Der brave Mann
Sims Alabim; 2009-11-05
Einst kam es, dass ein braver Mann sich am Ende seines Lebens, nachdem er die Schwelle des Todes überschritten hatte, an den Pforten der Hölle wiederfand. Neben ihm stand mit höhnischem Lächeln der Teufel und eröffnete ihm einen Blick auf die Schrecken des Purgatoriums, die nun auf die arme Seele warteten.
Da begann der brave Mann ein großes Geschrei und Gejammer und klagend erhob er seine Stimme zu Gott in der Höhe und sprach: “Wie kann es sein, dass ich an diesen Ort geraten bin? Habe ich doch in meinem ganzen Leben keine einzige Sünde begangen! Habe ich mich doch stets an die Heilige Schrift gehalten, an die Worte der Priester und Bischöfe! Habe ich doch alle Regeln befolgt, die uns aufgetragen sind und habe ein einfaches, ein friedliches, ein gottgefälliges Leben geführt! Warum wird es mir nun mit dem Fegefeuer vergolten, Herr?”
Gott aber blieb stumm.
Da wandte sich der brave Mann in seiner Verzweiflung an den Teufel. “Auch du musst doch wissen, dass ich mich mein Lebtag lang bemüht habe, niemals etwas zu tun, was mir einen Platz in der Hölle einbringen könnte!”
“Das ist wahr”, erwiderte der Teufel lächelnd. “Und aus demselben Grunde hast du in deinem Leben nichts vollbracht, womit du dir einen Platz im Himmel verdient hättest.”