Sie sind unbesiegbar geworden!


Sims Alabim; 2009-07-18

Neulich bin ich an eine aktuelle Folge von “Giulia in Love” geraten. Der Inhalt: Ein gutes Dutzend Männer (oder was sich dafür hielt) lebte mit Giulia Siegel in einer Villa, jeder mit dem Auftrag, ihr Herz zu erobern und seine Konkurrenten auszustechen.

Die Männer und Giulia sitzen bei Tisch, sie bringt ihnen Tischmanieren bei. Es ist ein Bild wie eine Realverfilmung von Schneewittchen und die sieben Zwerge. Sie sagt: “Ich nehme Euch alle nach Ibiza (oder sonstwohin, es ist völlig wurscht) mit”. Die Zwerge freuen sich, klatschen brav Applaus, sagen brav “Danke, Giulia”. Dann müssen die Zwerge ihr ein Kleid aussuchen. Wer das schönste aussucht, darf sie und das Kleid auf eine Party begleiten. Er muss dazu aber weiß angezogen sein. Der Gewinner hat leider keine weiße Hose kein weißes Sakko. Er hat noch eine Stunde Zeit, um Giulia mit einer kreativen Lösung dieses Mißstandes zu beeindrucken. Der Kandidat möchte nicht einfach einen weißen Anzug kaufen, das fände Giulia sicher unmännlich, fürchtet er. Daher tackert er sich ein weißes Handtuch aus dem Hotel um die Hüfte und zieht dazu ein bedrucktes T-Shrit an, und wundert sich anschließend, dass Giulia ihn so nicht mit auf die Party nehmen möchte.

An dieser Stelle klingelte das Telefon. Ich weiß also nicht, wie es weiterging. Später dachte ich zuerst: Das ist so schräg, das wird meine neue Lieblingssendung. Dann wurde mir das Dilemma erst klar: Das ist so schräg, das kann nicht mehr überboten werden. Keine Satire, keine Parodie, keine Mattscheibe von sonstwem kann da noch drüber. So etwas zu kritisieren ist obsolet, es zu verarschen nicht mehr möglich.

Sie sind unbesiegbar geworden!

Categories : Diverses

3 comments

  1. Unter diesem Phänomen leiden eigentlich ganz gute Formate wie Kalkofes Mattscheibe oder auch Switch Reloaded ja schon länger… Ich glaube ja, dass South Park unter anderem deshalb so gut funktioniert, weil bei vielen politischen und medialen Phänomenen die totale Brachialität und Boshaftigkeit der einzige Weg ist, sowas überhaupt noch satirisch zu spiegeln.

    Cabuflé, July 18, 2009
  2. Ich würde sogar so weit gehen, dass es bei Kalkofes Mattscheibe eigentlich niemals so richtig funktioniert hat. Ich bin kein großer Kenner dieser Sendung, aber bei allen Ausschnitten, die ich gesehen habe, hätte es eigentlich genügt, das Original allen nur zu zeigen, um es zu diffamieren. Kalkofes Imitationen mussten dann schon wirklich mit dem ganz dicken Holzhammer kommen, um überhaupt noch eine Art Mehrwert herauszuschlagen.

    Was an Frau Siegels Partnersuche so schrecklich ist: Man spürt eigentlich, dass keiner der Beteiligten diese Schose wirklich noch ernst nimmt. Weder erwartet “Giulia” unter diesen emotionalen Kastraten einen Traummann zu finden, noch erwartet einer von denen ernsthaft, mit ihr zusammen zu kommen. Man kann dem Format deshalb nicht einmal mehr vorwerfen, die armen Kandidaten emotional auszubeuten, wie Heidi Klum es mit ihren Modells tut.
    Und so gewinnt diese Sendung eine Absurdität, die man sich nicht absichtlich ausdenken könnte, die subtiler ist, als jede Parodie es werden könnte, und die gleichzeitig jene Wut verpuffen lässt, die zu einer total brachialen Gegenaktion führen könnte.

    Sims Alabim, July 19, 2009
  3. Passt irgendwie zu “Free Rainer”, den ich Gestern gesehen habe(und lange nicht so gut fand, wie die fetten Jahre). Abgesehen von dem Paradoxon der Unmöglichkeit einer Parodie( Da stimme ich zu, Switch reloaded zB. ist ja teilweise kaum noch übertrieben sondern ganz einfach Wiederabbildung mit anderen Schauspielern) ist es ja merkwürdig, dass das Fernsehen so viel blöder ist, als die Leute, die es gucken. Kein Mensch ist doch TATSÄCHLICH so doof, sich so eine unglaubliche brechreizerregende Scheiße reinzuziehen.(Oder lieg ich da falsch?)
    Rainer jedenfalls, erklärt das mehrmals mit dem Stichwort “Gewöhnung”. “Scheiß die Leute nur lange genug mit Dreck zu, und irgendwann wollen sie auch Dreck sehen.”
    –Hier endet dieser Beitrag–

    David der kleine Bruder, July 22, 2009