebenen, von Herden mächtiger Tiere, von fremden Völkern, von Ungeheuern und Helden, von jahrelangen Kriegen und rauschenden Festen, von allen Wundern dieser Welt.

Doch die Menschen auf der Insel hielten all das für Traumgesichter und Hirngespinste, und sie zweifelten am Verstand der bärtigen Männer.

Da beschlossen die Seeleute, ein neues Schiff zu bauen, groß genug, um alle Bewohner der Insel mit sich zu nehmen, und dann wollten sie mit ihnen zu weit entfernten Küsten anderer Länder segeln, um ihnen die  Welt zu zeigen. Doch dafür brauchten viel Holz für den Kiel, und viel Tuch für die Segel; mehr als das Inselvolk ihnen zugestehen wollte.

„Wenn ihr auf unseren Äckern und Feldern Bäume pflanzt, und Schafe weiden lasst, dann wird uns nicht mehr genug zum Leben bleiben, denn wir brauchen Getreide und Früchte, um uns zu ernähren.” „Dann werdet ihr einige Zeit lang hungern müssen,” sagten die Seeleute. “Doch wenn ihr erst die Welt bereisen könnt, werdet ihr Speise und Trank genug bekommen, und von solch einer Fülle und Vielfalt und Köstlichkeit, wie ihr sie euch gar nicht vorstellen könnt.”

Doch die Inselbewohner, die den Geschichten der Seeleute noch immer keinen Glauben schenkten, wollten nicht für etwas Hunger leiden, an das sie nicht glaubten. Also ließen sie es sein, und alles was die Seeleute bekamen, waren ein paar Bretter und ein wenig Wolle, und damit und aus den alten, verrotteten Trümmern ihres Schiffes zimmerten sie sich ein kleines, wackeliges Boot, in das sie gerade so hineinpassten.

Und so verschwanden die Seeleute eines Tages gen Westen, und sie versprachen, wenn sie die Heimat erreichten, wiederzukehren, mit einem großen, mächtigen Schiff, und alle Bewohner der Insel mit sich zu nehmen, die dieses wünschten.

Die Inselbewohner sahen zu, wie das Schiff kleiner und kleiner wurde und dann im Westen am Horizont verschwand. „Nun hat das Meer sie verschlungen,” sagten die Alten. „Nein, sie sind nur über den Rand unseres Blickes hinausgefahren,” erwiderten die Jungen, „und sie werden kommen und uns allen beweisen, dass es all die Wunder wahrhaftig gibt, von denen sie erzählt haben.”

Doch die Alten behielten recht, denn die Seeleute kehrten nicht wieder, auch nach vielen Jahren nicht. Man weiß nicht, was mit ihnen geschehen ist. Vielleicht ist ihr Schiff in einem Sturm gekentert, und das Meer ist ihr Grab geworden, oder sie haben nach der langen Reise ihr Versprechen vergessen, oder fanden die Inselbewohner nicht mehr der Mühe einer langen Seereise wert.

Doch auf der Insel vergaß man die Seefahrer nicht mehr. Die Kinder hatten sich ihre Geschichten tief eingeprägt, und sie gaben sie untereinander weiter, und erzählten sie auch ihren Kindeskindern. Und eine tiefe Sehnsucht entstand im Herzen des Inselvolkes. Von nun an lebten sie in dem Wissen, dass es außerhalb ihrer Insel eine andere Welt gab, die viel prächtiger und größer und wundervoller war, als ihre Äcker und Weiden, und auch, als dieses Wissen nur noch eine Ahnung war, ein ferner Traum, ein flüchtiges Versprechen, wollte die Sehnsucht nicht mehr aus ihrem Herzen weichen.

Und so gab es bald zweierlei Menschenschlag auf der Insel. Gegenseitig schimpften sie sich Träumer und Furchtsame. Die Träumer pflanzten Bäume an, und schützten diese Wälder vor den Äxten der Furchtsamen, sie züchteten Schafe und immer mehr Schafe, hielten sich große Herden, die ihnen die Weiden kahl fraßen, aber die sie nicht schlachteten, um eines Tages genug Tuch für ihre Segel zu haben.

Die Furchtsamen aber fürchteten, dass sie den Märchen und Legenden von einer Welt dort draußen nicht trauen konnten, dass es nur Lüge war, Hirngespinst und Einbildung. Sie fürchteten, eine große Hungersnot würde ausbrechen, wenn nur noch Bäume und Schafsweiden auf der Insel waren, und keine Äcker und Gärten mehr, die sie mit Nahrung versorgten. Die Milch, die die Schafe gaben, und die Früchte, die manche der Bäume trugen, schienen ihnen zu wenig zum Leben, auch wenn einige von ihnen zugaben, dass sie zuweilen besser schmeckten und auch länger sättigten als das Korn von den Feldern und das Gemüse aus den Gärten.

Und so versuchten die Furchtsamen, die Wälder wieder zu zerstören, die von den Träumern gepflanzt worden waren, und die Schafe zu töten, bis es nur noch kleine Herden waren. Manche der Furchtsamen gingen sogar so weit, dass sie sich zum Ziel machten, alle Bäume zu fällen und zu verbrennen, jede Saat aus den Kernen ihrer Früchte zu vernichten, und alle Schafe zu schlachten und aufzuessen, so dass es keine Schafe und keine Bäume mehr auf der Insel geben würde, und die Träumer nicht länger mit ihren verrückten Plänen die wertvollen Äcker der Insel in Beschlag nehmen konnten.

Dies war nun das bittere Schicksal der Insel, denn weder die Furchtsamen, noch die Träumer gewannen je die Oberhand. So gab es nie genug Holz und genug Tuch für ein großes Schiff, doch stets zu wenig zu essen, so dass sie seit Jahren ganz umsonst Hunger litten. Manchmal gerieten die Streitereien auf der Insel ganz und gar aus dem Rahmen, und dann kam es schon vor, dass Blut floss, dass die einen den anderen die Hütten ansteckten und die Schädel einschlugen. Es gab Zeiten, da brannten die Wälder und wurden die Schafe erschlagen, es gab Zeiten, da brannten die Kornfelder, und wurden die Gärten zertrampelt. Es gab Zeiten, da lebten die Furchtsamen und die Träumer friedlich nebeneinander, weil sie genug von Blut und Tränen hatten. Doch Blut und Tränen gerieten in Vergessenheit, die alten Träume und alten Sorgen aber währten länger, und der Streit begann von neuem.

Längst hatten sie in bitteren Lektionen gelernt, dass ihre Insel zu klein war, um alle zwei Parteien glücklich zu machen. Sie konnten das Schiff nur bauen, wenn jeder auf der Insel bereit war, dafür zu hungern, und sie konnten nur alle satt werden, wenn jeder auf der Insel bereit war, dafür auf seinen Traum von Freiheit zu verzichten.

Seit einigen Jahren aber gibt es eine neue Legende auf dieser Insel. Eine, die nicht von den Seefahrern erzählt wurde, und von der man nicht weiß, ob sie ein Traum war, eine Vision, eine Lüge gar, oder einfach nur eine verzweifelte Hoffnung.

Diese Legende erzählt von einem Kind, welches einst auf die Insel kommen soll. Die einen sagen, es wird geboren werden von einer jungen Frau reinen Herzens, die anderen sagen, es wird mit einem Schiff über das Meer treiben, wie einst die Seeleute. Dieses Kind wird heranwachsen auf der Insel, und es wird einen Weg finden, wie beide, die Furchtsamen und die Träumer, endlich gemeinsam ans Ziel kommen können. Die einen glauben, es wird ihnen zeigen, wie man mit weniger Holz und Tuch zurechtkommt, andere glauben, es wird den Menschen zeigen, wie man sich von weniger Korn ernährt, und trotzdem satt wird, manche denken, es wird den Furchtsamen ihre Angst nehmen, andere fürchten sogar, es wird den Mutigen ihre Träume nehmen, viele hoffen, es wird wissen, wie Bäume, Weiden, Schafsherden, Korn und Früchte gleichzeitig wachsen können, ja und es gibt sogar welche, die wollen wissen, dass es bereits mit einem Schiff auf die Insel kommen wird, das groß genug ist für sie alle.

Doch was auch immer dieses Kind tun wird, es wird den Streit beenden, und die Insel wird dann entweder zur Vergangenheit werden, oder eine neue Zukunft haben.

Und auf die Ankunft dieses Kindes warten die Bewohner der Insel bis heute.

Categories : Diverses

Bekenntnisse eines Waldorfopfers


Sims Alabim; 2008-12-19

Aus einigermaßen aktuellem Anlass möchte ich diesen Blog als Plattform für ein recht persönliches Thema nutzen, das im Netz gerade heiß diskutiert wird. Vorher eine Warnung: Der Text ist etwas ausführlicher geraten und gründet sich nicht auf kolportiertes Halbwissen, unreflektierte Heiligenverehrung oder Verweigerung eigenständiger Denkarbeit, sondern auf persönliche Erfahrung, selbstgebildete Meinung und logische Schlussfolgerung. Ich weiß, dass ich damit gegen die aktuelle Netz-Etikette verstoße, aber manche Leser werden es mir vielleicht verzeihen. Dafür hat sich oftmals eine gewisse Polemik eingeschlichen, und das ist auch gut so.

My Secret History

Meine gesamte Jugend hindurch bin ich das Opfer einer gefährlichen Sekte gewesen, deren Mitglieder sich „Anthroposophen“ nennen. Ich bin 13 Jahre lang auf eine Waldorfschule gegangen. Als ob es für mich als Junge nicht schon schlimm genug gewesen wäre, am Stricken und Häkeln zu scheitern, für den Eurythmieunterricht in Kleidchen in blässlichen, naturbelassenen Farben gesteckt zu werden, oder auf Blockflöten spielen zu müssen, vor allen Dingen hat man mir in diesen 13 Jahren Unterrichtsstoff präsentiert, der durchsetzt war von weltanschaulichen Absonderlichkeiten eines Gurus, den das Licht der Aufgeklärtheit unseres Jahrzehnts jetzt endlich als radikalen Rassisten entlarvt hat. Und das Schlimmste daran ist: Ich habe es nicht einmal bemerkt.

Der Samen der Indoktrination keimt so sehr im Verborgenen, die Spuren der Gehirnwäsche sind derartig subtil, dass ich eigentlich bis heute nichts davon merke. Natürlich, da waren die schrägen (bis entsetzten) Blicke mancher Lehrer, als sie mitbekommen haben, dass ich zuhause mit Masters of the Universe spielte oder regelmäßig Spider-Man las. Aber ansonsten habe ich meine Schulzeit allgemein als durchaus positiv in Erinnerung. Der Unterricht hat mir Spaß gemacht, mein Klassenlehrer hat mich bei der Entwicklung meiner persönlichen Fähigkeiten und Vorlieben unterstützt, niemals bin ich körperlich gezüchtigt worden, ich habe dem Stoff fast immer folgen können und hatte keinerlei Schwierigkeiten im letzten Schuljahr das bayerische Abitur in allen Fächern und mit guten Noten abzulegen, ohne mich sonderlich anstrengen zu müssen oder jemals Nachhilfeunterricht zu brauchen. Und ich war nicht einmal eine Ausnahmeerscheinung.

Weiterlesen…


Malibu Aircraft; 2008-12-07

Wenn das Leben Spiele spielt,
Wenn das Schiff das Meer zerteilt,
Wenn es deine Träume zieht,
Wenn es wieder Freunde gibt,
Wenn die Welt in zwei zerbricht
Und du badest in der Gischt,
Wenn es Feuerschwaden tanzt
Und du neue Bilder pflanzt,
Wenn Gefühle echte sind,
Wenn Haare peitschend spürn den Wind,
Leb und liebe Licht.
Wenn die Toten auferstehn
Und Verzeihung Wunden heilt,
Wenn die neuen Fahnen wehn,
Ein Knall das Universum teilt,
Wenn du ein bist mit den Sternen,
Weil nur sie die Antwort kenn‘,
Lebe, liebe, lach und renn!
Nur einmal wirst den Tod erlernen.

Categories : Diverses

Baden-Württemberg plant neues Versammlungsrecht


Cabuflé; 2008-12-06

Aber nicht nur die Ordner, auch der Versammlungsleiter selbst kann von der Behörde als ungeeignet abgelehnt werden. Dies gilt auch für Versammlungen in geschlossenen Räumen. Ein Verein, Verband oder eine Gewerkschaft kann nicht mehr uneingeschränkt selbst darüber bestimmen, von wem ihre Versammlungen geleitet werden (…) Einen weiteren möglichen Vorwand, um Demonstrationen vorschnell zu verbieten, liefern die “gleichrangigen Rechte Dritter”, auf die im Genehmigungsverfahren Rücksicht genommen werden muss. Wer sind die “Dritten”, und was sind ihre “gleichrangigen Rechte”? Sind es die Verkehrsteilnehmer, die sich nicht von Demonstrationen aufhalten lassen wollen? Anwohner, die nicht möchten, dass auf “ihrer” Straße eine Kundgebung stattfindet? Arbeitgeber, die keine Streikposten dulden wollen? Kaufleute, die es nicht ertragen, dass ein Schweigemarsch an ihrem Laden vorbei-, aber nicht in ihn hineinläuft? Dem Bedürfnis der Abgeordneten, sich nicht mit den Anliegen ihrer Wähler beschäftigen zu müssen, dient bereits die in der Vorlage eingearbeitete Bannmeile.


(via)

Man könnte jetzt mit einiger Häme bemerken, dass man sich gerade noch rechtzeitig aus dem schwarz-gelben Süden ins rot-rote Berlin verpisst hat. Wenn man ernsthaft glaubte, dies könne irgendeinen Unterschied machen. Wenn sich die Fraktionen in unseren Parlamenten nicht zu einander verhielten wie Media Markt zu Saturn. Wenn sich dieser Schritt nicht nahtlos in die parteien- und länderübergreifende Schussfahrt Richtung Präventionsstaat einfügen würde.

Bis bald dann im State of Paranoia.

Categories : Diverses