Zum Tod von Michael Jackson habe ich eigentlich nichts zu sagen.
Sims Alabim; 2009-07-12
Vielleicht geht es einem auch nur so, wenn man ein web.de – Postfach hat, aber ich frage mich: Ist auf der Welt tatsächlich so wenig los, dass man aus dem Tod von Michael Jackson wirklich jeden Tag eine neue Schlagzeile generieren muss?
Ich war nie ein Fan, aber trotzdem kann ich anerkennen, dass hier eine bedeutende Persönlichkeit der öffentlichen Wahrnehmung gestorben ist. Aber haben wir denn inzwischen von Todesursache, Beerdigungsspeisenfolge, Mordverdacht, Obduktionsbericht und Erbschaftsregelung bis hin zu den persönlichen Traumata anderer Stars, weil sie bei seiner Beerdigung schlecht gesungen haben, nicht jeden möglichen Aspekt eines Todesfalles abgefrühstückt?
Können zumindest die Medien (und die Facebook-Community) Michael Jackson jetzt nicht Mal in Frieden ruhen lassen?
Es nervt einfach!
Oder wird das so ablaufen, wie in den 90er Jahren mit Superman, als DC-Comics ihren verstaubten Helden dadurch zu neuem Erfolg geführt haben, dass sie ihn erst mit viel Brimborium sterben ließen, ihn dann mit noch mehr Brimborium beerdigten, ihn dann in mehreren verschiedenen Inkarnationen auferstehen und die Leser über Monate rätseln ließen, wer von diesen wohl der echte Superman sei, bis letzterer schließlich mit maximalem Brimborium auch wieder zum Leben erwachte?
Das wäre doch, nachdem sich die Superstars und Topmodells langsam abnutzen, die Idee für eine neue Castingshow: Die Welt sucht den auferstandenen King of Pop! Ist sein Talent an seine Geschwister übergegangen? Ist seine Seele in den Leib eines Barpianisten aus New Orleans oder eines Telefonverkäufers aus England gefahren? Hat er sich schon vor Jahren klonen lassen? War er in Wirklichkeit ein Vampir? Oder hat ein Erzengel persönlich den goldenen Deckel von seinem Sarg gerissen und “Jacko” zurück ins Reich der Lebenden geführt? Waren die zahlreichen Operationen von vorn herein nur dazu da, das Original von potentiellen Wiedergängern ununterscheidbar zu machen?
Seht Ihr, als ich mich vor ein paar Minuten hingesetzt habe, um dieses kleine Pamphlet zu schreiben, wollte ich eigentlich auf diese ganzen Aasgeier-Scherze verzichten. Aber web.de schafft es, dass ich über Personen und Ereignisse schreibe, über die ich eigentlich nicht einmal nachdenken will. Ich nenne das das Dieter-Bohlen-Phänomen. Ich glaube, dass dieser Mann eigentlich kaum echte Fans hat. Ich glaube, seine Medienpräsenz nährt sich vor allem dadurch, dass Dieter Bohlen 80% der Bevölkerung allein durch die Tatsache, dass man an seiner Fresse nicht vorbeikommt, derartig auf die Nerven geht, dass allein dieser Hass als Legitimation für die nächste Schlagzeile ausreicht. Ich unterstelle ihm und seinem Management weiterhin, dass die das genau wissen, und ihn absichtlich zum Buhmann des Feuilletons und der halbwegs geschmackssicheren Mehrheit des Deutschen Volkes stilisieren. Dieter Bohlen lässt einem keine andere Wahl, als ihn entweder irgendwie zu mögen oder zu hassen, man kann sich ihm gegenüber nicht neutral verhalten, weil er einem dazu zu penetrant von allen Leinwänden sein Zahnpastawerbungsgrinsen entgegenschleudert.
Und wieder einmal stehe ich dem Phänomen der Celebrities hilflos gegenüber. Denn gerade, sie nicht zu mögen, ist genau der Beitrag, den man leisten muss, um Dieter Bohlen, Paris Hilton und Heidi Klum im Fokus des Interesses zu halten. Roger Willemsens äußert charmante Entgleisung, dass er gerne “sechs verschiedene Sorten Scheiße aus dieser Frau herausprügeln” würde, hat leider auch nur dazu geführt, dass Heidis Management eine Gelegenheit hatte, sich über die “Gewaltandrohung gegen eine schwangere Frau” entrüstet zu zeigen. Und wieder genug Aufmerksamkeit generiert, um den Preis für die “Werbeinseln” im Topmodell-Sumpf in die Höhe zu treiben. Und man erinnert sich jetzt auch wieder daran, wer der Mann im blauen Anzug war, der früher so eine Talkshow hatte.
Bei aller Friedlebigkeit meiner Wenigkeit gibt es in den dunklen Winkeln meines Gemütes einen Teil, der sich diebisch darüber freuen würde, wenn endlich einmal jemand diese Drohungen wahr machte. Wenn endlich einmal ein Kandidat im Casting von DSDS eine Schusswaffe dabei hätte, und das, was Dieter Bohlen anstelle eines Hirns hat, über den billig gecasteten Rest seiner Jury verteilen würde. Aber nun hat uns der Fall Jackson leider gezeigt: Nicht einmal das würde helfen! Nicht einmal wenn sie tot sind hat man Ruhe vor denen! Vielleicht bleibt einem dann wirklich nichts anderes mehr, als Absätze wie diesen zu schreiben, in der Hoffnug, dadurch wenigstens den eigenen Aufmerksamkeits-Koeffizienten zu pushen…