Pakistan – ein Verbündeter, der nicht wirklich einer sein will und kann
Malibu Aircraft; 2011-05-03
Während die Tatsache, dass Bin Laden getötet wurde, allgemein als Erfolg für die USA und Obama persönlich bewertet wird, sollten die Umstände etwas mehr zu denken geben.
Osama wurde bereits seit August in Abbottabad vermutet, einem Ort nur 50 Kilometer von der pakistanischen Hauptstadt entfernt. Er lebte in einem dreistöckigen Haus (geschätzter Wert: 1 Million Dollar), das erst vor ein paar Jahren gebaut worden ist und welches sich nur einen Kilometer entfernt von der angesehensten Militärakademie Pakistans befindet.
Und nun stellt sich die Frage, ob Pakistan im Voraus eingeweiht wurde. Angesichts des “offenen Geheimnisses”, dass Pakistans Militär, Geheimdienst und Politik bis in die höchsten Ebenen von Talibansympathisanten durchwuchert ist, erscheint dies eher unwahrscheinlich. Manchmal sind in solchen Fällen die ersten Meldungen glaubhafter, als die später in Politikersprache gekleideten Stellungsnahmen. So berichtete die Washington Post:
The United States did not share any intelligence with foreign governments, including Pakistan’s, and only a “very small number†of people within the U.S. government knew about it, one official said.
Obamas Aussagen scheinen dem nur oberflächlich betrachtet zu widersprechen. Er sagte in seiner Ansprache zwar:
“it’s important to note that our counterterrorism cooperation with Pakistan helped lead us to bin Laden and the compound where he was hiding.”
Doch ein anderes Bild ergibt sich, wenn man das Zitat im Zusammenhang betrachtet:
Over the years, I’ve repeatedly made clear that we would take action within Pakistan if we knew where bin Laden was. That is what we’ve done. But it’s important to note that our counterterrorism cooperation with Pakistan helped lead us to bin Laden and the compound where he was hiding. Indeed, bin Laden had declared war against Pakistan as well, and ordered attacks against the Pakistani people.
Der erste Satz hört sich deutlich genug an und enthält kein “aber nur mit Zustimmung Pakistans”. Der letzte Satz klingt fast wie eine halbe Entschuldigung für das Nichteinweihen. Und der mittlere Teil widerspricht bei genauerer Betrachtung dem Zitat aus der Washington Post mitnichten.
Obama fährt fort:
Tonight, I called President Zardari, and my team has also spoken with their Pakistani counterparts. They agree that this is a good and historic day for both of our nations.
“Tonight”, das bedeutet ungefähr soviel wie im selben Zeitraum in der er seine kurze Rede gehalten hat (11:35 P.M.). Also als Osama schon längst tot war. Hätte der Austausch schon vorher stattgefunden, wäre dies die perfekte Stelle gewesen, um es zu sagen.
Der ganze Ablauf symbolisiert perfekt die Beziehung zwischen Amerika und Pakistan. Zardari könnte genau wie Karzai keine Woche ohne die Unterstützung durch US-Millionen im Amt überleben. Gleichzeitig gehört auch Kuhhandel, Korruption und das Hintergehen der USA zu seinem täglichen Geschäft.
Pakistanische Politiker, genau wie das Militär, wussten schon immer, dass sich Amerika im Gegenzug offenhält, auch ohne Zustimmung auf ihrem Gebiet zu operieren. Der im Einsatz benutzte Hubschrauber war natürlich auf dem Radar sichtbar, also muss es theoretisch eine minimale Zusammenarbeit gegeben haben, die sich aber auch auf “Das ist unsrer, also Schnauze.” beschränkt haben könnte.
Das Ganze zeigt, dass Pakistan nicht wirklich ein Staat im herkömmlichen Sinne ist. Selbst Zardari könnte wahrscheinlich auf irgendeiner Ebene nachvollziehen, warum sein löchriger Geheimdienst nicht eingeweiht wurde. Wenn er selbst Bescheid wusste, könnte er aber auch kaum rechtfertigen, warum er diesem nichts gesagt hat.
So unerfreulich es ist: Dass die USA in Pakistan ungefragt rumschießt, war in diesem Fall wohl die beste Variante.
“Die beste Variante” – wofür?
Weil es absolut notwendig war ihn umzubringen und die Welt jetzt ein besserer Ort ist? Weil wir jetzt den “internationalen Terrorismus” nicht mehr zu fürchten haben? Weil Osama waffenfähiges Plutonium hatte?
Oder weil es einfach so ist, dass böse Menschen erschossen gehören?
Die Tatsache, dass dieser “Erfolg” der USA ausgerechnet einen Tag nach dem peinlichen Anschlag auf Gaddafis Familie groß publik gemacht wird, riecht so dermaßen nach “Wag the Dog”, dass dieser Zusammenhang allerdings schon fast zu offensichtlich ist, um wahr zu sein.
Beitrag mir klarer Kante, jetzt auch auf http://www.politikalarm.de verlinkt!
Weil er nach wie vor, strategisch und finanziell, für den Tod von Tausenden gesorgt hat, darunter Pakistaner, Afghanen und die, die sich für ihn selbst getötet haben (während er in seiner Villa saß).
al-Qaida ist zwar kein eigener Staat, deswegen scheint es auf den ersten Blick fragwürdig zu sein, auf seine Organisation das Kriegsrecht anzuwenden, aber Fakt ist, dass al-Qaida über Territorien wie ein Staat verfügt (zusammen mit der Taliban) oder dies mit militärischen Mitteln zu erreichen versucht. Dass es sich mittlerweile eher um einen losen Verbund handelte, war erst der gezielten Verfolgung der Führungsebene zu verdanken.